Hausacher Leselenzereien (6)

Jenseit der Ankunft

Jon Cho-Polizzi
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09. Juli 2019

Jon Cho-Polizzi ist Übersetzer und Doktorand an der University of California. ©Viola Tietja

Der Hausacher Leselenz prägt in diesen Tagen das kulturelle Leben in Hausach. Bis zum Ende der Literaturtage am Freitag, 12. Juli, lesen Sie an dieser Stelle eine Gastkolumne von Autoren, Leitern der Schreibwerkstätten und Moderatoren. Heute schreibt Jon Cho-Polizzi, Doktorand der Germanistik an der University of California, Berkeley und diesjähriger Versopolis-Guest-Editor des Festivals; englische Übersetzungen ausgewählter Leselenz-Mitschreibenden sind online auf der Versopolis Homepage zu lesen. Jon Cho-Polizzi ist der erste Übersetzer in der Reihe der Leselenz-Kolumnisten:
 

Was bedeutet es, wieder im Schwarzwald anzukommen, nach einer langen Zeit in Übersee? Das erste Gefühl ist eines einer unerwarteten Beheimatung: der grüne Blick durch Zugfenster auf eine wellenhafte Berglandschaft, der Duft des Waldes, das Rauschen der Kinzig. Seltsam, aber auch doch beruhigend die Farben, den Geschmack, die Melodie des eigenen Heimatlands in einem fremden (aber schon längst nicht mehr befremdlichen) Ort wiederzufinden. 

Es fehlt nur der Hauch des Pazifiks, um mir mit halbgeschlossenen Augen vorstellen zu können, nach langer Autofahrt aus San Francisco wieder dort zu stehen, wo ich selbst aufgewachsen bin: an der Küste von Mendocino, am südlichsten Rand des Pazifischen Nordwestens. Der Klang des Alemannischen trägt auch etwas Familiäres in sich für einen Kalifornier, eine Tonfolge, die José Oliver einst für mich verglichen hat mit der Musikalität des mexikanischen Akzents: »Alemannic is to German as Mexican is to Spanish«. 

Vielfalt an Sprachen

Hier und da noch ein paar eingeschmuggelte spanische Worte lassen sich langsam den Lauf des Kinzigtals entlang treiben. Englisch. Französisch. Schwedisch. Mazedonisch. Diese Vielfalt an Sprachen, die ich auch mit meinem Leben am Rand des Pazifiks eingeordnet hätte. Na dann. Also bin ich hier doch richtig. Ankommen in Hausach heißt eine Begegnung mit alten Freund*innen. Wohlbekannte Gesichter, neue Geschichten – sich aus den Schichten vergangener LeseLenz-Jahre wie aus einem bunten Fasent-Häs zu entkleiden. 

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Die Blöße der reinen Poesie. Eine Begegnung mit Sprache(n), die nur hier stattfinden könnte: Im Überschaubaren des ländlichen Raums. In einem Literaturfestival, das seit Jahren schon Familientreff geworden ist. Denn mein literarisches Aufwachen in der deutschen Sprache ist in zwei ungleiche Hälften aufzuteilen: Das Leben vor und das Leben nach meiner ersten Ankunft in Hausach. 

Die lebensfröhlichste Verkörperung eines Berliner Türstehers

Die dauerhaften Beziehungen zu Menschen und deren Worte, die sich hier zwischen heiteren Lesungen und heißeren Sommergewittern verschlingen. Die Entwicklung poetischer Sprachen, die die künstlichen Eingrenzungen des Sprachlichen überwinden. Raum und Möglichkeit des kreativen Schaffens, und dort am Eingang wie die lebensfröhlichste Verkörperung eines Berliner Türstehers: José – bereit, die Verantwortung für den perfekten Mix an Mitmenschen, Stimmen und Stimmungen zu übernehmen. Bereit, dem LeseLenz seine ganz besondere Magie zu verleihen. 

Der Weisheit Michael Holms über meinen eigenen Geburtsort zum Trotz: Eine tagtägliche Autofahrt von San Fernando nach Mendocino wäre unmöglich. Doch die alljährliche Pilgerfahrt von Mendocino nach Hausach ist schon seit langer Zeit Teil meines literarischen Habitus’ geworden. Eine Ankunft und unmittelbares Eintauchen in eine Gemeinschaft, die Lyrik heißt. Eine Gemeinschaft where poetry lives.

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