"Mainzer Hofsänger" übertreffen in Gutach alle Erwartungen
Ein schöneres Geschenk hätte der Gesangverein »Eintracht« sich und allen Freunden des Chorgesangs gar nicht machen können als das Konzert mit den »Mainzer Hofsängern« am Sonntag – das die rund 250 Besucher nach zweieinhalb Stunden fröhlich beschwingt zurückließ.
»Des isch ä scheene Kerle«, vermeldet eine Dame in der fünften Reihe. Welchen der 13 rotbefrackten Sänger sie meint, die gerade die Bühne der Gutacher Festhalle betreten haben, ist nicht klar. Wenige Minuten später wird aber deutlich, dass die Mainzer Hofsänger nicht nur optisch, sondern vor allem akustisch eine ganze Menge zu bieten haben.
Dabei bestätigen die ersten beiden Lieder »Ja, der Chianti-Wein« und »Mit einem Glas Wein fing es an« noch das Klischee, dass Männerchöre am liebsten vom Wein singen. Oder von der Liebe – und da strafen diese semiprofessionellen Sänger schon alle Vorurteile mit Lügen. Wer sucht schon die »Bohemian Rhapsody« von Queen bei einem Männerchor? Und dann noch so gigantisch gut gesungen? Oder Elton Johns ergreifendes »Can you feel the love tonight«?
Die Bandbreite nicht nur des Repertoires ist riesig – auch die der Stimmen. Zwischen dem tiefsten Ton des Bass-Paradesolos »Ich bin ein Bass« von Tobias Falk und dem höchsten des von Tenor Thomas Bietz einfühlsam gesungenen Songs »Maria« aus dem Musical Westsidestory liegen etliche Oktaven gesungene Lebensfreude.
Einzigartige Solisten
Aber bald zeigt sich: Alle 13 Tenöre und Bässe sind einzigartige Solisten, immer wieder andere treten aus der Reihe hervor und werden mit zum Teil raffinierten Arrangements von allen anderen begleitet. Mögen alle Mainzer Hofsänger neben ihren Auftritten auch ihren Beruf haben: der Chorleiter und geniale Pianist ist ein echter Profi, der das Klavier und den Chor mit scheinbar wunderbarer Leichtigkeit beherrscht.
Das wunderschöne wunderschönen »Mondlicht« (»Memory«) aus »Cats«, Ohrwürmer aus dem Musical »Hair«, Heinz Rudolf Kunzes »Dein ist mein ganzes Herz«, das »ehrenwerte Haus« von Udo Jürgens oder auch David Bowies »Tonight« bringen nicht nur die Herzen der »Geburtstagskinder« zum schmelzen. Schließlich war der 140. Geburtstag des Gesangvereins Eintracht Anlass für das außergewöhnliche Konzert. Mit einem gemeinsam gesungenen »Na na na nananana – Hey Jude« geht’s in die Pause.
Sänger bleiben auch in der Pause bei ihrem Publikum
Die Hofsänger verschwinden nicht etwa, um sich im stillen Kämmerlein auf den zweiten Programmteil vorzubereiten, nein, sie mischen sich unters Publikum und beantworten gern Fragen: »Ja, wir haben alle andere Berufe. Ja, wir haben außer ›Mainz bleibt Mainz‹ noch weitere Auftritte an der Fasnacht, runde 70 – und weitere 50 unterm Jahr«, und »wir proben je nach Bedarf zwischen ein- und dreimal wöchentlich«.
Und dann geht es auch schon wieder weiter. Mit »Showbusiness« aus »Annie get your gun«, »My way« in Deutsch gesungen und dem mitreißenden »Dancing Queen« von »Abba«. Einmal mehr gibt es jubelnden Applaus für die strahlenden Soli »Ich gehör’ nur mir« aus dem Musical »Elisabeth« und »Somewhere over the rainbow«.
Stehende Ovationen
Leonard Cohens »Halleluja« erfüllt ebenso stimmgewaltig die Festhalle wie »O happy day« oder »Amen«. Die Damen der »Eintracht« sind die ersten, die nach dem letzten Lied begeistert aufspringen, der ganze Saal spendet stehende Ovationen. Als Zugaben gibt’s das unvergessliche »So ein Tag« und »Fiesta am Rhein«, bevor die Sänger durch das jubelnde Publikum hinausziehen und ihre alten und neuen Fans persönlich verabschieden. Die Erwartungen derer, die die »Mainzer Hofsänger« noch nicht außerhalb der Fasnacht gehört haben, wurden ganz sicher übertroffen.