Fischerbach

Kein Wärmenetz im Fischerbacher Baugebiet Oberer Wiesenrain

Lesezeit 5 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
22. Juli 2020
Mehr zum Thema

Zwischen Kirchweg und Katzengraben soll in Fischerbach das Neubaugebiet Oberer Wiesenrain entstehen. ©Maria Benz

Zwei Varianten für eine zentrale Wärmeversorgung des Neubaugebiets Oberer Wiesenrain wurden am Montag vorgestellt – am Ende entschied sich der Gemeinderat aber gegen ein Wärmenetz. 

Die Wärmeversorgung für das neue Baugebiet Oberer Wiesenrain war das zentrale Thema der Gemeinderatssitzung am Montag in der Fischerbacher Brandenkopfhalle. Zu Beginn meldete sich Eckhard Schmieder im Namen der Waldbauern zu Wort. Er plädierte für eine zentrale Wärmeversorgung im Dorf mit einer Hackschnitzelanlage – allerdings denkt er dabei weniger ans Neubaugebiet, sondern vor allem an die öffentlichen Gebäude wie Schule, Bauhof/Feuerwehrhaus, Rathaus und Brandenkopfhalle.  
Dass dies nicht so einfach ist, machte anschließend der erste Referent des Abends, Stefan Schlachter von der Energiedienst AG in Rheinfelden, deutlich. Er war gekommen, um eine Wärmeversorgung auf Hackschnitzelbasis vorzustellen, räumte aber ein, dass ein Nahwärmenetz in einem Neubaugebiet aus energetischer Sicht nicht sinnvoll sei. Kalte Nahwärme hingegen sei im Neubaugebiet „definitiv ein Thema“. 

Allerdings hat er die Hackschnitzel-Variante im Verbund mit den Bestandsgebäuden der Gemeinde untersucht und im Verbund gab es durchaus Argumente für einen Anschluss des Neubaugebiets an ein Wärmenetz.

Denn der Energieverbrauch der öffentlichen Gebäude (Rathaus, Brandenkopfhalle, Schule, Kindergarten, Bauhof/Feuerwehrhaus) sei mit 370 000 Kilowattstunden pro Jahr zu gering, sodass sich das Netz allein für sie nicht tragen würde. Man brauche weitere Anschlüsse – Privatpersonen im Altbestand oder eben das Neubaugebiet.

„Da kommen wir in Regionen, in denen es sich rechnet“

Wenn man das Neubaugebiet mit 19 Einfamilien-, vier Mehrfamilienhäusern und dem angedachten Mehrgenerationenhaus hinzunähme, käme man insgesamt auf eine Abnahme von knapp 800 000 Kilowattstunden pro Jahr. „Da kommen wir in Regionen, in denen es sich rechnet“, versicherte Schlachter. Privatgebäude im Altbestand könnten sich dann bei Interesse nach und nach ebenfalls anschließen. 

Er gab aber zu bedenken, dass heutzutage – gerade in so einer sonnigen Lage wie dem Oberen Wiesenrain – viele Bauherren Fotovoltaikanlagen installieren und sich dann eine Wärmepumpe in den Keller stellen.

Falls sich der Fischerbacher Rat für ein Netz entscheiden sollte, riet er deshalb, 70 Prozent der Kosten über die Erschließungskosten umzulegen – dadurch habe ein späterer Betreiber weniger Risiko.

Der Nachteil: der Bau des Nahwärmenetzes müsste dann öffentlich ausgeschrieben werden, was einiges an Zeit erfordere.  Was die jährlichen Kosten für die Verbraucher betreffe, seien die Unterschiede gering.

Er riet davon ab, die Entscheidung von möglichen Fördermitteln abhängig zu machen – die aktuelle Förderlandschaft verzerre das Bild und hier gebe es immer wieder Änderungen.

Letztlich sei es eine Philosophiefrage, ob man ein kaltes Wärmenetz oder ein Wärmenetz in Kombination mit einer Hackschnitzelanlage bevorzuge. Tendenziell rate er zu einem warmen Wärmenetz, wobei man sich die Frage stellen müsse, ob das Neubaugebiet dabei sein muss. Wenn es auch anders gehe, sollte dieses ausgeklammert werden, da ein kaltes Wärmenetz dort sinnvoller sei. 

Netz mit Eisspeicher

- Anzeige -

Im Anschluss stellten die Geschäftsführer der Stadtwerke Bühl, Rüdiger Höche  und Reiner Liebich, die Wärmeversorgung des Neubaugebiets über ein kaltes Wärmenetz vor, wie es die Stadtwerke Bühl in Gutach im Breisgau betreiben.

Das Besondere hierbei: das bidirektionale kalte Nahwärmenetz mit Eisspeicher funktioniert nach dem gleichen System wie das Nahwärmenetz im Fischerbacher Baugebiet Sonnenmatte. Die dortigen Erfahrungen flossen bei der Umsetzung in Gutach ein. 

