Ich vermisse nichts
Katharina J. Ferner lebt seit dem Leselenz Anfang Juli als Leselenz-Stipendiatin und Hausacher Stadtschreiberin im Moler-hiisle im Breitenbach. Sie hat schon während des Leselenzes eine Kolumne geschrieben und wird nun jeden Mittwoch die Leser des Offenburger Tageblatts mit einem Eintrag ins »Stadtschreiber-Tagebuch« an ihrem Leben im Kinzigtal teilhaben lassen:
Ein bisschen ruhig wird es ja schon, dachte ich, als der Leselenz sich dem Ende zuneigte. Und ich schaute noch einmal sehnsüchtig in der Buchhandlung vorbei. Ich begann mich durch die Leselenz-AutorInnen zu lesen und vergaß die Zeit. Und ich begann die Molerhiisle-Bibliothek zu durchstöbern, der Lesestapel wuchs. Und ich überlegte, ob ich nicht langsam selbst mit dem Schreiben beginnen sollte. Und ich fing an, am Roman zu arbeiten und vergaß die Zeit. Und dann saß ich abwechselnd mit Buch, Schreibbuch und Laptop im Hiisle und im Garten und vor dem Museum, überall wo die Sonne eben gerade nicht hin kam, und an besonders heißen Tagen radelte ich ins Schwimmbad, und las dort weiter.
Und die Woche veflog.Und irgendwie schaffte ich es trotzdem, zum Thaifest zu gehen, erste Besuche kündigten sich an, Salsa-Night in Offenburg und auf Schwimmbadwetter folgte Wanderwetter. Und wenn gerade nicht Wanderwetter war, war zumindest Netflix-Wetter. Zum Glück braucht Schreiben kein Wetter. Und da bemerke ich, dass in meinem Buch schon wieder Winter ist und alle ständig frieren.Und ich mache Pause, hole mir ein Eis (aktueller Favorit: Kokos-Zimt) und lasse die Füße in den Kanal hängen. Es hat mindestens dreißig Grad. Und ab und an bekomme ich Nachricht aus Salzburg oder Wien und stelle fest: ich vermisse nichts.
Eure Stadtschreiberin.