Kabarettist weiß, wie es ist, Lehrer zu sein - er ist es!

(Bild 1/2) Jeder im Marc Hofmanns Publikum weiß, von was der Lehrer spricht und lacht sich schlapp. ©Martina Baumgartner
Nach ganz kurzer »Anlaufzeit« hatte Lehrer, Buchautor und Kabarettist Marc Hofmann sein Publikum am Samstagabend im Treffpunkt fest im Griff. Mit viel Spottlust berichtete er vom Schulalltag. Die Zuschauer lachten Tränen.
Rund 100 Zuschauer hatte Marc Hofmann bei seinem Kabarettprogramm im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Kleinkunst im Treffpunkt«. »Wir haben praktisch keinen freien Stuhl mehr«, freute sich Treffpunktleiterin Ulrike Stein über ein volles Haus.
"Berufsbedingt monologbereit"
Hofmann ist hauptberuflich Gymnasiallehrer in Freiburg und »berufsbedingt monologbereit«, informierte er sein Publikum zu Beginn seines Programms »Der Klassenfeind« – eine Eigenschaft, die Lehrer und Kabarettisten offenbar gemeinsam haben.
Der Autor und Kabarettist griff in die literarische Tickkiste und ließ sein Alter Ego, Gymnasiallehrer Harry Milford aus einem absurden Schulalltag an einem Gymnasium berichten. So täuschte Hofmann Nachahmung vor, die der Realität vielleicht in nichts nachsteht, ahnten die Zuschauer – und das war urkomisch.
"Schüler" und Kollegen lachen über sich selbst
Alle im Publikum erkannten sich wieder als Lehrer oder ehemalige Schüler in »Hofmanns Erzählungen« und konnten herzlich über sich selbst lachen – die beste Art von Humor.
Messerscharf, böse und zynisch skizzierte Hofmann Exemplare seiner eigenen Zunft, stigmatisierte ebensolche Schülertypen und ließ offen, wer von ihnen Opfer oder Täter war. Hofmann pfiff auf den Allgemeinplatz »politisch korrekt« und schien lediglich aus einer Parallelwelt zu berichten.
Dort kämpften Schüler wie Jeremias Faller – Mitglied einer »bildungsfernen Schicht«, dessen »dumpfbatzige« Brüder ebenfalls von Milford unterrichtet wurden.
Akne und schlechte Luft
Kampf im Klassenzimmer
Dort kämpften Kinder und Jugendliche in einer »Verpuppungsphase, auf die Adoleszenz wartend«, mit allen Fallstricken der Pubertät.
Dort kämpften Lehrer, deren Leben »zäh wie Teer« aus ihnen herausfloss, während sie Klassenarbeiten korrigierend am Schreibtisch verbrachten. Dort kämpften Referendare mit Situationen hinter der Klassenzimmertür, von denen sie in der Uni niemals hörten.
Dort kämpften Helicopter-Eltern mit jungen Erwachsenen deren »Gehirn wegen Umbau« geschlossen war und mit Lehrern, die vermeintliche Hochbegabung des Nachwuchses mit Hyperaktivität verwechselten. Dort war ein »Menschenstau« am Kopierer oder an der Kaffeemaschine im Lehrerzimmer ein tägliches Problem.
Messerscharf präsentiert
Präzise Schnitte setzte Hofmann mit dem Satireskalpell bei Themen wie Klassenfahrten, nicht gemachten Hausaufgaben, Schülersprache – »Woddi mit Mische« –, Elternabenden und Schülermitbestimmung – denn »Schule ist etwa so demokratisch wie Nordkorea«, wusste Kunstfigur Milford.
Vokabeln drauf
Köstlich waren seine Ausführungen zu Spickversuchen bei Klassenarbeiten, von denen manche so leserlich seien, wie Texte in »karolingischer Minuskel«. Gekonnt spielte der Kabarettist mit dem Publikum in der Rolle des Lehrers, wenn es hieß: »Hefte raus!« oder »Gibt’s Fragen bis dahin?« und »Wo sind wir stehen geblieben?«
Immer wieder griff Hofmann zur Gitarre und begleitete seine eher nachdenklichen Lieder mit Titeln wie »Is it Love oder Lexie« oder »Heut bin ich böse« und »’s ist wieder Urlaub«.
Witzige Autorenlesung
Zu Hofmanns frei gesprochenen Programm gehörten auch gelesene Kapitel aus seinem Roman »Der Klassenfeind«. Der Autor las kurzweilig und humorvoll vom Wahnsinn im Schulalltag und das Publikum honorierte den Abschluss des unterhaltsamen Abends mit großem Applaus.
Zur Frage, wie seine Schüler auf »Der Klassenfeind« reagieren, antwortete der Lehrer: »Gelassen. Manchmal bekomme ich sogar Themenvorschläge dazu von den Schülern selbst.«