Abgerechnet werde in Gutach pauschal – die Preise richten sich bei diesem genossenschaftlichen Ansatz allein nach der Quadratmeterzahl der Häuser. Unklarheiten gab es in Bezug auf die einmalige Anschlussgebühr, die Liebich mit 28 000 Euro bezifferte, wobei es eine Förderung von bis zu 8500 Euro gebe.

Die Fischerbacher Gemeinderäte hatten im Vorfeld die Möglichkeit, sich das kalte Wärmenetz in Gutach vor Ort anzuschauen. Tanja Spothelfer (FWV) berichtete, dass sie dabei mit mehreren Hausbesitzern gesprochen habe und diese einen deutlich höheren Preis – um die 40 000 Euro – genannt hätten. 

Die Vertreter der Stadtwerke Bühl erklärten die Diskrepanz damit, dass es sich bei den 28 000 Euro um einen Nettopreis handle – zuzüglich der Mehrwertsteuer komme man in die Größenordnung.

Die beiden Geschäftsführer rieten dringend davon ab, ein Neubaugebiet dieser Größe und Qualität mit Hackschnitzeln zu beheizen: „Im Neubaubereich macht es absolut keinen Sinn mehr“, betonte Höche. „Ich bin der festen Überzeugung: ein warmes Netz wird wirtschaftlich nicht darstellbar sein.“ 

„Nicht kompliziert“

Zum Zeitrahmen für die Umsetzung sagte Höche: „Wenn Sie wollen, fangen wir nächste Woche an zu graben – es ist nicht kompliziert.“ Eine Ausschreibung sei in diesem Fall nicht erforderlich. 

„Der Faktor Zeit spielt eine Rolle“, gab Bürgermeister Thomas Schneider zu bedenken. Der Erschließungsträger sei soweit, dass er die Arbeiten fürs Neubaugebiet ausschreiben könne – was noch fehle sei lediglich das Thema Wärmeversorgung. „So sehr mein Herz für Hackschnitzel schlägt“, sagte Schneider, das Baugebiet nochmal für anderthalb Jahre stillzulegen, sei keine Option. 

„Ich konnte für mich kein Argument erkennen, das für ein Netz spricht“, sagte Gemeinderat Michael Kohmann (FWV). „Es geht nicht vorwärts, weil wir über ein Wärmenetz diskutieren und ich sehe die Akzeptanz bei den Häuslebauern nicht.“ Schneider hielt entgegen: „Jetzt zu sagen, wir lassen es laufen, ist ein nicht zeitgemäßes Vorgehen für einen Gemeinderat.“

Letztlich konnte der Bürgermeister das Gremium aber nicht überzeugen. Lediglich drei Stimmen gab es am Ende für ein kaltes Wärmenetz. Sechs Räte stimmten mit Nein und einer enthielt sich. Noch weniger Zuspruch gab es für ein Netz mit Hackschnitzelanlage. Damit wird es keine zentrale Wärmeversorgung im Oberen Wiesenrain geben. 

Info

Bidirektionale kalte Nahwärme

Klassische Wärmenetze bewegen sich in einer Temperatur-Größenordnung zwischen 70 und 100 Grad. Als kalte Nahwärmenetze werden Wärme-Verteilnetze bezeichnet, die in die angeschlossenen Gebäude Vorlauftemperaturen von etwa acht bis 20 Grad liefern können.  Der Vorteil dieser Systeme ist, dass sie wegen ihrer niedrigen Temperaturen auf dem Weg wenig Energie verlieren, gegebenenfalls sogar noch aufnehmen können – beispielsweise aus dem Erdreich. In herkömmlichen Nahwärmenetzen sind Netzverluste gerade in den Sommermonaten mit wenig Wärmebedarf in den Gebäuden für viele Nahwärmebetreiber ein defizitäres Geschäft.Quelle: Stadtwerke Bühl

Info

Baugebiet Sonnenmatte

Fischerbachs Bürgermeister Thomas Schneider informierte in der Gemeinderatssitzung darüber, dass die Bürgerenergiegenossenschaft Fischerbach mit den Stadtwerken Bühl in Verhandlungen stehe, was den Betrieb des bidirektionalen Kalt-Wärmenetzes im Baugebiet Sonnenmatte betrifft. Geschäftsführer Rüdiger Höche versicherte allerdings, dass der Ratsbeschluss zum Oberen Wiesenrain damit nichts zu tun habe.

