Kinzigtal

Kapuzinerbrüder waren vor fast 300 Jahren in Haslach zu Hause

Von Alois Krafczyk
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
19. September 2023
Auf dem Bild von Haslach aus dem Jahr 1688 (Kopie von Rudolf Thoma) sind rechts das Kapuzinerkloster und vorn links Bettelmönche zu sehen.

(Bild 1/3) Auf dem Bild von Haslach aus dem Jahr 1688 (Kopie von Rudolf Thoma) sind rechts das Kapuzinerkloster und vorn links Bettelmönche zu sehen. ©Repros: Alois Krafczyk

Vor rund 390 Jahren wurde in Haslach das alte Kapuzinerkloster erbaut. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts lebten und wirkten dort Mönche.

Vor rund 390 Jahren hat das klösterliche Leben in Haslach begonnen – noch heute zeugt das alte Kapuzinerkloster davon, in dem heute das Trachtenmuseum und die Tourist-Info untergebracht sind. 

Es war der Wunsch des Grafen Christoph II. von Fürstenberg, in Haslach um 1612 ein Kloster für die Brüder des Heiligen Franziskus zu bauen. Bedingt durch den plötzlichen Tod des Stifters, wurde dieses Projekt aber erst unter seinem Sohn Friedrich Rudolph von Fürstenberg umgesetzt.

Vor rund 390 Jahren kamen dann Kapuzinerbrüder nach Haslach und besiedelten das zwischen 1630 und 1632 erbaute Kloster – es ist noch heute die einzig völlig erhaltene Klosteranlage des Kapuzinerordens aus der Zeit des 30-jährigen Krieges im süddeutschen Raum.

Acht Kapuziner

Die noch vorhandene Klosterchronik und verschiedene Aufzeichnungen verraten vieles aus der Zeit, in der Kapuziner außerhalb der Mauern der Stadt lebten. Ihr Wirkungsbereich ging weit über Haslach hinaus. Bereits Ende 1632 zogen die ersten acht Kapuziner in das Kloster ein. Weitere folgten im Jahr danach, mitten in den Wirren eines unsäglichen Kriegs, der weite Teile Deutschlands überzogen hatte.

- Anzeige -

Mit der Zeit war die Klostergemeinschaft auf rund 18 Brüder angewachsen, und auch sie sollten wie die Bevölkerung die Greuel und die Kriegsnot erfahren. Im Herbst des Jahres 1638 waren die Einwohner Haslachs mit ihrem Pfarrer Ramsteiner vor den Schweden und Weimarern in die Berge und Wälder geflohen, und so besorgten die Kapuziner allein die Seelsorge, wobei dank ihrer Sanftmut und unermüdlichen Nächstenliebe größeres Unglück für Haslach abgewendet werden konnte.

Die Kapuziner und ihr Kloster blieben auch dann wieder verschont, als im Spanischen Erbfolgekrieg Haslach durch die Franzosen nach ihrer verlorenen Schlacht bei Höchstädt nahezu vollständig zerstört worden war. In große Gefahr geriet das Kloster 1728, als ein Erdbeben die Mönche während Gebet und Gesang im Chor überraschte, wobei das Kloster bis auf einige Risse in der rückseitigen Fassade verschont blieb.

In Zivilbesitz

1802 wurde das Kloster schließlich nach einem ständigen Auf und Ab in fürstlichen Zivilbesitz genommen. Der letzte überlebende Kapuziner war der Pater Leopoldus Marxner aus Pfaffenhofen, der aber schließlich beim Kastenvogt Eduard Hansjakob gewohnt hatte und 1851 gestorben war.

Das Großherzogliche Bezirksamt schrieb in seiner Todesanzeige: „Er war ein stiller, frommer Mann, und seine Predigten bewiesen eine seinem Orden sonst nicht gemeine Geistesbildung, helle Ansichten und gesunden moralischen Sinn.“ Da er vor seinem Tode stocktaub gewesen war, konnte er in der Stadtkirche nur noch die Frühmesse lesen und schriftliche Beichtberichte entgegennehmen.

Der Pfarrer, Heimatschriftsteller, Historiker und Politiker Heinrich Hansjakob, der in seiner Kindheit noch die letzten Kapuziner erlebt hatte, bemühte sich schließlich vergebens um die Wiederbesiedlung des Klosters und schenkte schließlich einige besondere Kostbarkeiten an das neu gegründete Kapuzinerkloster in Zell, Klosterschätze, die vor Wochen wieder nach Haslach zurückgegeben worden waren (wir berichteten).

