Karl-Wöhrle-Weg in Kirnbach muss weiter warten
Der zweite Abschnitt des Kirnbacher Wanderwegs war Thema in der Einwohnerversammlung. Eigentlich wollte die Stadt noch 2020 loslegen. Am Dienstag wurde die Euphorie aber gebremst.
525 Arbeitsstunden haben zahlreiche ehrenamtliche Helfer 2016 in die Aktion, den Karl-Wöhrle-Weg in Kirnbach von Gestrüpp zu befreien und wieder neu anzulegen, gesteckt. Das Kirnbacher Bollenhut-Talwegle nahm nach und nach Form an. Im April 2017 war der erste Abschnitt von der Freiluftinstallation „Das Original“ von Jochen Scherzinger bis zum Alten Rathaus dann bereit für Wanderer. Jetzt soll es weitergehen, von der Kirche bis zum „Bergstüble“ auf dem Moosenmättle.
Eigentlich . . . Die Diskussionen am Dienstagabend in der Einwohnerversammlung in der Kirnbacher Gemeindehalle aber entwickelten sich in eine andere Richtung: Wolfachs Bürgermeister Thomas Geppert und sein Verwaltungs-Team hatten geplant, das Projekt noch in diesem Jahr starten zu lassen. Zum Ende der Sitzung war klar: Das wird nichts.
Doch zurück auf Anfang: Zu Beginn der Versammlung stellte der städtische Projektleiter Josef Vetterer die angedachte Route des zweiten Abschnitts vor. Während sich die Arbeit an der einen oder anderen Stelle in Grenzen hält, müssen teils auch arbeitsintensivere Abschnitte angepackt werden. Oberhalb des Sumbauernhofs muss zum Beispiel die Hangsicherung überprüft und eventuell erneuert werden. Im Bereich von Rotsal 10 steht 2021 zudem ein Brückenbau an. „Viele warten auf den Startschuss. Jetzt sind wir an dem Punkt, das etwas geht“, sagte Geppert.
Versicherungsfrage nicht geklärt
Dann meldete sich aber ein Grundstückseigentümer zu Wort: Über seine Weide soll der Weg führen. Und genau da ist der Haken: „Was, wenn ein Wanderer von meinen Rindern angegriffen wird?“, fragte er, „wer haftet dann?“ Die Versicherungsfrage sei einfach noch nicht geklärt. Tourist-Info-Chef Gerhard Maier aber betonte, dass bereits Gespräche mit den Versicherungen stattgefunden hätten. „So lang sie auf Ihrem Grundstück unterwegs sind, sind Sie zuständig“, so Maier. Der Versicherer der Stadt übernehme das nicht. Ein gewisses Restrisiko bleibe bei jedem, auch beim Wanderer. „Sie wollen keine Zäune auf der Weide, also müssen wir einen Mittelweg finden“, betonte Maier.
„Ohne Wanderweg laufen die Leute wild durch die Gegend – das wollen wir nicht. Wir müssen einen Kompromiss finden.“ Alternative Wegführungen habe man bereits diskutiert. „Wir sind immer irgendwo auf Grundstückseigentümer angewiesen.“ Einzige Lösung sei den alten öffentlichen Weg wieder aufzumachen, aber damit sei das Weide-Problem nicht gelöst, und der Aufwand sei viel höher. „Wir sind auf dem Weg geblieben, der gegeben ist. Bei einer anderen Variante wird es in diesem Jahr nichts“, fasste Geppert zusammen.
Zu wenig Gespräche im Vorfeld?
Ein Kirnbacher kritisierte, dass man im Vorfeld zu wenig mit den Grundstückseigentümern gesprochen habe. Das wiesen sowohl Geppert als auch Maier von sich. Es habe Telefonate und Gespräche gegeben, mehrfach. „Der Eindruck, dass wir nicht miteinander gesprochen haben, ist falsch“, betonte Maier. „Meine Wahrnehmung war auch anders“, fügte Geppert hinzu. Es sei klar gewesen, dass der Kompromiss „Risiko“ auf dem Tisch liege. „Dass die Stadt zwei Jahre nichts auf die Kette bringt, nehme ich nicht mit. Wir prüfen nun die Alternativen und schauen, ob es sinnig ist.“ Geppert zeigte sich enttäuscht, dass das Thema nicht schon vor der Sitzung noch einmal angesprochen wurde. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir so gegensätzlich aufeinander treffen“, bedauerte er. Das man den Wanderweg forciere sei allgemeiner Wunsch gewesen. Deshalb sei eigentlich gedacht gewesen, ihn nun in die Umsetzung zu bringen.
„Das befriedigt mich nicht“, sagte Manfred Schafheutle. Er hatte die Arbeiten am ersten Bauabschnitt mitorganisiert. Man sei schon lange hinterher, dass der zweite Abschnitt komme. Er befürchtete in einem halben Jahr dasselbe Ergebnis wie am Dienstagabend. Gemeinderat Hans-Joachim Haller schlug daraufhin vor, ein Gremium zu bilden, das sich dem Projekt annehme. Und sein Ratskollege Helmut Schneider warf in den Raum, mit den Arbeiten unterhalb des Oberen Staigershofs schon mal zu starten. Währenddessen könne man nach einer Lösung suchen. „Wir können trotzdem vorankommen!“ Geppert betonte: „Wir machen das ganzheitlich.“ So sei das geplant gewesen.