Maler und ihr Lieblingsbild: José Schloss
Der Hornberger Künstler José Schloss verarbeitete seine „Spaziergangsbegegnung“ zu einem Bild mit poppigem Hintergrund.
Künstler können zu Corona-Zeiten zwar in ihrem Atelier ungehemmt malen – die Möglichkeit, mit ihren Kunstwerken an die Öffentlichkeit zu kommen, sind aber eher begrenzt. Das Offenburger Tageblatt stellt in einer kleinen Serie regionale Künstler und ihr (derzeitiges) Lieblingsbild vor.
José Schloss ist in Hornberg-Reichenbach aufgewachsen. Nach dem Abitur am Hausacher Wirtschaftsgymnasium zog es ihn erst einmal fort. Seit viereinhalb Jahren studiert er Produktdesign an der Kunsthochschule in Kassel, wo er ab November seine Abschlussarbeit schreiben will.
Doch der Schwarzwald ließ ihn nicht los, er begann, „Schwarzwaldbilder“ zu malen. Mit Aquarellfarbe, Acryl, Tusche, Wachsstiften und Fineliner verarbeitet er seine Eindrücke vom Schwarzwald und fand seine eigene Nische. Der 25-Jährige hat damit bereits einen großen Erfolg. Und auch wenn die Heimat für ihn eine große Rolle spielt, distanziert er sich von dem Begriff als „Vermarktungsschlagwort“. Er will auch kein Nachläufer anderer Künstler sein, die sich mit „Heimat“ auseinandersetzen.
Der Schwarzwald sei schließlich viel mehr als Bollenhut und Hirschgeweih, sagte er im vergangenen Jahr zu seiner Ausstellung in Nordrach – auch wenn sich beide Motive immer wieder in seinen Werken finden. Seine Bilder „so minimal wie möglich“ darzustellen, beschreibt er seinen Stil. So malt er bei den Trachtenbildern beispielsweise keine Gesichter, und auch die Tracht selbst wird in seinen Werken abstrahiert und aufs Wesentliche reduziert.
„Alltägliche Spaziergangsbegegnung“
Das derzeitige Lieblingsbild heißt „Alltägliche Spaziergangsbegegnung“. Über die Krisenzeit befand er sich wie die meisten seiner Freunde zu Hause bei seiner Familie. „Ich sah das ständige Alleinsein nicht wirklich als Einschränkung, sondern vielmehr als Auszeit, mich in meinem Handeln zu hinterfragen, was momentan nötiger denn je scheint“, sagt er. Deshalb habe er die Zeit damit verbracht, sich selbst und auch seine Arbeit nicht nur als Künstler, sondern auch innerhalb des Studiums zu reflektieren und potenziell weiterzuentwickeln.
Das Bild entstand während einem dieser typischen „Corona-Abende“ an dem er bis nachts alleine in seinem Atelier saß und die Idee hatte, im Hintergrund seiner Bilder etwas Neues, Poppiges auszuprobieren. „Dem Hirsch auf dem Bild bin ich bei meiner täglichen Sportrunde am Rebberg begegnet und hatte ihn fotografisch eingefangen“, schreibt er. Den abstrahierten Blüten der Zierkirsche begegne er täglich beim Blick aus dem Fenster: „So entstand in dieser wirklich schwierigen Zeit mein neues fröhliches Bild, das dem Betrachter etwas Aufmunterung schenken soll.“ Das Bild ist übrigens noch unveröffentlicht und feiert hier im Offenburger Tageblatt seine Premiere.
Nach seinem Abschluss zum Diplom-Designer plant José Schloss „einen großen Schritt in die Selbstständigkeit“. Außerdem plane er „einen Mehrwert für die Stadt Hornberg“. Mehr wollte er davon aber noch nicht preisgeben.