Jugendkapelle bietet Ungewohntes auf hohem Niveau
In der gut besetzten Festhalle hatte die Jugendkapelle Oberwolfach bei ihrem Jahreskonzert am Samstagabend das Publikum von Anfang an auf ihrer Seite. Geboten wurden sowohl Klassiker als auch unbekanntere Werke. Am Ende gab es zwei Zugaben.
»Zehn Jahre Jugendkapelle unter Thomas Rauber«, verkündete Trachtenkapellen-Chef Markus Schätzle vor dem Jahreskonzert am Samstag in der gut besetzten Festhalle und überreichte dem Dirigenten unter großem Applaus ein Geschenk. Dann hieß er sechs neue Musiker willkommen und überreichte den vier Posaunisten Max Gewald, Jannis Loibl, Paul Echle und Manuel Welle ihre soeben erreichten Jungmusiker-Leistungsabzeichen in Bronze. »Legt los und zeigt, was ihr drauf habt«, rief er der Kapelle aufmunternd zu.
Was die 25 jungen Musikerinnen und Musiker drauf hatten, das erstaunte auch diejenigen, die von der Jugendkapelle einiges gewohnt sind: Was sie an diesem Abend boten, war ebenso begeisternde wie ausgefeilte Musik auf hohem Niveau. Bereits das Eröffnungsstück »A little Opening« von Thiemo Kraas überzeugte mit Schwung und erwartungsvoller Spannung, sodass die Musiker gleich zu Beginn die Zuhörer gefangen nahmen.
Ein Schuss Romantik
In reizvollem Kontrast dazu dann das nächste Stück: zwei Sätze aus der bekannten »Nussknacker-Suite« von Peter Tschaikowski, einfühlsam und mit einem guten Schuss Romantik gespielt und rhythmisch sehr gelungen. »La Storia« hieß der nächste, spannungsvolle Programmpunkt von Jacob de Haan, in dem viele bekannte Motive anklangen und bei dem sich jeder Zuhörer seine eigene Geschichte zusammenträumen konnte.
Hymnische Klänge
Der spielerische Höhepunkt aber war zweifelsfrei »A Klezmer Karnival« von Philip Sparke. Hier präsentierten die Musiker mit atemberaubendem Tempo, unglaublichem Schwung und einem Schuss musikalischem Übermut ein ausgesprochen schwieriges Stück Musik mit aufregenden Tempowechseln.
Mit imposanten, hymnischen Klängen ging’s nach der Pause weiter mit einem John-Williams-Medley, in dem auch die besinnlichen Facetten ihren Platz hatten. Ganz andere Töne schlug die Jugendkapelle auf abgedunkelter Bühne bei Michael Sweenys »Earthdance« an, einer Hymne an die Verbundenheit der Menschen mit Mutter Erde, bei der ungewohnte kompositorische Stilmittel eingesetzt wurden: Naturphänomene, archaisches Trommeln, jubelnder Tanz und ein versöhnlicher, melodischer Schluss beeindruckten tief. Nach Filmmelodien aus »Fluch der Karibik«, die harmlos mit leisem Glockenspiel begannen und in imposanten karibischen Klängen endeten, kamen die jungen Musiker zum (vorläufigen) Schluss, einem aufgedrehten und dennoch mit großer Genauigkeit gespielten Medley von »Supertramp«.
Der Beifall der Zuhörer war gewaltig und Zugaben unausweichlich. Gleich zwei spendierten die Musiker: »Tequila« von Carlos Santana und – vollends ausgelassen mit einem kopfstehenden Piccolo-Spieler – Philip Sousas »Stars and Stripes«.