36 Tagen zu Fuß unterwegs

Von Florenz nach Rom: Hausacher Ehepaar auf Pilgerreise

Claudia Ramsteiner
Lesezeit 5 Minuten
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06. Oktober 2017

Das Hausacher Ehepaar Beate und Manfred Schoch pilgerte 36 Tage auf dem Franziskusweg von Florenz bis Rom. Am kommenden Mittwoch berichten die beiden darüber im katholischen Pfarrheim in Hausach. ©Privat

Seit vielen Jahren sind Beate und Manfred Schoch pilgernd unterwegs. Bisher immer auf verschiedenen Jakobswegen. Zum ersten Mal waren sie nun auf dem Franziskusweg von Florenz über Assisi nach Rom unterwegs: 36 Tage, 560 Kilometer, mehr als 20 000 Höhenmeter. Ihre Leidenschaft verbinden sie mit einer zweiten: der Hilfe für das Haus Mai Tâm, einem Aids-Kinderheim in Saigon. Die Einnahmen aus ihren Pilger-Vorträgen gehen immer in diese Einrichtung in Vietnam, die sich allein aus Spenden finanzieren muss. Der Einfachheit halber verwenden wir ab der dritten Frage nur noch die Vornamen.
 

Wie kamen Sie zum Pilgern?

Beate Schoch: Über das Buch von der Carmen Rorbach »Wandern auf dem Himmelspfad«. Das habe ich gelesen und dachte: Das ist ein Lebenstraum, wenn wir mal in Rente sind. Eine Knieverletzung meines Mannes hat uns zum Umdenken bewegt: Nicht auf die Rente warten, sondern Träume sofort verwirklichen.

Wann ging es dann los?

Beate Schoch: 2004 sind wir das erste Mal auf dem Jakobsweg von Ulm nach Konstanz gewandert. Da haben wir uns den Virus eingefangen. Ich hatte etwas Angst vor dem Rucksacktragen, aber das war kein Problem 
Manfred Schoch: Ich bin Perfektionist: Das Loslassen, das Ausprobieren, die Unsicherheit aushalten war für mich eine erste Erfahrung. 

Wie schwer sind denn Ihre Rucksäcke, wenn Sie unterwegs sind?

Manfred: Es gib da ein Zitat eines Franzosen »Angst ist Gewicht«. Man nimmt immer zuviel mit. Meine Frau hat zehn bis elf, ich zwölf bis 13 Kilo. 
Beate: Wir haben alles daheim in Kisten, da ist der Rucksack recht schnell gepackt. Oft packen wir dann den gepackten Rucksack wieder aus und versuchen, noch Ballast hier zu lassen. Wir bezahlen aber immer noch Lehrgeld, wenn wir Päckle heimschicken mit Dingen, die wir nicht brauchen. Oder Infomaterial, das wir irgendwo mitnehmen und dann doch nicht mittragen wollen.

Bisher waren sie immer auf Jakobswegen unterwegs. Wie kam es nun zum Franziskusweg?

Manfred: Wir mussten  2015 auf dem Jakobsweg in Nevers in Frankreich abbrechen wegen der Hitze. Dieses Jahr haben wir von dort weitergemacht bis in die Pyrenäen. Es war ein komplett anderer Weg als die übliche Route. Der Franziskusweg erschien uns als schwierig mit seinen vielen Höhenmetern. Wir werden älter und dachten, das müssen wir noch machen, solange wir noch können.  
Beate: Der Gründer von Mai Tam hat zu dieser Zeit noch in Rom Pshychologie studiert. Ihn dort zu besuchen, war auch ein Gedanke. Den haben wir dann auch gleich am ersten Tag getroffen.

Was ist das Besondere am Franzsikus-Weg?

Beate: Die Natur!
Manfred: Die körperliche Herausforderung. Und die spirituelle. Franziskus begleitet dich dort auf Schritt und Tritt. 

Wie groß sind denn Ihre Tagesetappen beim Pilgern?

