Hornberg

Hornberg trauert um Kenneth Parry

red/ra
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
19. August 2019

Kenneth Parry ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Er wurde im engsten Kreis im Grab seiner ihm vorausgegangenen Frau Marie-Renée Parry Hausenstein beigesetzt. ©Archiv Claudia Ramsteiner

Im engsten Kreis wurde am 10. August Kenneth Parry auf dem Hornberger Friedhof bestattet. Der Schwiegersohn von Wilhelm Hausenstein wollte weder Traueranzeige noch öffentliche Trauerfeier. Die Wilhelm-Hausenstein-Gesellschaft richtet am 18. Oktober eine Gedenkfeier aus.

In den knapp 20 Jahren, in denen er in Hornberg lebte, hinterließ er tiefe Spuren. Im Juli starb Kenneth Parry, seine Urne wurde am 10. August im Grab seiner Frau beigesetzt. Kenneth Parry wollte weder eine Traueranzeige noch eine öffentliche Trauerfeier. Auf einen würdigenden Nachruf wollen wir aber nicht verzichten und veröffentlichen deshalb die (gekürzte) Rede, die Alexander Schwarz im engsten Kreis bei der Beisetzung hielt:

»Zu Kenneths Parrys 90. Geburtstag am 11.Mai hörten manche Gäste von einigen Aspekten in seinem Leben, die nicht allen bekannt waren: Von der Pionierarbeit gemeinsam mit Renée-Marie Parry-Hausenstein schon in den 1960er-Jahren in der britischen Antiatomkraft- und Antiatomwaffenbewegung. Oder von dem, was sie für Aussöhnung und Verständigung von Ost- und West im Kalten Krieg getan haben, indem sie russische und amerikanische Reisegruppen ins jeweils andere Land führten.

Kenneth und Renée-Marie hatten sich beim Skifahren in Österreich kennengelernt. Sie lebten bis Mitte der 1980er Jahre in London, um dann nach Florida umzuziehen und dort mit klugen, aufgeschlossenen Menschen politisch zusammenzuarbeiten. Zu Anfang des 21. Jahrhunderts haben sich die beiden in Hornberg angesiedelt, in der Heimat Wilhelm Hausensteins. Renée-Marie ist 2015 gestorben, bis zu ihrem Tod hat sie Kenneth gepflegt, zuerst zu Hause, dann im benachbarten Heim.

Maxime für alle

Als großzügiger und charmanter Gastgeber hat sich Kenneth nie in den Vordergrund gedrängt, er hat einfach überall geholfen – Einheimischen und Flüchtlingen, die hier in Hornberg angekommen waren. Als großartiger Fotograf und Maler verschickte er gern Bilder von seinen Reisen und Begegnungen mit Menschen. Er ist weiter mit uns als Erinnerung, Anregung und Aufgabe und auch als Inspiration, die er immer war und sein wird. Seine unausgesprochenen Maximen habe ich so verstanden. 

- Anzeige -

Zum Einen: Begegne der Welt offen und mit Empathie, helfend, interessiert, aber nicht belehrend. Zum Zweiten: Erhalte dir die Begeisterungsfähigkeit für die Natur, unseren größten Schatz, den es zu beschützen und zu wahren gilt, für den Menschen, aber auch für die Schönheit und Ästhetik, die in Natur und im Menschen liegen kann, in der Literatur oder der Kunst oder auch in scharfem politischen Denken und den daraus zu ziehenden Konsequenzen hervortreten können. Darin lag immer auch ein Appell, sich in allem Tun begeistern zu lassen  und zu engagieren, in allem, was man tut oder tun muss und tun will. Keine Energie an halbe Sachen verschwenden, in allem den Sinn und die Intelligenz suchen und finden und danach handeln – nicht dagegen.

Gehe stilvoll und charmant mit der Welt um

Zum Dritten: Gehe stilvoll und charmant mit der Welt um, begegne ihr mit Wertschätzung und hilf, diesen Wert zu erhalten. Er war im direkten Sinn ein »gentle man«, ein immer freundlicher Mensch. Oder wie seine Schwägerin Erica Parry schrieb: »Ein Lichtstrahl, ein Sonnenstrahl in einer Welt voller Konflikt und Kampf.« 

Zum Vierten gibt es ein konkretes Vermächtnis, das Wilhelm Hausenstein betrifft: Kenneth hat so viel Zeit und Energie dafür investiert. Er hat mit tatkräftiger Mithilfe das »Kairuan«-Buch von Wilhelm Hausenstein (1921 als eines der ersten zu Paul Klee erschienen) neu herausgebracht und seitdem lange an der Vorbereitung der englischen Ausgabe gearbeitet. Es war ihm sehr wichtig, mit diesem Buch Hausensteins Gedanken in den anglo-amerikanischen Raum zu bringen und hat dafür auch ein kluges, persönliches Vorwort geschrieben. Das Buch ist noch nicht erschienen – und wir sollten helfen, dieses Werk zu vollenden.

