Kreative Kinzigtäler versüßen die Maskenpflicht
Ab Montag gilt die Maskenpflicht beim Einkaufen in geschlossenen Geschäften und im Öffentlichen Nahverkehr. Wir stellen einige ganz besondere Kinzigtäler Masken vor.
Die Masken schützen einen nicht selbst vor einer Tröpfcheninfektion, aber sie können andere schützen. Und ab Montag ist das Tragen beim Einkaufen in geschlossenen Geschäften und im Öffentlichen Personennahverkehr Pflicht (wo sonst noch, und wer ausgenommen ist, siehe „Stichwort“ unten).
Prompt ist zum Beginn der Maskenpflicht ein sehr kreativer neuer Markt entstanden – das Netz ist bereits voll mit originellen und eigenwilligen Kreationen aus den verschiedensten Materialien. Auch im Kinzigtal gibt es Künstler, Designer und Kreative, die das Tragen der Masken mit besonders originellen Motiven versüßen.
Etwa Waltraud Kech, die schon seit mehr als 30 Jahren die Bollenhüte fürs Kirnbachtal herstellt. Das Bollenhut-Talwegle war für die „Klopapier-Challenge“ nominiert, und Waltraud Kech saß am Computer und hat mit 15 weiteren Teilnehmern per Skype Ideen gesammelt. „Wir brauchen dann aber einen Mundschutz“, hat einer vorgeschlagen. Und die Näherin erinnerte sich gleich an einen mit Bollenhutmädchen bedruckten Stoff. Sie rannte in ihr Nähzimmer, schnitt eine Maske zu, steckte sie mit Nadeln fest und eilte zurück an den Bildschirm: „Jawohl, das ist es“, urteilten die anderen.
Das Video mit der „Klopapier-Challenge“ wurde nicht nur auf Facebook verbreitet, ein Bild mit dem Bollenhut-Mundschutz stand auch im Offenburger Tageblatt. „Und dann stand das Telefon nicht mehr still“, erzählt Waltraud Kech – die eigentlich nur die beiden Masken für den Film nähen wollte. Da der Stoff nur mit 40 Grad waschbar ist, probierte sie zunächst das Desinfizieren im Ofen aus. Zehn Minuten bei 80 Grad war kein Problem.
Stoff nachbestellt
Und so nähte sie nun auch für andere, die sich dringend eine Bollenhut-Maske wünschten. Inzwischen hat sie sogar von dem Stoff schon nachbestellt. Bisher hat sie nur den Materialpreis verlangt, weil sie mit der Corona-Pandemie keinesfalls Geld verdienen will. Wenn die Nachfrage nicht nachlässt, denkt sie auch über eine Spendenlösung nach.
Auch Rosi Morhart aus Hausach will mit ihren Masken kein Geld verdienen. Sie liebt Stoffe und ist eine leidenschaftliche Patchworkerin. Als das mit der Corona-Pandemie los ging, nähte sie vor allem für die Tochter einer Freundin, die im Pflegeheim in Fußbach arbeitet und die Stoffmasken dort verteilt, aber auch für Freunde und Bekannt. Der Futterstoff ist weiß, meist als alten Bettlaken, für die sichtbare Seite nimmt Rosi Morhart Motivstoff.
Und so kam es zu der Idee mit den Schwarzwaldmasken. Bei einer Ausstellung im Turm in Gengenbach entdeckte sie die wunderbaren, selbst gewebten Schwarzwaldstoffe vom Stoffladen Sigismund in Zell. Für ganz besondere Masken verwendet sie nun diese Stoffe. Käuflich sind ihre Masken nicht. Aber jeder, der mit so einer Stoffmaske beschenkt wird, kann nun beim Einkauf gleichzeitig Werbung für den Schwarzwald machen.
Es gibt aber auch Künstler und Designer, die Masken für den Verkauf gestaltet haben. Zum Beispiel Künstler Uwe Merz, der 1990 aus dem Ruhrgebiet in den Schwarzwald kam und heute in seinem Atelier »Kornkammer« und seiner Werbeagentur www.merzcreativ.com arbeitet. Er schuf das Schwarzwald-Label „Grätige Bolle“.
Aufforderung „Uffbasse“
Dieses „grätig“ dreinblickende Bollenhutmädchen gibt es schon auf T-Shirts, Aufklebern, Vesperbrettern, Postkarten, Weinetiketten . . . und jetzt auch als Mundschutzmaske samt der badischen Aufforderung „Uffbasse“. Uwe Merz hat eine erste Auflage von 50 Stück produzieren lassen, die voraussichtlich diese Woche eintreffen werden – und schon fast vergriffen sei. „Wir bestellen aber nach Prüfung der Qualität sofort wieder nach“, sagt Uwe Merz.
Die Firma Werbepart aus Steinach macht sich ihre Technik und ihr Know-how für die selbst produzierten Beachflags und Fahnen zunutze – und stellt ganz individuelle Mundschutzmasken her. Diese werden vor dem Nähen bereits bedruckt – mit dem Label „Schwarzwaldmädle“ oder „Schwarzwaldbub“, mit „Made in Black Forest“, Firmenlogos oder auch mit dem eigenen Gesicht. Dazu muss man nur ein Selfie über die Seite www.beachflags.de hochladen – und erhält etwa eine Woche später seine individuelle Maske und bleibt dann beim Einkaufen trotzdem noch erkennbar.
„Das geht mit jedem x-beliebigen Bild“, sagt Silvia Nohe. Die Masken sind mit Bändern zum Binden ausgestattet – Gummi sei derzeit erstens schwer zu beschaffen, die Waschbarkeit mit 60 Grad sei nicht immer gegeben, und zudem sei das Maß schwierig, weil jede Kopfform wieder andere Längen braucht.