Katholische Bücherei will Liebe zu Büchern vermitteln
Selbst lesen, aber vor allem Vorlesen ist laut Barbara Dorn »elementar wichtig«. Die Leiterin der Katholischen öffentlichen Bücherei Wolfach hat dem Offenburger Tageblatt einen Blick in die Räumlichkeiten an der Kirche gewährt.
Am kommenden Freitag, 17. November, ist bundesweiter Vorlesetag. Wie wichtig das Vorlesen für die Kindesentwicklung ist, zeigt eine Studie der Stiftung Lesen (siehe Stichwort). Auch die Katholische öffentliche Bücherei Wolfach legt laut Leiterin Barbara Dorn viel Wert auf frühe Leseförderung, wie sie im Gespräch mit dem Offenburger Tageblatt erläutert.
»Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt«, meinte schon Jorge Luis Borges. »Wenn schon nicht ein Paradies im Sinne des argentinischen Schriftstellers und Bibliothekars, so hat unsere Bücherei in diesem Jahr doch versucht, für ihre knapp 120 aktiven Leser ein Ort der Begegnung und der (Lese-)Freude zu sein«, betont Dorn.
Seit 2005 führt sie die Einrichtung, die es seit mehr als 50 Jahren in Wolfach gibt und die 1964 vom alten Pfarrhaus in den Raum an der katholischen Kirche umgezogen ist – nicht immer leicht zu finden und ziemlich klein, dafür aber mit reichlich Auswahl an Medien unterschiedlicher Art. »Natürlich würden wir uns freuen, wenn wir mehr Platz für ein größeres Angebot hätten, wir sind aber trotzdem zufrieden mit der Resonanz.«
Ausleihzahlen sehr gut
Denn mit einem Medienangebot von rund 1800 Romanen, Sach-, Bilder-, Kinder- und Jugendbüchern, Kassetten, CDs, DVDs und Spielen sei man gut aufgestellt.
Zumal eine Ausleihquote von ungefähr eins zu eins erreicht wird. Heißt: Jedes Medium wird übers Jahr im Schnitt einmal ausgeliehen, keines sei zudem älter als zehn Jahre. Um das umfangreiche Medienangebot zur Verfügung stellen zu können, nutzt die Bücherei einen Etat, der sich aus Mitteln der Pfarrgemeinde St. Laurentius, der Erzdiözese Freiburg, der Stadt Wolfach sowie aus Spenden und Buchverkäufen zusammensetzt.
»Wir versuchen, den Bestand regelmäßig zu überarbeiten und aktuell zu halten«, ergänzt Mitarbeiterin Sigrid Staiger. »Die Ausleihzahlen sind für die Größe unserer Bücherei sehr gut«, meint auch Dorn, die die Wolfacher Einrichtung nicht mit der größeren Mediathek in Hausach vergleichen möchte oder mit der Bücherei in Oberwolfach, ebenfalls eine von 270 Büchereien, die von der Freiburger Erzdiözese betrieben werden.
Ehrenamtliche Arbeit
»Wenn der Kindergarten aus hat, kommen viele Eltern mit ihren Kindern vorbei«, freut sich Dorn. Insgesamt elf Helfer – acht Erwachsene und drei Schülerinnen – hätten im vergangenen Jahr während des Ausleihbetriebs und bei zahlreichen Veranstaltungen viele Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet. Wichtig sei vor allem die Kooperation mit kirchlichen und außerkirchlichen Gruppen.
So finden regelmäßig Veranstaltungen wie Bilderbuchkinos für Kinder ab fünf Jahren, Teilnahme am Sommerferienprogramm der Stadt, der »Bibfit«-Bücherei-Führerschein als Angebot für Vorschulkinder oder die Cleverle-AG der Herlinsbachschule statt.
Viel Wert lege man dabei laut Dorn auf die Leseförderung von Kindern bis Ende des Grundschulalters. Denn Lesen, und gerade das Vorlesen sei »elementar wichtig« für die kognitive und soziale Kompetenz von Kindern. »Je früher vorgelesen wird, desto
positiver ist der Effekt, auch für die Eltern-Kind-Bindung.« Daher gebe es auch für die Krabbelgruppenkinder des katholischen Bildungswerks sowie deren Eltern und Leiter spezielle Angebote wie die »Schoßgeschichten«. »Wir wollen die Kinder spielerisch ans Lesen heranführen und ihnen die Liebe zu Büchern vermitteln«, erklärt Dorn.
Comics kommen
Zum Vorlesetag habe die Bücherei laut Dorn keine speziellen Aktionen geplant, da bereits am 7. Dezember das nächste Bilderbuchkino anstehe. Und auf noch etwas Neues kann man sich freuen: Ende des Jahres sollen auch Comics in den Regalen stehen. Kurze Sätze und Begriffe sollen Kindern helfen, die Schwierigkeiten beim Lesen haben.
- KONTAKT: Katholische öffentliche Bücherei St. Laurentius Wolfach, Am Kirchplatz 5. Öffnungszeiten: dienstags und donnerstags 16.30 bis 18 Uhr, während der Schulferien geschlossen. Leiterin: Barbara Dorn, • 0 78 34 / 85 98 73; E-Mail: barbaradorn@gmx.de.
Zu spät dran mit dem Vorlesen?
Eltern fangen nach Meinung von Bildungsforschern bei ihren Kindern zu spät mit dem Vorlesen an. Nach einer Studie der Stiftung Lesen nimmt nur rund die Hälfte der Mütter und Väter im ersten Lebensjahr gemeinsam mit dem Nachwuchs regelmäßig Kinderbücher in die Hand. Viele Eltern unterschätzten damit die emotionale Bedeutung des Vorlese-Rituals. Oft seien sie auf die Sprachentwicklung fokussiert und warteten deshalb, bis sich Kinder länger konzentrieren können oder anfangen zu sprechen. Für die Vorlesestudie wurden rund 500 Eltern mit Kindern zwischen drei Monaten und drei Jahren befragt.