In 35 Stunden fit für die Drehleiter
Die auffällig hohe Präsenz der Drehleiter in den vergangenen Tagen in Hausach ist aufgeklärt: Neun Maschinisten brachten sich in einem zweieinhalbwöchigen Lehrgang auf den aktuellen Wissensstand, um das Gerät umsichtig und richtig bedienen zu können.
So ein komplexes Gerät wie die Drehleiter richtig bedienen zu können, erfordert ordentlich Wissen, Übung und eine intensive Schulung in der Fahrzeugtechnik – zumal im Einsatzfall unter großem Druck jeder Handgriff sitzen muss. »Die rechtlichen Vorgaben – Arbeitsschutzgesetz, Betriebssicherheitsverordnung und Unfallverhütungsvorschriften – fordern eine Befähigung des Bedienpersonals sowie die dokumentierte Einweisung in die Arbeitsmittel«, sagt Ausbilder Michael Dietrich vom Feuerwehrverband Ortenaukreis. Mit dem Arbeitsmittel ist in diesem Fall das »Hubrettungsfahrzeug« gemeint, zu deren Gattung die Drehleiter gehört.
Damit sollen Gefährdungen für die Einsatzkräfte ausgeschlossen werden – gerade die Feuerwehr habe aber im Gegensatz zu gewerblichen Unternehmen eine besondere Verantwortung gegenüber Dritten, den zu rettenden Personen. »Diese Verantwortung und das baurechtliche Versprechen der Sicherstellung eines zweiten Rettungswegs erfordert eine Ausbildung der Maschinisten für Hubrettungsfahrzeuge, die deutlich über die Forderungen des Arbeitsschutzes hinausgehen sollte«, so Dietrich.
In der Stadt geübt
Eine umfassende technische und einsatztaktische Aus- und Fortbildung schaffe somit nicht nur Sicherheit für den Anwender, sondern auch Rechtssicherheit für den Leiter der Feuerwehr. Auch Kommandant Sebastian Holloway selbst hat – gemeinsam mit acht weiteren Feuerwehrmännern – dafür 35 Stunden Freizeit geopfert.
Sie lernten die Aufgabenbereiche der Besatzung kennen und ließen sich intensiv in das Fahrzeug einweisen: von der Unfallverhütung und den Sicherheitseinrichtungen bis zu Einsatzbereichen, Einsatztaktik und -grundsätze. Die Lehrgangsteilnehmer übten in kleinen Gruppen an Schulen, Kirchen, Hallen und Gewässern instensiv Menschenrettng, Brandbekämpfung und tecnische Hilfe und stellten ihr Können unter Beweis.
Bei Einsätzen bis Hornberg und ins obere Wolftal unterwegs
»Das ausgebildete Fachpersonal kann nun mit der entsprechenden Rechtssicherheit Verantwortung sowohl am Standort Hausach als auch in Überlandeinsätzen übernehmen«, betont Dietrich. Die Hausacher Feuerwehr ist mit ihrer Drehleiter bei Einsätzen vom Raum Haslach bis Hornberg und ins obere Wolftal unterwegs.
»Im Herbst wird ein weiterer Lehrgang stattfinden«, so Holloway. Lehrgangsvoraussetzung ist eine abgeschlossene Truppmannausbildung und möglichst auch die Ausbildung zum Maschinisten, damit die Grundlagen der Fahrzeug- und Gerätetechnik vorausgesetzt werden können.
Der Lehrgangsabschluss fand am Samstag im Feuerwehrhaus in Hausach statt. Der Kommandant Sebastian Holloway, Ausbildungsleiter Michael Dietrich und die Ausbilder Felix Willmann und Gerold Schulz freuen sich darüber, dass alle Teilnehmer den theoretischen und praktischen Teil der Prüfung mit bestem Erfolg bestanden haben.
Ausbildung neu strukturiert
Die deutschen Feuerwehren halten Hubrettungsfahrzeuge – Drehleitern und speziell für die Feuerwehren ausgerüstete Hubarbeitsbühnen – vor, um Menschen aus Gefahren in großer Höhe zu retten. Sie sichern damit eingeschlossenen Personen den baurechtlich geforderten zweiten Rettungsweg, oft der letzte Ausweg vor Feuer und tödlichem Brandrauch.
Dieser lebensrettende Einsatz erfordert eine umfassende technische und taktische Ausbildung der Einsatzkräfte des Hubrettungsfahrzeugs. In der Vergangenheit ist es im Zusammenhang mit Hubrettungsfahrzeugen international immer wieder zu Unfällen – teils mit tödlichem Ausgang – gekommen. Diese Unfälle sind einerseits durch technische Defekte, andererseits durch unvorsichtige oder unvorschriftsmäßige Bedienung verursacht worden.
Grund genug, die Ausbildung zum Maschinisten für Hubrettungsfahrzeuge einheitlicher zu strukturieren. Die betreffenden Einsatzkräfte sollten daher durch eine mindestens 35 Stunden umfassende Schulung auf ihre Tätigkeit vorbereitet werden.