Hausach/Hornberg/Gutach

Kirchengemeinde Hausach-Hornberg schrumpft

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21. Januar 2021

Vier Kirchen, aber immer weniger Gläubige in der Kirchengemeinde Hausach-Hornberg. Die Zahl der Gottesdienstbesucher nimmt noch stärker ab. Die Corona-Pandemie ist da wohl Brennglas und Herausforderung zugleich. ©Collage Christel Stetter-Golderer

Die Zahl der Bestattungen und Austritte in der Katholischen Kirchengemeinde Hausach-Hornberg war im vergangenen Jahr mehr als viermal so hoch wie die Zahl der Taufen. 

Die Katholische Kirchengemeinde Hausach-Hornberg schrumpft von Jahr zu Jahr weiter. Das zeigt sich zum einen daran, dass die Zahl der Bestattungen die Zahl der Taufen weit übersteigt – und zum anderen an die stetig steigenden Austritte, die im Jahr 2020 mit insgesamt 50 ein Rekordmaß angenommen haben. Auch die Zahl der katholischen Trauungen ist stark rückläufig – damit werden vermutlich auch immer weniger Kinder in die katholische Kirche „hineinsozialisiert“.

Insgesamt ist die Zahl der Katholiken der Kirchengemeinde Hausach-Hornberg in den vergangenen zehn Jahren von 5681 im Jahr 2010 auf 5095 im Jahr 2020 zurückgegangen. Das sind immerhin mehr als zehn Prozent. An der demografischen Entwicklung liegt es eher nicht: Die Einwohnerzahl der drei Kommunen ist von 12 233 im Jahr 2011 (frühere Daten liegen nicht vor) auf 12 319 im Jahr 2020 sogar noch etwas gestiegen. 

Weniger im Gottesdienst

Die Zahl der Gottesdienstbesucher ist noch stärker rückläufig. Kamen vor zehn Jahren noch 11,2 Prozent der Gemeindemitglieder zu den Gottesdiensten, so waren es 2019 nur noch 6,32 Prozent. Die Zahlen von 2020 sind hier nicht vergleichbar, da die Gottesdienste wegen der Corona-Pandemie stark eingeschränkt waren. Die Gottesdienstbesucher werden zweimal jährlich zu einem festgelegten Terminen zur gleichen Zeit in der ganzen Diözese gezählt.

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Taufen wurden 2018 in der gesamten Kirchengemeinde 32 gezählt, 2019 waren es 36, im vergangenen Jahr 25. Allerdings sei auch hier die Statistik möglicherweise etwas verzerrt, sagt Pfarrer Christoph Nobs, weil im Coronajahr Familienfeste wie Taufen verschoben wurden. Dies gilt auch für kirchliche Trauungen. In den Jahren 2010 bis 2012 waren es 13 bis 17, im Jahr 2018 acht, 2019 vier, 2020 nur zwei. 

Großer Relevanzverlust 

Bei der Zahl der Bestattungen hat sich nicht so viel verändert. In den Jahren 2010 bis 2012 wurden 54 bis 64 Katholiken jährlich beerdigt, 2018 waren es 62 bis 65. Die Zahl der Austritte hat sich hingegen drastisch vermehrt. Während in den Jahren 2010 bis 2012 jährlich insgesamt 14 bis 21 Hausacher, Gutacher und Hornberger aus der Kirche ausgetreten sind, waren es 2018 35, 2019 47 und im vergangenen Jahr 50. 
Und dabei seien es auch immer mehr ältere Menschen, die aus der Kirche austreten. Pfarrer Christoph Nobs macht dafür einen Verlust an Plausibilität und Relevanz verantwortlich, der zum einen selbst gemacht, zum anderen aber auch durch gesellschaftliche Entwicklungen hervorgerufen worden sei. Er gibt aber zu bedenken: „Wenn alles wegfällt, was die Kirche macht, wird dem einen oder anderen Ausgetretenen möglicherweise ein Licht aufgehen.“ 

Uralte Problematiken

Der „galoppierende Relevanzverlust“ wurzle in uralten Problematiken: „Glaube und Kirche waren autoritär und klerikalistisch, sie entfremdeten sich zunehmend von den Menschen. Man verweigerte sich einer dialogisch-offenen Auseinandersetzung mit den zeitgenössischen Erkenntnissen und kulturellen Standarts und beharrte auf den festgefahrenen Positionen.“ Zwar hätten das „Zweite Vatikanische Konzil“ (1962 bis 1965) und in Deutschland die „Würzburger Synode“ (1971 bis 1974) ein Aggiornamento („Verheutigung“) versucht, diese Ansätze seien aber durch eine restaurative Kirchenleitung ausgetrocknet worden. 
Auch der in Deutschland jetzt begonnene „Synodale Weg“ werde zu keiner wesentlichen Verbesserung führen, solange bereits am Anfang festgelegt ist, was am Ende des Dialogs herauskommen darf und was nicht, glaubt Nobs. Er ist sicher: „Unsere Glaubenstradition birgt reiche Schätze und Chancen, wenn man sie in dialogischer Zeitgenossenschaft dynamisch, kritisch und kreativ weiterentwickelt.“ Dies erfordere eine persönliche Auseinandersetzung, die „ans Eingemachte geht“, ein „durchaus riskantes Abenteuer mit offenem Ausgang“. Er wolle alle dazu ermutigen.

Stichwort

Statistik 2020

Die Katholische Kirchengemeinde Hausach-Hornberg zählt aktuell 5095 Mitglieder: Hausach 3081, Gutach 633, Hornberg 1169 und Niederwasser 212.  
◼ Taufen: Gesamt 25, 18 in Hausach, 0 in Gutach, 4 in Hornberg, 3 in Niederwasser.
◼ Trauungen: Gesamt zwei, eine in Hausach, eine in Hornberg.
◼ Bestattungen: Gesamt 62, 41 in Hausach, 5 in Gutach, 12 in Hornberg, 4 in Niederwasser. 
◼ Wiedereintritt: Einer in Hornberg.
◼ Erstkommunion: Wurde wegen Corona verschoben auf 2021. 

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