Mehr zum Thema

Weitere Artikel aus der Kategorie: Kinzigtal

38 neue Arbeitsgeräte gibt's fürs Rathaus. 
vor 26 Minuten
Wolfach
Das digitale Arbeiten in Wolfachs Verwaltung soll zeitgemäßer werden. Der Technische Ausschuss vergab den Auftrag zum Kauf von 38 neuen Laptops.
Das Konzert der Blasmusik und Trachtenkapelle Bad Rippoldsau stand unverkennbar unter dem Motto Irland.
vor 3 Stunden
Bad Rippoldsau-Schapbach
Irland lautete das Motto des Jahreskonzertes der Blasmusik und Trachtenkapelle Bad Rippoldsau. Von traditionellen Weisen bis zum Popsong war allerhand geboten.
Xxxxxxxxx Foto: Xxxxxxxxx
vor 12 Stunden
Haslach im Kinzigtal
Die Freien Wähler im Wahlkreis Haslach/Zell haben ihre Kandidaten für die Kreistagswahl vorgestellt. Mühlenbachs früherer Bürgermeister Karl Burger tritt nach 30 Jahren nicht mehr an.
Der Roboter ist Geschichte: Josef Vetterer (von links), Oliver Kiefer, Michael Schönauer, Lucas Bächle und Bürgermeister Thomas Geppert stellten am Mittwoch den nagelneuen Grillo-Rasentraktor vor. Zum Entladen kann der den Fangbehälter in die Höhe recken. 
vor 12 Stunden
Wolfach - Halbmeil
Der Roboter ist Geschichte: Ein Aufsitz-Mäher soll die Pflege des Halbmeiler Sportplatzes effizienter machen und auch besser für den Rasen sein.
Zwischen Liebich-Villa und der Firma Brüstle ist genug Platz für gutes Wohnen, hat die provisorische Absteckung der Baugrenzen gezeigt. 
vor 18 Stunden
Gutach
Für alle Interessenten des genossenschaftlichen Bauens auf dem Liebich-Areal findet am Montag, 29. April ein erster Workshop statt, in dem die Ziele der Planungsgemeinschaft diskutiert werden.
Künftig erhalten die Feuerwehrleute für einen Einsatz 15 statt zwölf Euro.
vor 21 Stunden
Schenkenzell
Für Schenkenzells Feuerwehrleute gibt es künftig mehr Geld. Der Gemeinderat hat die Feuerwehr-Entschädigungssatzung angepasst. Die letzte Erhöung gab es 2013.
Die Pflege des Brauchtums ist eine der Aufgaben des Bundes Heimat und Volksleben. Regelmäßig werden daher Kreistrachtenfeste ausgerichtet, wie etwa 2016 in Ottenhöfen. 
28.03.2024
Oberwolfach
Der Oberwolfacher Martin Welle ist seit Kurzem Vorsitzender des Bundes Heimat und Volksleben, dem größten Trachtenverband Deutschlands. Er erzählt, wie es dazu kam und was er alles vor hat, um die Tradition aufrecht zu erhalten.
Im Dachgeschoss des gemeindeeigenen Gebäudes in der Straße Heilig Garten wird das Badezimmer für rund 20.000 Euro saniert. 
28.03.2024
Schenkenzell
Das Bad in einer gemeindeeigenen Schenkenzeller Wohnung ist in die Jahre gekommen und soll bis zum Sommer saniert werden. 20.000 Euro wird die Sanierung kosten.
Ehrung beim DRK-Ortsverein Bad Rippoldsau-Schapbach (von links): Stefan Günther (stellvertretender Präsident des DRK-Kreisverbands), Dietmar Rebell (zweiter Vorsitzender des Ortsvereins), Gisela Lobmiller (Kreisbereitschaftsleiterin), Erna und Ludwig Kern sowie Bürgermeister Bernhard Waidele.
28.03.2024
Bad Rippoldsau-Schapbach
In der Hauptversammlung des DRK-Ortsvereins Bad Rippoldsau-Schapbach wurde der Vorsitzende Ludwig Kern für 50-jährige Mitgliedschaft geehrt.
Der Jahresausflug der Hausacher Landfrauen führt am 21. September nach Heidelberg. 
28.03.2024
Kinzigtal
Der Landfrauenverein stellt sein abwechslungsreiches Programm vor, das allen Frauen offensteht. Schon am kommenden Dienstag geht es in die „Shower World“ nach Schiltach.
"Die ist voll flauschig", sagt die neunjährige Kim (rechts). Völlig angstfrei lassen die Kinder die Vogelspinne von Kevin Sperlich über ihre Hände krabbeln.
28.03.2024
Kinzigtal
Eine sehr große Resonanz erfuhr die Ausstellung "Die Welt der Riesenspinnen" am Sonntag im katholischen Pfarrheim. Viele Familien nutzen die Chance, sich die exotischen Tiere anzuschauen.
Der neue Vorstand des Verschönerungsvereins (sitzend, von links): Gabriele Haubner, Andrea Brucher, Alexandra Vollmer-Himmelsbach und Albert Lienhard. Hinten, von links: Bernhard Obert, Günther Benz, Klaus Matt, Thomas Obert und Bürgermeister Nicolai Bischler.
28.03.2024
Steinach
Der Verschönerungsverein Steinach hat den langjährigen Vorsitzenden Berthold Obert aus seinem Amt verabschiedet. Nun sind jüngere Mitglieder am Zug, die offen für neue Ideen seien.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.