Kinzigtal

Kinzigtäler Talgeflüster: Zum Davonfahren und auf den Tisch hauen!

Tobias Lupfer und Maria Benz
Lesezeit 4 Minuten
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02. Juli 2022
Foto eines Zugs der Schwarzwaldbahn im Offenburger Bahnhof, mit der Abfahrtstafel Ziel Konstanz. 

Foto eines Zugs der Schwarzwaldbahn im Offenburger Bahnhof, mit der Abfahrtstafel Ziel Konstanz.  ©Christoph Breithaupt

Das Talgeflüster ist ein ironischer Wochenrück- und -ausblick der Kinzigtal-Redakteure jeden Samstag.

Für den Hofstetter Gemeinderat Peter Neumaier war die Ratssitzung am Mittwoch vorzeitig beendet: Plötzlich ging der Piepser los und der Feuerwehrmann machte sich schleunigst auf zum Einsatz. Beim Übrigen Gremium indessen herrschte Gelassenheit vor, und man fuhr in der Tagesordnung fort –schließlich ließ der Einsatzort schon vermuten, dass es sich um einen Fehlalarm handeln könnte, wie es in letzter Zeit schon öfter vorgekommen war.

Mehrere Feuerwehrautos

„Ein mulmiges Gefühl hat man doch“, bekannte Bürgermeister Martin Aßmuth, nachdem inzwischen auch die Sirene runtergegangen und mehrere Feuerwehrautos vorbeigefahren waren. Ein Anruf nach der Sitzung sorgte aber schnell für Gewissheit: Auch dieses Mal war kein Feuer schuld, sondern ein etwas zu heiß gewordener Flammkuchen war der Übeltäter. 

Zum Davonfahren ist auch, was in dieser Woche an Nachrichten rings ums Thema Eisenbahn im Kinzigtal einrauschte. Tja, wenn man denn überhaupt noch wegkäme mit eben jener Bahn. Denn gerade erst frisch saniert, bremst die harmlos-friedliche Schwarzwaldbahn-Idylle den modernen Bahntakt gnadenlos aus. Statt auf die 2021 frisch verlegte Schiene geht es zwischen Hausach und St. Georgen bis auf Weiteres mit dem Schienenersatzverkehr ab auf die Straße.

Räder machen Probleme

Die Räder der Doppelstock-Wagen sind’s, die Probleme machen. Denn ausgerechnet auf dem vor Eisenbahnromantik triefenden Streckenabschnitt nutzen die sich schneller ab, als manche Fahrplanverzögerung ausgeglichen ist. Warum, da sind sich die Experten selbst noch uneins. Eine Theorie sei, dass die Kurven schuld seien, ist aus dem Umfeld der Bahn zu hören. Eine andere, dass es an den neuen Schienen liege. Immerhin: Wenn sie denn erstmal nach St. Georgen oder Hausach gekommen sind, sollen die Fahrgäste zuverlässig im Stundentakt Richtung Konstanz beziehungsweise Karlsruhe brausen können.

Doch damit sind wir ja gezwungenermaßen schon beim nächsten Bahnsinns-Knüller der Woche: Dem ziemlich hürdenreichen Weg zum barrierefreien Bahnhof. Denn wer in egal welchem Takt in egal welche Richtung reisen will, muss ja auch erstmal ans Gleis kommen. Nun machen wir uns nichts vor: Wirklich schnell hätte es den Umbau mit Aufzügen und Co. in Hausach auch mit der bisherigen Planung nicht gegeben.

Aufs Abstellgleis

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Vorneweg bis 2026/27 bräuchte es Geduld, doch Großprojekte an Bahnhöfen verzögern sich ja auch gern mal ein paar Jahre. Dass das Land nun aber so mir nichts dir nichts die eigentlich fix versprochene Millionen-Förderung aufs Abstellgleis schiebt, treibt nicht nur Bürgermeister Wolfgang Hermann zurecht die farblich dem Bahnlogo gleichen Zornesröte ins Gesicht.

Zumal sich das Stuttgarter Verkehrsministerium talaufwärts ja nur zu gern auf die eigene Schulter klopft und betonen lässt, welch große Sprünge man doch beim ÖPNV-Ausbau anstrebe. 100.000 Euro für eine Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Bahnstrecke Schiltach – Schramberg? Bittesehr, gern geschehen, kein Problem!

Nicht mehr frei

Nun mögen Sie sagen: Da fehlen ja einige Nullen bis zu den 9,5 Millionen, die Hausach flöten gehen. Und da haben Sie mathematisch auch völlig recht. Doch wenn selbst das Landratsamt darauf hinweist, dass die einstige Bimmelbahn-Strecke heute unter anderem durch Bebauung gar nicht mehr frei ist, selbst wenn man sie befahren wollte – ja was um alles in der Welt soll denn dann das Gutachten liefern außer einer mit Steuergeld bezahlten Rechnung? Gleichwohl: Auch der sonst so hoch gelobte Sachverstand vor Ort scheint bei diesem Thema auszusetzen. Denn auch wenn das Land den Löwenanteil bezahlen will, solange nur öffentlichkeitswirksam darauf hingewiesen wird, hat man ja offenbar auch in den Gemeinderäten von Schiltach und Schramberg sowie im Kreistag mehrheitlich Geld übrig.

Das wiederum ist wahrlich kein Zustand, für den Bad Rippoldsau-Schapbach in den vergangenen Jahren bekannt gewesen ist. Aber, man muss anerkennen: Trotz aller Probleme hat sich die langgezogene Doppelgemeinde im Oberen Wolftal gemacht. So schön manches Ergebnis, der Weg dahin bleibt bisweilen hemdsärmelig bis gelinde gesagt unglaublich. Da wundert sich nicht nur auf den stets gut besetzten Zuhörerrängen manch Beobachter, dass nicht öfter mal ein Ratsmitglied auf den Tisch haut, wenn anstatt transparenter Kommunalpolitik mal wieder nur braves Abnicken gefragt ist, weil auf der Baustelle längst erledigt ist, was formal noch gar nicht entschieden wurde.

Schönes Wochenende!

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