In gewohnter Manier: Verbot ignorieren, Närrlein taufen, feiern
Die Fasnacht in Haslach hat begonnen: Am Samstagabend zogen die Narren zum Narrenbrunnen, wo das Närrlein getauft wurde. In der Stadthalle in Haslach wurde anschließend bis in die Nacht der Beginn der fünften Jahreszeit gefeiert.
»Mir schwätze nit lang rum, mir fange gli a«, begrüßte Zunftmeister Manuel Seitz am Samstagabend das Narrenvolk, das die Stadthalle füllte. Das Motto »So ein Affentheater, mer kann‘s nit fasse – rund um die Welt un in Hasles Gasse« zog sich als roter Faden durch das angekündigte »kurze aber knackige« Programm mit »tierischen Tänzen«.
Sogleich wollten die im Narrenkäfig eingesperrten Figuren aus ihrer Gefangenschaft befreit werden. Die beiden »Prüfer« Melanie Stevens und Markus Zagermann machten es ihnen aber nicht leicht, denn erst mussten deren Gründe beurteilt werden. Da war die B 33, deren Ausbau mindestens schon dreißig Jahre dahinsiecht. Auch der »Bayerische Hof« bröckele schon Jahre vor sich hin. Zwar brachte die große Klepperlegarde sowohl mit dem Narrenmarsch als auch mit »de Schneider und die Maus« sowie »de Hans im Schnogeloch« Stimmung in den Saal. So richtig ab ging es dann jedoch mit den modernen Stücken, darunter das bekannte »Eye of the tiger«.
Bürgermeisterwahl und denkwürdige Kandidatenvorstellung durfte als beliebtes Thema selbstverständlich nicht fehlen. König Heinz, der mit seiner Bärbel die Szenerie genüsslich im Publikum verfolgte, hatte es beim öffentlichen Auftritt der Kandidaten gar nicht leicht Haltung zu bewahren. Denn mit dem »Phantom aus den Nebelbergen«, das niemand je gesehen hatte und das erst gar nicht antrat, dem geschwätzigen Rapper aus dem hinteren Wolftal, der sich für den Besten hielt, und dem armen Mann, dem der einzige Kugelschreiber just bei der Erstellung seiner Rede abgebrochen war, gab es dann doch noch einen »Überflieger«. Riesenbeifall, begleitet von entsprechendem Gelächter brauste auf, als »Daddel-Philpp«, der ständig auf seinem Handy oder seinem Laptop rumdaddelt, sprich rumspielt, mit seiner attraktiven Partnerin mit Kugelschreibern und Flyern um Stimmen warb. Schade, dass Bürgermeister Philipp Saar in Berlin weilte und diese Glanznummer nicht miterleben konnte.
»Wie ein Alter«
In der Pause ließen es die Gassenfezer in bekannter Manier krachen. Dabei fiel der erst fünfjährige Tobias sofort auf. Er bearbeitete sein Kinder-Schlagzeug »wie ein Alter« und wurde nicht müde, den Takt mit seinen Füßen auf den Hallenboden zu stampfen. Der Narrensamen zeigte mit seinem Affentanz, welch Narrenblut in seinen Adern fließt. Die Frage, wer die Kokosnuss geklaut hatte, beantwortete ein frecher Affe, der mitten im Publikum auf dem Tisch tanzte. Den Schlusspunkt vor dem Finale mit allen sechzig Akteuren setzten die »Narrophoes«. Dabei wurden die Töne durch einen Klaps mit einer Ballonwurst auf die Köpfe der Orgelpfeifen erzeugt.
Nach fast haargenau eineinhalb Stunden erfolgte dann die Freigabe des närrischen Wochenmarkts im Saal. Dort waren Stände aufgebaut, an denen sich die Narren mit Getränken aller Art und einem Imbiss dem Feiern widmen konnten.
Vor der gelungenen Fasnachtseröffnungsparty in der Stadthalle hatten die Haslacher Narren das auf der Freitreppe der »Kanone« von Schultheiß »Jörg Gebele von Waldstein« (David Eisenmann) verlesene Verbot der Fasent, das die Fürstenberger im 17. Jahrhundert erließen, mit lauten Buhrufen ignoriert. Gemeinsam mit den Gassenfezern, Hemd-
glunkern und der Klepperlesgarde zog das närrische Volk zum Rohrbrunnen, wo das Närrlein nach dem Lied des Nachtwächters von der Hebamme aus dem kalten Wasser gefischt und sogleich ins warme Stickkissen gewickelt wurde.
Darüber freuten sich nicht nur die gesamte Taufgesellschaft, sondern auch die Haselnarros, Schellenhansele und Gischtgeischthexen, die aus allen Gassen herbeieilten. Mit närrischer Miliz, Ranzengarde, der Narrenbolezei und den Marketenderinnen zogen sie danach zur Stadthalle.