Info

Der Wirkungsbereich der Kapuziner ging weit über Haslach hinaus

Zum Wirkungsbereich der Brüder Kapuziner gehörten sowohl Gebiete, die dem Bistum Straßburg, als auch solche, die dem Bistum Konstanz unterstanden. Den weitesten Weg hatten die Brüder in ihren braunen Kutten zu bewältigen, wenn es darum ging, Orte wie Oberprechtal, Schonach, Wittichen oder Schappach aufzusuchen. Ihre jeweiligen Einsatzorte wurden mittels einer Stecktafel verzeichnet, so wie sie noch aus dem Zeller Kloster vorhanden ist und nun auch nach Haslach gelangte.

Auch die Wallfahrt zur Gnadenmutter in Zell wie auch das gesamte Harmersbachtal umfasste ihren Wirkungsbereich. Einen besonders weiten Weg erforderte die Aushilfe auf dem Hörnleberg bei Oberwinden. Zwischen dem Fest Mariä Verkündigung und Mariä Empfängnis machten sich mindestens zwei Brüder rund 18 Mal auf den Weg von Haslach über Hofstetten und Elzach, um das Wallfahrtsheiligtum auf dem 907 Meter hohen „heiligen Berg des Elztals“ aufzusuchen, um dort wie an Ostern zwei oder an Pfingsten gar vier Tage zu verweilen, zu predigen und die heiligen Sakramente zu spenden. Noch heute sind die Tage belegt, an denen die Haslacher Kapuziner auf dem Hörnleberg waren. An Mariä Himmelfahrt allerdings mussten zwei Brüder zusätzlich auf den Berg wandern, um in der Beichte auszuhelfen. Beim Hörnleberg allein aber blieb es nicht. Vor allem in Elzach hielten die Kapuziner an Weihnachten die Predigt und hörten in der Fastenzeit jeden Donnerstag die Beichte. Regelmäßig dagegen waren die Haslacher Kapuziner neben Haslach auch in der Gemeinde Oberprechtal, wo durch die Glaubensspaltung der Glaube sehr gelitten hatte. Mit dem unermüdlichen Einsatz  der Kapuziner wurde der alte Glaube wieder wesentlich gestärkt.

Ins Obere Prächt gelangten die Kapuziner über Mühlenbach, Stollengrund und Kirchberg, wo sie  auch reichlich Lebensunterhalt erhielten, und dies galt auch für die Umlandgemeinden von Haslach. Im Städtchen selbst predigten sie auf Ansuchen des Pfarrers an Sonn- und Festtagen, lasen die Zehnuhrmesse und am Donnerstag und Samstag diese in der Friedhofskapelle.

In der Mühlenkapelle selbst waren sie mit Predigt und Beichte am Fest des Heiligen Nepomuk und am Namensfest Mariens, außerdem begleiteten sie dort die Franz-Xaverius-Bruderschaft, die in der 1622 erbauten Kapelle ihren Versammlungsort hatte.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Kinzigtal

