Kathrin Schrocke liest zum Abschied aus lustigem Kinderbuch
So viele Kinder sieht der Sitzungssaal des Hausacher Rathauses nicht alle Tage. Viele waren mit ihren Eltern oder Großeltern gekommen und kamen bei der Abschiedslesung der Stadtschreiberin Kathrin Schrocke voll auf ihre Kosten.
»Manche von euch sind in einem Alter, da kann das jeden Moment zuschlagen. Ihr seid in höchster Gefahr«: Kathrin Schrocke spricht von der Liebe. Davon handeln ihre eher ernsten Jugendbücher. Doch bei ihrer Abschiedslesung am Sonntagnachmittag im Rathaussaal liest sie aus einem ihrer lustigen Kinderbücher. Sie erklärt kindgerecht, warum sie hier als Stadtschreiberin Kathrin Schrocke vor ihnen steht und aus dem Buch »Die Welt steht Kopf – in der Elternschule« von Amina Paul liest.
»Wenn Ihr Schokolade bekommt von einer Firma, die sonst nur Gummibärchen macht, dann denkt ihr doch: wie geht das?« Und umgekehrt ebenfalls. Genauso sei das bei Schriftstellern auch. Ihr Verlag habe befürchtet, dass die Leute meinen, die Kathrin Schrocke, die schreibt doch ernste Jugendbücher – die kann doch keine lustigen Kinderbücher schreiben. Und deshalb habe er ihr für die Kinderbücher den Namen Amina Paul gegeben.
Kann die Kathrin Schrocke alias Amina Paul lustige Kinderbücher? Aber klar – da muss man nur zusehen, wie sich die Mädels in der ersten Reihe kringeln vor Lachen, wenn sie von Frau Kokolowski liest. Die mit Florian befreundet ist und die in ihrem »Schulbedarf für Kinder« erstaunliche Dinge wie Blaumachpillen, Abschreiblupen, ferngesteuerte Kreide und Zeugnisradierer erfindet.
Verrückte Eltern
Seine Mutter ist darüber gar nicht erfreut. Und als Frau Kokolowski mitbekommt, dass sich Florian wünscht, seine Mutter sei mal das Kind, damit sie endlich machen müsste, was er wolle – da geht auf einmal Seltsames vor in der Stadt. Es scheint, als seien alle Eltern verrückt geworden. Die Kinder gründen eine Elternschule, um ihre anstrengenden Eltern zu erziehen.
»Großzügiger Süßigkeiten verteilen«, antwortet ein Junge auf die Frage, was die Kinder denn ihren Eltern in einer Elternschule beibringen würden. Kathrin Schrocke gehört zu den Ausnahme-Autoren, die ihre Bücher nicht nur spannend schreiben, sondern auch lebendig präsentieren können. Sie lässt den für sie gerichteten Lesetisch hinter sich stehen, geht vor ihrem Publikum auf und ab, gestikuliert und bezieht die Kinder mit ein, die sich nach und nach immer mehr trauen, auf ihre Fragen zu antworten.
Zuvor hatte José F. A. Oliver nicht nur die Stadtschreiberin zu ihrer Lesung begrüßt, sondern auch Bürgermeister Wolfgang Hermann als »Herr des Hauses« zu seiner allerersten Leselenz-Veranstaltung.
Schrockes Jugendroman kommt ins Kino
Der Leselenz-Kurator erklärte, was es mit den Hausacher Stipendiaten auf sich hat. Sie müssen nicht nur ein gutes Buch geschrieben und Lust auf drei Monate Hausach haben, sondern auch einen literarischen Fragebogen beantworten. Kathrin Schrockes Antwort auf die Frage: »Was haben Sie von Ihren Händen gelernt?« habe der Jury ganz besonders gefallen: »Dass sie grammatikalische Regeln beherrschen«. Die Autorin hat nämlich für die Recherche ihres Jugendromans »Freak City« eigens die Gebärdensprache gelernt. Und sie verrät ihren Zuhörern, dass genau dieser Roman gerade verfilmt wird und in die Kinos kommt.
Kathrin Schrocke reist heute wieder aus Hausach ab. Wir verabschiede sie am Donnerstag mit unserem »Bahnhofsgespräch«.