»Tragen wir sein Erbe weiter«

Bis zuletzt hat Kenneth auch an der weiteren Erschließung des Hausenstein-Nachlasses gearbeitet, um Hausensteins Werk zugänglich zu machen und zu vermitteln, so wie das im Hornberger Stadtmuseum, in den drei nach Hausenstein benannten Schulen in Hornberg, Durmersheim und München, und in der Wilhelm-Hausenstein-Gesellschaft geschieht. Kenneth hat das nicht nur als Erbe und Schwiegersohn getan, sondern weil er überzeugt war, dass dieser Autor der Welt etwas zu sagen hatte. Tragen wir es weiter!«
 

Weitere Artikel aus der Kategorie: Kinzigtal

Freuen sich über die gelungene Innenrestaurierung ihrer Marienkapelle beim Spänlehof: von links Ludwig und Maria Harter mit Sohn Daniel, rechts Tochter Melanie Müller mit ihrem Mann Alexander und den Kindern Lukas, Tim und Emmi.
vor 1 Stunde
Hausach
Die Marienkapelle des Spänlehofs im Hauserbach wurde vor 100 Jahren geweiht. In den vergangenen Monaten wurde sie aufwendig restauriert, am 1. Mai wird das Jubiläum gefeiert.
Geschäftsführer privater Brauereien aus ganz Deutschland zeigten sich beim Rundgang durch die Brauerei Ketterer beeindruckt von der Ausstattung und tagten im Anschluss zu wichtigen Branchenthemen.
vor 2 Stunden
Kinzigtal
Die Bundesdelegiertenversammlung des Verbands Private Brauereien hat in Hornberg stattgefunden. Themen waren unter anderem der deutsche Biermarkt und die Rohstoffsituation.
Die Schiltacher CDU-Kandidaten (von links): Matthias Fey, Alexander Götz, Michael Götz, Philipp Groß, Hans-Jörg Heinrich, Max Möcke, Stefan Mosler, Lena Rapp, Pierre Reß, Simone Bossert und Andre Schmalz. Es fehlen Karin Kienzler und Sebastian Götz. 
vor 3 Stunden
Schiltach
Elf Kandidaten für den Gemeinderat und zwei für den Ortschaftsrat bieten die Christdemokraten in Schiltach und Lehengericht für die Kommunalwahl am 9. Juni auf.
Mit den Neubauten im Schulzentrum, den Auszahlungen für die Freibadsanierung und die Baukostenumlage fürs Kinzigtalbad stiegen die Investitionen in Hausach auf fast neun Millionen Euro.
vor 3 Stunden
Hausach
Im ersten Corona-Jahr kam bei der Stadt Hausach nicht einmal die Hälfte der „vorsichtig geplanten“ Gewerbesteuer an. Daran erinnerte in der Gemeinderatssitzung am Montag der Jahresabschluss 2020.
Kurt Pöhlandt (links) und Gruppenführer Heinrich Brucker von der Alterswehr sowie Kommandant Dominic Ketterer­ (rechts) überreichten der Jubilarin Maria Weidenheimer neben Blumen auch ein Geschenk.
vor 3 Stunden
Hofstetten
Maria Weidenheimer hat letzte Woche ihren 75. Geburtstag gefeiert. Heute ist sie nicht mehr die einzige Kameradin.
Outdoorexperte Chris Albrecht aus Schramberg wird bei den Naturerlebnistagen zwei besondere Survival-Kurse bieten - einmal für Kinder, einmal für Erwachsene.
vor 10 Stunden
Kinzigtal
Oberwolfachs Naturerlebnistage gehen vom 27. April bis 1. Mai in die dritte Runde. Neue Touren, ein erweitertes Angebot für Kinder und sogar ein Survival-Tag prägen das vielfältige Programm.
vor 13 Stunden
Kinzigtal
Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 zeigt, dass das Kinzigtal im kreisweisen Vergleich sehr gut da steht. Besonders wenige Straftaten gab es in Hofstetten zu verzeichnen.
Die Sprecherin des Gemeindeteams aus Gutach, Daniela Schwarze, bei der Sitzung des katholischen Pfarrgemeinderats Hausach–Hornberg.
vor 16 Stunden
Hausach
Der Pfarrgemeinderat Hausach-Hornberg hat ein vorläufiges Schutzkonzept gegen Missbrauch vorgestellt. Auch die "Kirchenentwicklung 20230" war Thema der Sitzung.
Harald Schwuchow (von links), Pfarrer Christian Meyer und Klaus Rösler stellten die neue Sondermarke mit dem Motiv der evangelischen Kirche vor. 
vor 21 Stunden
Haslach im Kinzigtal
Die Haslacher Philatelie hat zum 70-jährigen Bestehen der evangelischen Stadtkirche eine Sondermarke herausgebracht, die in limitierter Stückzahl erhältlich ist.
Das Akkordeonorchester Gutach huldigt diesem Tasteninstrument mit Blasebalg schon seit 50 Jahren. 
17.04.2024
Gutach
Das Akkordeon Orchester Gutach hat am Sonntag zumJubiläum ein Fest gefeiert und dabei auf die Vereinsgeschichte zurückgeblickt sowie Mitglieder ausgezeichnet.
Björn Thau (von links), Uli Harter, Reinhard Kirchner, Anna Rendina und Andreas Flaig wurden in ihren Vorstandsposten des Tennisclubs Schenkenzell bestätigt.
17.04.2024
Kinzigtal
Die erfolgreichen Schnupperaktionen bescheren dem Tennisclub Schenkenzell ein Mitglieder-Plus. Für 2024 zeichnet sich mit dem Projekt Platzsanierung aber ein großer Aufgabenbrocken ab.
Das Beachvolleyballfeld im Hornberger Freibad ist nun fertig erneuert und bereit für den Spielbetrieb ab der kommenden Schwimmbadsaison.
17.04.2024
Kinzigtal
Der Förderverein hat mit 35 Helfern beim ersten Arbeitseinsatz in diesem Jahr alles für die nahende Saison vorbereitet. Auch das Volleyballfeld ist nun bereit für den Spielbetrieb.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".