Viel erlebt haben Mario Volk und Maren Müller in Vietnam und Kambotscha.
vor 43 Minuten
Mühlenbach
Weltreise (4): Die Mühlenbacher Mario Volk und Maren Müller sind unterwegs auf Weltreise. Jeden Donnerstag berichten sie von ihren Abenteuern, heute aus Vietnam und Kambodscha.
Schüler der Berufsvorbereitungsklasse am Bildungszentrum haben am Workshop zum Filmprojekt "Don't stop Motion" teilgenommen. 
vor 3 Stunden
Haslach im Kinzigtal
Schüler des Heinrich-Hansjakob-Bildungszentrums haben ihre Erfahrungen auf der Flucht nach Deutschland in Kurzfilmen verarbeitet.
Markus Luy (links), hier mit dem Vorsitzenden des Kirchengemeinderats Holger Thoma, stellte sich am Sonntag als neuer Pfarrer in Kirnbach vor. 
vor 3 Stunden
Wolfach - Kirnbach
Markus Luy, aktuell in Schiltach tätig, stellte sich als vermutlich künftiger Pfarrer von Wolfach und Kirnbach vor. Heute entscheiden die Kirchengemeinderäte.
Die Hausacher SPD hatte die "Roten Socken", einen Projektchor der SPD Ortenau, zu ihrem Stand auf dem Hausacher Wochenmarkt eingeladen.
vor 6 Stunden
Hausach
Die Hausacher SPD hatte die "Roten Socken", einen Projektchor der SPD Ortenau, zu ihrem Stand auf dem Wochenmarkt eingeladen.
Durch verschiedene Leuchtsysteme ist eine teilweise Leistungsreduzierung schwer umsetzbar.
vor 8 Stunden
Schenkenzell
44 Leuchten müssen in der Gemeinde ausgetauscht werden.
Die vielen Kinder der Trachten- und Volkstanzgruppe zeigten beim Erntedankfest mit großem Eifer, was sie in den Proben gelernt haben. 
vor 18 Stunden
Hausach
Wie die Kinder- und Jugendarbeit der Trachten- und Volkstanzgruppe boomt, zeigte sich am Sonntag beim Erntedankfest. Dort kamen in der vollen Stadthalle "Stadt und Tal zusammen".
Viele wollten sich bei der Zugabe von dem exzellenten Konzert des Bundespolizeiorchesters München in der Hausacher Stadthalle ein Andenken mit nach Hause nehmen oder über die sozialen Medien andere daran teilhaben lassen. 
vor 18 Stunden
Hausach
Das Bundespolizeiorchester München setzte in der voll besetzten Hausacher Stadthalle einen grandiosen Schlusspunkt auf das Jubiläumsjahr des Blasmusikverbands Kinzigtal.
Hinter dem öffentlichen Spielplatz an der Manfred-Hildenbrand-Straße befindet sich der Schulkindergarten. 
03.10.2023
Haslach im Kinzigtal
Viel Unterhaltung für Kinder gibt es am Sonntag beim Herbstfest der Carl-Sandhaas-Schule. Außerdem wird an diesem Tag 50 Jahre Schulkindergarten gefeiert.
Die Vertreter der Gemeinde, Vereine und Kirchengemeinde würdigen Kooperator Klaus Klinger.  Edelgard Vollmer machte im Namen der Frauengemeinschaft den Anfang. 
02.10.2023
Mühlenbach
Kirchengemeinde und Vereinsvertreter feierten am Sonntag mit Kooperator Klaus Klinger sein Ortsjubiläum. Seit 25 Jahren wirkt er in der Seelsorgeeinheit.
Fast 70 4cross-Fahrer absolvierten die Rennstrecke am Jubiläums-Wochenende im Wolfacher Bike-Park. 
02.10.2023
Wolfach
Der Wolfacher Bike-Park feierte am Wochenende sein 20-jähriges Bestehen. Fahrer aller Altersklassen waren bei den Rennen hochmotiviert dabei. Auch das Gesellige kam nicht zu kurz.
Gabriele Schuller (links) und Beate Axmann haben ihre Gemeinschaftsausstellung im alten Kapuzinerkloster in Haslach eröffnet. 
02.10.2023
Haslach im Kinzigtal
Die Ausstellung ist noch bis zum 15. Oktober zu sehen.
Liedermacher Uli Führe beendet die Saison der Wolfacher Reihe "Mittwochs im Museum". 
02.10.2023
Wolfach
Der sechste und letzte Abend der Reihe "Mittwochs im Museum" verspricht für 4. Oktober kurzweilige, humorvolle Unterhaltung mit dem alemannischen Liedermacher Uli Führe.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Gebäudeenergieberater Harald Schmidt ist bereits seit über 25 Jahren in der Fensterbranche für die Unternehmensgruppe Hilzinger tätig. Er berät zum Thema Fenster austauschen sowie zur Beantragung von Fördermitteln für neue Fenster.
    vor 12 Stunden
    Innovationsschmiede Hilzinger GmbH in Willstätt
    Moderne Fenster von Hilzinger schaffen einen echten Mehrwert: Sie tanken die Energie der Sonne, verbessern Wärmedämmung und Schallschutz und schrecken Einbrecher ab.
  • Mit diesem engagierten Team geht Verifysoft ins Jubiläumsjahr. 
    29.09.2023
    Software aus Offenburg sorgt weltweit für Sicherheit
    Die perfekte Tasse Kaffee, jedes deutsche Auto und der Mars-Rover haben etwas gemeinsam: Ihre Softwareprogramme wurden mit Programmen von Verifysoft geprüft. Das Offenburger Unternehmen bietet Tools für den Test von Software an – also Software, die Software testet.
  • Clever sparen: Mit einer Photovoltaikanlage lässt sich der Stromverbrauch drastisch reduzieren. 
    27.09.2023
    Sparkasse Offenburg/Ortenau: Photovoltaik und Förderungen
    Strom ist teuer und wird bestimmt noch teurer. Wer langfristig sparen will und etwas für die Umwelt tun möchte, sollte die Energie der Sonne nutzen. Als Partner auf dem Weg durch den Förderdschungel bieten sich die Profis der Sparkasse Offenburg/Ortenau an.
  • Finanzexperte Peter Schmiederer begegnet den Kunden auf Augenhöhe. Ganz gleich, wie hoch das Vermögen auch ist. Gemeinsames Ziel ist immer, es zu sichern und zu mehren.
    26.09.2023
    Lohnende Geldanlagen trotz Inflation
    In Krisenzeiten wie diesen hat das Sparbuch wieder Hochkonjunktur. Doch wer das Geld parkt, erleidet durch die Inflation einen Verlust. Vermögensbetreuer Peter Schmiederer weiß, welche Geldanlage sich jetzt lohnt.