Konzerte in Haslach sind Sternstunden für Jazzfreunde

Der Pianist Tilman Günther und der Bassist Florian Döling traten zweimal im „Klavierhäuschen“ in Haslach auf. ©Andreas Buchta
„Wer hätte gedacht, dass mit Jazz zweimal die Bude voll wird“, freute sich Oliver Schell. Er hatte am Samstag zu einem Jazzkonzert mit zwei Jazzmusikern „aus der Oberliga der Freiburger Jazzszene“, Tilman Günther am Klavier und Florian Döling am Kontrabass, in sein Haslacher „Klavierhäuschen“ eingeladen. Und weil am Samstag so viele Jazzfreunde kamen, hängten die beiden am Sonntagvormittag gleich noch eine, genau so gut besuchte, Matinee an.
Das „Klavierhäuschen“, Oliver Schells Ausstellungsraum für seine Klaviere, war nicht nur mit der Besucherschar quasi bis zum Bersten gefüllt, es war auch noch aufwendiges technisches Equipment irgendwie untergekommen. Denn das Konzert wurde live mitgeschnitten und das Publikum sah sich unversehens in der Statistenrolle.
Neben ein paar neuen Songs aus der Feder von Bassist Florian Döling war das Konzert ein „Best of“ ihres 30-jährigen gemeinsamen Auftritts und den mit berühmten Jazzkollegen. „Zurück zu den Anfängen“ kündigte Florian Döling an und stimmte „Inside the Wall“ an.
Akrobatisch-rasant
Tilman Günther legte auf dem Piano vielschichtig-farbige Läufe von tiefer Gelassenheit vor, ruhig setzte der Bass rhythmisch penibel abgestimmte Akkorde, die sich dann hin bis zu fast akrobatisch-rasantem Spiel auf dem eher schwerfälligen Instrument steigerten.
Von Beginn an begeisternd: Die bewundernswerte Balance des Zusammenspiels der beiden, das selbst durch die gelegentlichen, kraftvollen Ausbrüche des Kontrabasses, allesamt ausgefeilte Eskapaden, nichts von seiner Harmonie verlor.
Filigrane Tonfiguren
Aus dem umfangreichen Programm können hier nur einige wenige Songs beschrieben werden. So etwa „Everybodys Song, but not my own“ des Trompeters Kenny Wheeler, bei dem das Klavier einen unglaublichen Rhythmus vorlegte und den Bass gleichsam mitriss, der mit seinen eigenwilligen, filigranen Tonfiguren aus dem gemeinsamen Sound immer wieder ausscherte: Ein Stück von makelloser Schönheit und zweifellos ein kleines Kunstwerk, das den beiden da gelang.
Bei „First down“, einem von Dölings neueren Stücken, beschrieben die beiden sanft das erste Licht am Morgen, behutsam unterlegt mit einer zuversichtlich anmutenden Melodie.
Mit „Waltz“ legten sie einen, wohl etwas jazzmäßig verfremdeten, dennoch aber schwungvollen Wiener Walzer vor, zu dem man glatt hätte tanzen können, hätte es sie Enge des Raum zugelassen. „Tanzmusik mit Niveau“ nannte Döling das.
Leisere Töne
Bei „Free Use of Secret“ stellten die Musiker ihr großes Können auch im Bereich der leiseren Töne unter Beweis um dann in fast lyrisch anmutenden, berührenden Klängen einen bekannten Jazzklassiker zu interpretieren. Und mit Dölings „My inner Music“ spielten sie ein höchst differenziertes und dennoch harmonisches Stück mit unmerklich wechselnden Metren. Wie gesagt, bei den besprochenen Songs handelt es sich nur um eine kleine Auswahl aus den vielen Titeln des Programms.
Das letzte Stück, „A Walk for F.F.“, war „Friday for Future“ gewidmet und endete mit einem furiosen Finale. Der Beifall der begeisterten Zuhörer war gewaltig und die beiden ließen sich zu einer Zugabe überreden. „Endless Stars“ hieß die und wurde noch einmal zu einem kleinen Höhepunkt des Jazzkonzerts.