Im Sport-Rollstuhl auf Körbejagd
»Behindertensport macht Schule« – unter diesem Motto stand der Besuch des Badischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbands (BBS) in der Wolftalschule Oberwolfach. Auf dem Programm stand ein spannender und lehrreicher Tag für die Schüler.
Oberwolfach. In der Sporthalle der Wolftalschule ist an diesem Donnerstagvormittag ziemlich was los. Gerade tollen die Zweitklässler wild herum, lachen, haben sichtlich Spaß. Doch irgendwie ist dieses Mal alles anders. Die Kinder samt Referendarin Claudia Staiger flitzen in Rollstühlen durch die Halle. Bevor das ersehnte Basketball-Match über die Bühne geht, müssen die jungen Sportler erst einmal richtig mit den Rollstühlen umgehen können, ein Gefühl dafür bekommen.
Mittendrin ragt Marco Hopp heraus. Er gibt genaue Anweisungen. Der ehemalige Nationalspieler weiß, wovon er redet, schließlich ist er aktueller Bundestrainer der Junioren-Basketballer und Coach der »Rolling Chocolates« aus Heidelberg, die in der kommenden Saison in der ersten Bundesliga spielen werden.
»Und jetzt ziehen wir uns gegenseitig. Und schneller!«, schreit Hopp. »Am Ende legt ihr eine Drehung hin und fahrt zurück – genau so!« Gesagt getan: Die Schüler kommen gut mit den bis zu 6500 Euro teuren Sport-Rollstühlen zurecht.
Die Aktion »Behindertensport macht Schule« wird erstmals in Oberwolfach angeboten. Zweit,- Viert- und Neuntklässler erleben für ein paar Stunden, wie es ist, wenn man nicht gehen kann. »Die Kinder sollen dadurch selbstbewusster werden und Hemmungen gegenüber Menschen mit Behinderungen ablegen«, sagt Claudia Staiger.
Die Idee war der seit Februar 2012 in Oberwolfach tätigen Referendarin während der Paralympischen Spiele von London gekommen. Bereits im November startete das Projekt. »Eigentlich wollte ich nur Infomaterial vom BBS. Doch dann hieß es, die Schule könne kostenlos an dem Projekt teilnehmen«, erinnert sie sich. Weil »Behindertensport in der Schule« so beliebt ist, konnten Hopp und sein Team erst jetzt kommen. »Wir besuchen pro Jahr etwa zwölf bis 18 Schulen«, sagt er. Im Gepäck hat er 15 Sport-Rollstühle und jede Menge Tricks. Die Kosten übernimmt der BBS.
Mit dabei ist auch Hopps Sohn André. Der 23-Jährige hat zwar kein Handicap, spielt aber trotzdem bei den »Rolling Chocolates« mit. In Deutschland ist das erlaubt. André zeigt, was alles möglich ist – obwohl man im Rollstuhl sitzt. Er balanciert auf einem Rad, legt einen Spurt hin, fährt rasant rückwärts. »Man kann Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 30 Stundenkilometern erreichen«, erzählt Hopp stolz.
Mittlerweile ist auch Bürgermeister Jürgen Nowak in der Halle angekommen. Auch er setzt sich in einen Rollstuhl – schließlich fehlt noch ein Mitspieler fürs Match. Dann geht's richtig los. Die Kinder sind voll dabei, rammen sich, liefern sich heiße Duelle um den Ball. Im zweiten oder dritten Anlauf versenken sie ihn dann im Korb. Wenn André es vormacht, sieht es viel leichter aus. »Hier!«, schreit eines der Kinder. Und: »Pass doch mal!«, ertönt es kurz darauf. Die Schüler sind voll dabei.
Referendarin Staiger ist zufrieden: »Die Kinder sind begeistert und interessieren sich für die Sache.« Selbst für die jungen Zweitklässler sei es mehr als nur Spiel und Spaß. »Die Schüler machen sich Gedanken darüber, wie es ist, eine Behinderung zu haben. Sie stellen viele Fragen«, berichtet Staiger.
Nach dem Spiel sind die Neuntklässler dran. Auch sie sollen für den Umgang mit Menschen mit Behinderungen sensibilisiert werden – und jede Menge Spaß beim Rollstuhl-Basketball haben.
Stichwort:
Mit dem Projekt verfolgt der Badische Behinderten- und Rehabilitationssportverband nach eigenen Angaben das Ziel, Kindern und Jugendlichen die vielfältigen Sportmöglichkeiten von Menschen mit einer Behinderung näherzubringen. Das Projekt ist für alle Alters- und Klassenstufen geeignet und kann von Schulen kostenlos gebucht werden.
Zwischen folgenden Sportarten kann gewählt werden:
▸ Rollstuhlbasketball
▸ Rollstuhlrugby
▸ Blinden-Torballspiel
▸ Blinden-Biathlon
Informationen gibt es unter www.bbsbaden.de