Hausach

»Leben ohne Zirkus geht nicht«

Claudia Ramsteiner
Lesezeit 5 Minuten
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07. Oktober 2015
Mama Sandra (40) und Tochter Shannon Frank (15), hier in ihrer gemütlichen Wohnküche im fahrenden Heim, können sich ein Leben ohne Zirkus nicht vorstellen.

(Bild 1/2) Mama Sandra (40) und Tochter Shannon Frank (15), hier in ihrer gemütlichen Wohnküche im fahrenden Heim, können sich ein Leben ohne Zirkus nicht vorstellen. ©Claudia Ramsteiner

Sandra und Shannon Frank sind die achte und neunte Generation der Zirkusfamilie Frank. Mama Sandra war einst bekannt für ihre Luftakrobatik – heute kümmert sie sich im Zirkus Montana um die Öffentlichkeitsarbeit, um Kostüme, Choreografie und viele weitere Aufgaben hinter den Kulissen eines Zirkusunternehmens. Die 15-jährige Tochter Shannon ist ab morgen in Hausach unter anderem mit ihrer Trapeznummer zu sehen, mit der sie erst vor vier Wochen Premiere hatte.

Mit wie vielen Menschen und Tieren ist der Zirkus Montana in Hausach?
Sandra Frank: Wir sind 30 Personen, davon 16 in der Manege, und 50 Tiere.

Der Zirkus Montana ist ein Familienunternehmen. Sind denn alle Artisten in den Zirkus hineingeboren?
Sandra: Nein, nicht alle. Wir haben auch jemanden von der Artistenschule in Berlin dabei und eine Artistin mit Fußjonglage. Wir treten ja nicht immer mit dem gleichen Programm auf, gerade, wenn wir, wie in Hausach, öfter an einem Ort sind. Da sind immer wieder auch Artisten dabei, die wir für ein Programm engagieren. Im vergangenen Jahr waren wir mit Raubtieren unterwegs, in diesem Jahr haben wir ein Programm ohne Raubtiere.

Das gibt das Stichwort: Tierschützer fordern, dass Wildtiere im Zirkus ganz verboten werden. Haben Sie deshalb keine mehr dabei?
Sandra: Nein, wir selbst haben ja gar keine Wildtiere. Im vergangenen Jahr hatten wir Christian Walliser mit seiner Raubtiershow dabei. Tierschutz ist eine ganz wichtige Sache, aber man darf die Zirkusunternehmen nicht zu sehr anprangern. Kein Mensch, der Tiere hält, wird in Deutschland so sehr kontrolliert wie der Zirkus. Zu uns kommt das Veterinäramt jede Woche und schaut, ob alles in Ordnung ist.

Den Tierschützern geht es ja auch gar nicht nur darum, dass die Tierschutzvorgaben nicht eingehalten würden, sondern dass diese den Wildtieren nicht gerecht werden?
Sandra: Ich glaube nicht, dass sich die Tierschützer wirklich mit dem Zirkus auseinandersetzen. Gerade Christian Walliser, der bricht sich einen Arm für seine Tier. Seine Freigehege sind riesig. Deshalb kamen wir ja im vergangenen Jahr nicht nach Hausach, weil der Platz hier zu klein gewesen wäre. Der Transport zum Beispiel, das ist kein Stress für die Tiere – das hat ein Professor auch schon einmal nachgewiesen. Die sind das gewöhnt und wissen genau, dass sie wieder genügend Platz bekommen, wenn sie am Ziel sind.
Andere sperren Vögel in einen Käfig. Ist das dann keine Tierquälerei? Und wer Dressuren anprangert, der darf einem Hund auch nicht »Sitz« und »Platz« beibringen.

Shannon, arbeitest Du auch mit Tieren?
Shannon: In der Manege nicht. Ich habe mit acht Jahren, wie meine Mutter, mit Luftakrobatik angefangen. Bei den Vorstellungen in Hausach mache ich Akrobatik in der Mondsichel, eine ganz neue Trapeznummer und Hulahoop.

