Klaus Grimm will alte Tanztradition in die Zukunft retten
Die überlieferten Schwarzwälder Tanzformen in die Zukunft mitzunehmen: Das ist der Anspruch der Volkstanzgruppe des Freilichtmuseums Vogtsbauernhof, die von Klaus Grimm geleitet wird.
Die Tische zur Seite gerückt, die Musik spielt Walzer, Mazurka, Schottisch – und schon füllt sich der Tanzboden. Das ist keine Szene aus den 1950er-Jahren im Einbacher Wirtshaus, sondern 2018. Hier probt die Volkstanzgruppe des Freilichtmuseums Vogtsbauernhof, die aus Tanzpaaren von acht verschiedenen Trachtengruppen von Schutterwald bis Halbmeil besteht.
Sie müssen alle ordentlich umdenken – aber genau deshalb sind sie ja hier. Sie bringen die Vorkenntnisse aus ihren Tanzgruppen mit und betreten – oder besser betanzen – gemeinsam mit dem Tanzpädagogen Klaus Grimm spannendes Neuland. Er hatte die Idee zu dieser gemischten Schwarzwald-Volkstanzgruppe und rannte bei der Museumsleitung offene Türen ein.
»Zurück zu den Wurzeln«
Dabei lehrte er ursprünglich internationale Folkloretänze: »Als Nachkriegskind hatte ich meine Schwierigkeiten mit der historischen Last«, erklärte er seine anfängliche Ablehnung gegenüber deutschem Volkstanz. Er ist mit seinen Tanzlehrgängen oft im Ausland und hat sich lange gewehrt gegen die Bitten, doch mal was Deutsches zu zeigen.«
Inzwischen hat er viel Feldforschung betrieben, kommt immer mehr »zurück zu den Wurzeln« und sei »glücklich zu erleben, dass ich mit dem deutschen Kulturgut wieder unbefangen umgehen kann«. Er leitet diese Gruppe ehrenamtlich – seine Motivation ist, »die tradierten Tanzformen, die sich über Jahrhunderte entwickelt haben, in die Zukunft mitzunehmen – diesen Spagat macht fast niemand«, so Grimm. Es entstehen keine neuen Choreografien, sondern neue Arrangements aus Figuren zu den vier bis fünf Grundtänzen, wie sie bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts noch auf den Schwarzwälder Tanzböden getanzt worden sind.
»Zum Kulturgut gehört auch der Tanz«
»Zum Kulturgut gehört auch der Tanz«, freut sich Geschäftsführerin Margit Langer über diese Bereicherung: »Wir sind stolz auf unsere eigene Volkstanzgruppe«, sagte sie bei der Probe am Freitag im Saal des Gasthauses »Hirsch«.
Den ersten Auftritt beim Trachtentag im vergangenen Sommer hat die Gruppe bereits hinter sich. In diesem Jahr sollen drei weitere folgen: am Sonntag des großen Festwochenendes zur Eröffnung des Effringer Schlössles am 25. März, beim Tanztag der Landesgartenschau in Lahr am 29. April und beim nächsten Trachtentag im Freilichtmuseum.
Historische Tanzmusik
»Die Gruppe soll keinesfalls eine Konkurrenz zu den Volkstanzgruppen der Region sein, sondern eine Ergänzung und Bereicherung«, sagt Klaus Grimm: »Wir fangen dort an, wo viele lokale Tanzgruppen am Ende sind!«
Das will er schon mit der Musik deutlich machen. Geprobt wird noch auf Konservenmusik, bei den Auftritten wird Günter Bläsi von der mittelalterlichen Musikgruppe »Ridewanz« mit weiteren Musikern auf Instrumenten wie Dudelsack, Drehleier und Trommel aufspielen. Das waren die Schwarzwälder Tanzmusikinstrumente, bevor sie im 19. Jahrhundert von Klarinette, Akkordeon und Blechblasinstrumente verdrängt wurden.
Motivation der Teilnehmer
Hildegard Welle, Tanzleiterin der Volkstanzgruppe Hausach-Einbach: »Ich genieße es, einfach nur mitzutanzen.«
Fridolin Laifer, Trachtengruppe Oberharmersbach: »Ich fand die Idee toll – und man kann noch etwas dazulernen.«
Maik Barth, Trachtengruppe Oberharmersbach: »Das ist hier immer ein wenig Volkstanzwochenfeeling.«
Anna Schmider und Erwin Neef, Trachtengruppe Halbmeil: »Wir haben keine eigene Volkstanzgruppe mehr. Diese Gruppe gibt uns die Gelegenheit, weiter zu tanzen«.