Mehrheit der Sänger stimmt der Auflösung der "Eintracht" zu
123 Jahre lang prägte der MGV »Eintracht« das kulturelle Leben in Schiltach mit. Mit der Abstimmung zur Auflösung in der Hauptversammlung am vergangenen Freitag ist das Ende des Männerchors nun endgültig besiegelt.
In der Hauptversammlung des Männergesangvereins »Eintracht« Schiltach am Freitag in der »Sonne« sprach sich die Mehrheit der anwesenden Mitglieder für die Auflösung ihres seit 123 Jahren bestehenden Vereins aus. Sie taten es schweren Herzens, aber sahen aufgrund des akuten Nachwuchsmangels und der Überalterung keine andere Alternative.
Die Liquidation wird jetzt beim zuständigen Amtsgericht in Stuttgart beantragt. Zu Liquidatoren wurden einmütig Friedrich Trautwein und Helmut Wolber berufen. Wolber erläuterte den Gang der Liquidation. Etwa ein Jahr werde es dauern, bis die Liquidation vollzogen sei. So lange bleiben der Verein noch bestehen und das Vorstands-Team mit Vorsitzendem Claus Fleckenstein, Schriftführer Werner Seeger, Vize-Vorsitzendem Roland Denner und Kassierer Friedrich Trautwein noch im Amt.
Über die Verwendung des verbleibenden Vermögens wird im Zuge der Auflösung durch die Mitglieder entschieden.
»Ich bin sehr traurig, dass wir die ›Eintracht‹ auflösen müssen«, bekundete Vorsitzender Fleckenstein in seinem Grußwort. Eine schöne und von guter Kameradschaft geprägte Sängerzeit gehe damit zu Ende. Und er fügte hinzu: »Wir können stolz sein auf die großen Leistungen von ›Eintracht‹ und Chorgemeinschaft.«
2018 bereit keine öffentliche Auftritte mehr
Mit Wehmut informierte Schriftführer Werner Seeger in seinem Rückblick, dass es bereits 2018 keine öffentlichen Auftritte mehr gegeben habe. Die Singstunden hätten mit einer kleinen Sängerschar allerdings weiter stattgefunden, am Jahresanfang sei die »Eintracht« Gast beim »Bergecho« St. Roman gewesen, und der Jahresabschluss 2018 sei mit dem Familienabend stimmungsvoll gewesen. Dirigentin Susanne Mogler sei noch im Dezember im Kreis der Sänger mit Dank für die gute Zusammenarbeit verabschiedet worden.
Kassierer Friedrich Trautwein, der sein Amt erst Mitte des Jahres von Werner Spöttle übernommen hat, berichtete von geordneten Finanzen.
Gerhard Busch singt seit 60 Jahren in Chören
Eine besondere Ehrung nahm Vize-Vorsitzender Roland Denner vor. Er ehrte Gerhard Busch für 60 Jahre singen in Chören und zwar zunächst in Mannheim und Lehengericht sowie anschließend 25 Jahre in der »Eintracht«.
Bürgermeisterstellvertreter Michael Buzzi bekundete seine Betroffenheit über die Vereinsauflösung. Die »Eintracht« und die Chorgemeinschaft »haben unserer Stadt bei vielen Anlässen gedient.« Die »Eintracht« sei ein wichtiger Kulturträger gewesen und habe zugleich auch gute Kontakte nach außerhalb Schiltachs entwickelt. Die Auflösungsentscheidung in Würde und Stolz verdiene »unsern größten Respekt«.
Ehrenchorleiter Theo Kreuz, der 14 Jahre als erfolgreicher »Eintracht«-Chorleiter gewirkt hat, erinnerte an viele interessante und wichtige Begebenheiten, an seine musikalische Arbeit beim MGV und er fügte an: »Meine Frau und ich haben uns immer bei der ‹Eintracht‹ sehr wohl gefühlt.« Immer wieder hat er im Dirigentenamt bei Bedarf ausgeholfen. »Ihr könnt auch künftig mit mir rechnen«, kündigte er an. Er regte wie auch Michael Buzzi und weitere Sänger an, einen Stammtisch einzurichten, um die Kameradschaft weiter zu pflegen. Die Sänger entsprachen dieser Anregung. Künftig treffen sie sich am zweiten Montag eines Monats jeweils um 19 Uhr in einem örtlichen Gasthaus zu einer Stammtisch-Runde. Auch die jährliche Himmelfahrtswanderung bleibe bestehen.
22 Jahre Zusammenarbeit mit Schenkenzeller "Liederkranz"
Bedauern über die Vereinsauflösung, aber auch Mut zu künftiger Kameradschaftspflege bekundeten auch Dirigent Kurt Rennig aus Schenkenzell und Sänger Peter Hubrich aus Lehengericht. Der Vorsitzende des »Liederkranzes« Schenkenzell, Herbert Armbruster, würdigte die vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit in der Chorgemeinschaft. In den 22 Jahren habe sich eine herzliche Freundschaft entwickelt.
Historisches: Der erste Auftritt war am 8. November 1896
Mit der Auflösung der 1896 gegründeten »Eintracht« geht eine 123-jährige Ära in Schiltach und der Region zu Ende. Der Verein war aus der Sängerabteilung des Schiltacher Arbeiterbildungsvereins hervorgegangen und hatte sich bis zuletzt das Ziel gesetzt, den deutschen Männerchorgesang zu pflegen und zu fördern. Der gemeinnützige Verein war bis zuletzt Mitglied im Deutschen, im Badischen und im Kinzigtäler Chorverband. Am 8. November 1896 hat die »Eintracht« mit großem Erfolg ihr erstes Konzert in der Heimatstadt gegeben. Und am 31. Dezember 1896 sangen die Männer erstmals beim Rathaus anlässlich des Silvesterzugs. Gute Beziehungen zu auswärtigen Chören wurden aufgebaut und intensiv gepflegt.
Höhen und Tiefen erlebte die »Eintracht«. Die Wiedergründung nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte 1946 Beim Jubiläum zum 100-Jährigen 1996 wurde die »Eintracht« mit der Zelterplakette, der höchsten Auszeichnung des Deutschen Chorverbandes für hervorragende Kulturarbeit, ausgezeichnet.
Gründungsvorsitzender und zugleich erster Dirigent war Gastwirt Carl Trautwein. Es folgten 16 weitere Dirigenten, zuletzt Theo Kreuz mit 14 Jahren und ab 1. Januar 2008 Susanne Mogler. Zehn Vorsitzende waren es insgesamt. In der Nachfolge des Ehrenvorsitzenden Fritz Götz hatte seit 1995 Claus Fleckenstein das Amt inne.
Vom aufgelösten Männergesangverein Lehengericht waren einige Sänger zur »Eintracht« gestoßen. Seit 1997 hatte sich die »Eintracht« mit dem MGV »Liederkranz« Schenkenzell zu einer Chorgemeinschaft zusammen geschlossen. Zu Beginn umfasste die Chorgemeinschaft 54 Sänger, 34 davon aus Schiltach und 20 aus Schenkenzell. Diese Chorgemeinschaft wurde nun auch aufgelöst. Zuletzt hatte sie noch 15 Sänger aus Schiltach und sieben aus Schenkenzell. Hinzu kamen 50 fördernde Mitglieder.
Vereinsinfo MGV "Eintracht"
- Vorsitzender: Claus Fleckenstein, Tel.: 0 78 36 / 4 78
- Gegründet: 1896
- Mitglieder: 15
- Chorgemeinschaft: Mit dem »Liederkranz« Schenkenzell, insgesamt 22 Sänger
- Auflösung: 2019