Kinzigtäler Museen (4):

Im Haus Theres steht die Zeit still

Christiane Agüera Oliver
Lesezeit 4 Minuten
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18. August 2016
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(Bild 1/2) Im Haus Theres wurde bewusst alles so belassen, als wäre die letzte Bausbewohnerin Theresia Schwendemann gerade erst aus der Küche gegangen. In Schubladen und Regalen sind all die Dinge, die einst den Alltag erleichterten. Die meisten Geräte stammen noch aus Theresia Schwendemanns Haushalt, andere wurden vom Historischen Verein liebevoll ergänzt. ©Christiane Agüera Oliver

Im Haslacher Inneren Graben steht das wohl kleinste Freilichtmuseum des Landes. Das Haus Theres bringt den Alltag der Großeltern von vor 80 Jahren nahe.

Unscheinbar lässt das kleine Häuschen im Inneren Graben der Haslacher Altstadt kaum vermuten, welche historische Schätze sich darin befinden. Dies sind allerdings keine materiellen, sondern vielmehr solche zum Anfassen und Schwelgen in Erinnerungen. Denn die Zeit scheint hier stillzustehen.

Wohnfläche 27 Quadratmeter

Im kleinsten Freilichtmuseum Deutschlands – die Hof- und Gebäudefläche betragen zusammen nur 42 Quadratmeter, das Haus, 1853 erbaut, gerade einmal 27 Quadratmeter – können die Besucher in den Alltag von vor 30 bis 80 Jahren eintauchen. »Es ist gerade so, als sei Theresia Schwendemann  gerade erst aus dem Haus gegangen«, findet der Haslacher Amtsleiter für Kultur und Marketing, Martin Schwendemann, der übrigens nicht mit ihr verwandt sei, wie er betont. 

Bis 2004 war das Haus von Theresia Schwendemann bewohnt, die Stadt Haslach kaufte das Gebäude und stand vor zwei Alternativen: Erhalt oder Abriss, um eine kleine Parkanlage, wie schräg gegenüber oder zwei Parkplätze zu schaffen. 
Der Historische Verein übernahm 2006 die Obhut mit dem Ziel, ein kleines Museum daraus zu machen.

»Eigentlich ist es kein Museum, wir haben bewusst alles so belassen, wie in dem Häuschen gelebt wurde«, betont Schwendemann. Als Vorstand im Historischen Verein kümmert er sich neben dem Vorsitzenden Klaus Kaufmann sowie Beisitzer Werner Kunschner um die Belange des Hauses Theres. Die drei führen interessierte Besucher durchs Gebäude.
Der Kleinbürgerhaushalt blieb mit seinen Möbeln, seinem Inventar und Charme erhalten, macht aber auch deutlich, wie schwer das Leben der Großeltern war. Etwa 70 Prozent der Gegenstände stammen aus dem Haushalt von Theresia Schwendemann selbst, der Rest wurde vom Verein zusammengetragen und von Privatpersonen zur Verfügung gestellt. 

Puddingform und Telefon mit Wählscheibe

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»So etwas hatte meine Oma auch«, hört Schwendemann bei jeder Führung. Jedem Erwachsenen ruft es sofort Dinge in Erinnerung, die es im eigenen Elternhaus oder bei Verwandten auch gab. Von der Brotpuddingform über den Dosenmilchöffner bis hin zum Striebeletrichter und alten abgeschabten Rührlöffeln: In der kleinen Küche findet es Martin Schwendemann jedenfalls am spannendsten.

Das Wasserschiff auf dem Holzofen, die Spüle mit der Kernseife (»Danach roch früher jeder«) oder die alte Bratpfanne mit passender Wurzelbürste zum Sauberschrubben – kann nicht nur bestaunt, sondern auch angefasst werden. Seine Lieblingsstücke befinden sich in der kleinen Küchennische. »Einfach alles was abgenutzt ist, liebe ich innig, wie das Dummisschäufele oder den abgebrochenen Schleifstein.« 

Der Blocker zum Parkett wienern und der Blockerkratzer zum Säubern des Reinigungsgeräts geben Aufschluss, wie schwer häusliche Pflege früher war. In der »guten Stube« gleich nebenan sind das Porzellan im Wohnzimmerschrank, das urige Sofa und die Bücher mit der für viele heute unlesbaren alten Schrift zu bestaunen. »Kinder und Jugendliche wissen heute nicht mehr, wie ein Telefon mit Wählscheibe funktioniert«, versichert Schwendemann. 

Blick ins Schlafzimmer

Über der kleinen, dunklen Speisekammer führt eine steile Treppe hinauf zum Badezimmer, in das gerade die Badewanne passt. Das Schlafzimmer ist hingegen der größte Raum im ganzen Haus. »Bettenmachen war früher richtig Arbeit«, sagt Schwendemann und zeigt alle Laken vom Seichtüchlein über das Unterleintuch, Oberleintuch, Teppich (Wolldecke) zum Plumeau (Daunenfederbettdecke). »Es gab zwei Sorten von Omas, die Kölnisch Wasser- und Tosca-Omas«, erklärt Schwendemann lachend und lässt Besucher auch an den Duftwasserfläschchen auf der Frisierkommode riechen. 

»Und natürlich gibt es auch unnütze und hyperunnütze Dinge«, zeigt er das Stofftaschentücher-Glatthalte-Täschchen. Nicht wirklich moderner wird es im Jugendzimmer unter dem Dach, zu dem eine noch steilere Stiege führt. Darin steht zwar ein Plattenspieler aus den 1980er Jahren, doch der Strausack (Strohsack) und die Rosshaarmatratze im Bett erinnern an ein heute noch kaum vorstellbares Wohnen.

Info

Führung nach Anmeldung

Im Rahmen einer Stadtführung ist der Besuch des Häuschens kostenlos, der historische Verein freut sich über eine Spende. Wichtig: Bei Buchung der Stadtführung den Besuchswunsch angeben.
Ohne Stadtführung können Gruppen das »Haus Theres« mit einem Führer erkunden. Dies kostet pauschal 30€. Anmeldung bei der Tourist-Info im Alten Kloster, •  0 78 32 / 70 61 72.

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