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Hat man mit 15 nicht mal Lust, auszubrechen und etwas ganz anderes zu machen?
Shannon: Nein, ich will immer im Zirkus bleiben. Ich kann mir ein Leben ohne Zirkus nicht vorstellen.

Du machst gerade Mathearbeiten – wie funktioniert das mit der Schule?
Shannon: Bis im vergangenen Schuljahr bin ich, wie mein kleiner Bruder, immer dort zur Schule gegangen, wo ich gerade war. Jetzt arbeite ich zu Hause für meinen Hauptschulabschluss. Dafür bekomme ich alle sechs Wochen Material in sieben verschiedenen Fächern zugeschickt. Das muss ich durcharbeiten und zurückschicken, es wird auch benotet. Alle Probleme und Fragen kann ich mit einem Lehrer besprechen, mit dem ich einmal in der Woche skype.

Wenn man jede Woche in einer anderen Schule ist – fehlen dann nicht die Schulfreundinnen?
Shannon: Es ist ja nicht so, dass ich gar keine Schulfreundinnen hatte. Oft waren wir jedes Jahr am gleichen Ort, da entstehen dann schon Verbindungen. Manche haben uns auch nachher in den Ferien mit dem Wohnmobil besucht und ihren Urlaub bei uns verbracht.

Das hört sich alles nach heiler Welt an. Wo liegen denn die Probleme?
Sandra: Dass alles sehr teuer geworden ist. Viel teurer, als wir das mit den Eintrittsgeldern aufholen könnten. Es ist ja auch nicht so, dass unsere Zelte ständig voll sind. Obwohl wir mit unserem Namen und Programm noch über dem Durchschnitt liegen. Aber die Platzmieten, Strom- und Wasseranschlüsse werden immer teurer – allerdings nicht in Hausach, hier ist es sehr moderat. Und die Preissteigerungen beim Diesel sind auch ein Problem. Wir habe ja 16 Transporter. Da geht bei einem Platzwechsel schon mal ein Tausender drauf. Und in diesem heißen Sommer kostete im Allgäu ein Heuballen 80 Euro statt 25 oder 30, die wir sonst zahlen.

Trotz der Probleme: Wenn Sie noch einmal von vorn beginnen könnten, würden Sie sich wieder für den Zirkus entscheiden?
Sandra: Ich kann mir kein anderes Leben vorstellen. Ich war mal vier Jahre auf der Artistenschule in Berlin, vier Jahre an einem Ort ist kaum auszuhalten. Man muss dieses Leben lieben, es ist harte Arbeit, aber man kommt viel herum, es ist nie langweilig.

Morgen beginnen die Vorstellungen. Welches ist Ihre Lieblingsnummer?
Sandra: Das ist schwierig. Meine Lieblinge sind die Pferde. Die größte Resonanz aus dem Publikum haben wir für die Feuershow. Jede Show ist einzigartig, die Geschmäcker sind verschieden. Und hinter jeder Nummer steckt hartes Training.

Stichwort

Gewinner

Wir haben zehnmal zwei Karten für die Vorstellungen des Zirkus Montana verlost und bekamen sehr viele Zuschriften. Das sind die Gewinner: Luis Pepe und Arne Engisch aus Haslach, Stefanie Schöner aus Steinach, Annika Bührer aus Mühlenbach, Barbara Hug aus Schenkenzell, Olivia Schmid, Miriam Francz sowie Nina und Bastian Held aus Hausach, Christa Rosenfelder aus Bad Rippoldsau-Schapbach, und Tanja Harter aus Oberwolfach.

Info

Vorstellungen

Vorstellungen sind morgen, Donnerstag und am Freitag um 17 Uhr, am Samstag um 15 und 18 Uhr und am Sonntag um 15 Uhr. Morgen bietet der Zirkus eine Familienvorstellung mit dem kompletten Programm zum Einheitspreis von nur zehn Euro (Loge 15 Euro).

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