Manfred: Auf dem Franziskusweg so knapp 20 Kilometer, durch die vielen Höhenmeter weniger als sonst. So große Herausforderungen hatten wir bisher nie.  
Beate: Ich bin ausdauernd und strapazierfähig, aber nicht besonders schwindelfrei und trittsicher. Die erste Woche bin ich nicht nur an meine Grenzen gestoßen, sondern musste sie überschreiten. Mitpilger haben mich gepuscht. Manfred hat vorn gezogen und sie von hinten angefeuert. Wenn ich gewusst hätte, wie der Weg ist, hätte ich mich sicher nicht darauf eingelassen. Aber wenn man mal drin ist, kann man ja nicht mehr umkehren. 
Manfred: Diese Erfahrung hat meine Frau noch stärker gemacht. Und denn steht man oben, Franziskus steht auf der Mauer und schaut ins Tal. Das sind wunderbare Momente. 

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Ist dieser Pilgerweg denn gut ausgeschildert?

Manfred: Oft sehr schlecht. Und wir waren wohl die einzigen ohne GPS. Wir hatten nur zwei Pilgerführer dabei.
Beate: Mein GPS hat Ohren und heißt Manfred. Ich würde im Zweifelsfall immer den schönsten Weg nehmen, nicht unbedingt den richtigen. 

Wo übernachten Sie unterwegs?

Beate: In Klöstern, privat, in Gasthöfen, in »Hotellele«. Da war auch mal eins dabei, da dachten wir, wir auch auf der Straße bleiben können. Man muss halt sehen, was es gibt.
Manfred: Wir buchen möglichst vorher. Mit Isomatte und Schlafsack, das ist nicht mehr unseres. Da möchte ich schon etwas Sicherheit. 

Wie war das Ankommen in Rom?

Beate: in Rom oder auch in Santiago anzukommen: Das ist schon was. Man ist so glücklich und dankbar und kann es gar nicht glauben. Wir wohnten in Rom bei Palottinerschwestern drei Purzelbäume vom Vatikan entfernt. Das war klasse. 
Manfred: Man sagt ja immer, der Weg ist das Ziel. Aber man macht ja schon den Weg wegen des Ziels. Es ist eine unglaubliche Freude, aber auch Wehmut, dass es vorbei ist. 

Kommt man da mit anderen Pilgerern in Kontakt? 

Beate: Ja, natürlich, zu vielen haben wir auch noch Kontakt. 
Manfred: Das ist aber kein Geglucke. Man muss nicht unbedingt zusammen laufen. Man trifft sich immer wieder mal, aber jeder geht in seinem Rhythmus. Wenn man spürt, dass es gut geht, entsteht eine große Vertrautheit, in der man sich auch mal mehr öffnet als in vertrauter Umgebung. Wir hatten sehr viel tiefe Begegnungen.

Wie ist das Heimkommen nach 40 Tagen Pilgern?

Beate: Ich will in solchen Augenblicken des Ankommens gar nicht heim, obwohl ich ja grundsätzlich auch gern daheim bin. Aber das Unterwegssein ist einfach Freiheit, losgelöst von allen Sorgen. Man ist gespannt auf den Tag – daheim schaut man in den Kalender und weiß, was kommt. 
Manfred: Es ist nur der Weg vorgegeben, aber auf diesem Weg erlebt man Freiheit pur. Keine Termine, keine Verpflichtungen. Schwierig ist es, die Erfahrungen daheim umzusetzen und nicht alles so wichtig nehmen.

Wie fasst man so eine Pilgerreise jetzt in einen Vortrag?

Manfred: Erst einmal 9000 Bilder sichten. Wenn Beates Foto nicht schon am ersten Tag abhanden gekommen wäre, wären es wohl doppelt so viele. Und dann folgt die Gewichtung: Was interessiert die Menschen? Es sind unglaublich viele Informationen und persönliche Erfahrungen, die da zusammengefasst werden müssen. Wie’s ankommt, werden wir am Mittwoch sehen. 
 

Stichwort

Vortrag

Beate und Manfred Schoch werden am Mittwoch, 11. Oktober, um 19.30 Uhr im katholischen Pfarrheim in Hausach in Wort und Bild über ihre jüngste Pilgerreise berichten. Der Eintritt ist frei, die Spende geht an Mai Tâm. 

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