Wolfach

Mit dem 130-Meter-Floß kinzigabwärts zum großen Fest

Tobias Lupfer
Lesezeit 3 Minuten
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17. August 2017

(Bild 1/2) Bei der Fahrt mit dem Floß nach historischem Vorbild werden am Sonntag voraussichtlich wieder unzählige Schaulustige die Ufer säumen. Mit ihren Stangen versuchen die Flößer, den Steuermann gegen die Strömung zu unterstützen. ©Archiv

Wolfachs Kinzigflößer feiern am Wochenende ihr Floßhafenfest in den Kinziganlagen beim Schloss. Höhepunkt ist die große Fahrt des 130 Meter langen Floßes am Sonntag. Wir fragten bei Historiker Edgar Baur nach: Auf was kommt es bei der Floßfahrt an?

Das Floßhafenfest zieht alle zwei Jahre unzählige Zuschauer an – der große Höhepunkt ist ein ums andere Mal die Floßfahrt auf der Kinzig. Am Sonntag, 20. August, ist es wieder soweit: Um 15 Uhr heißt es »Leinen los!« – dann wird das Floß mit dem ersten Wasserschwall vom Grieshaber-Wehr aus starten. Aber wie läuft die Floßfahrt denn eigentlich aus Sicht der Flößer ab?

»Für die Flößer ist es das A und O zu fahren«, sagt Edgar Baur. Selbst bleibt der passionierte Historiker und Obmann Flößergeschichte zwar beim Fest wegen organisatorischer Aufgaben meistens an Land. Trotzdem kennt er sich aus: Vorne steht der Steuermann, zwei müssen an die Bremse, die sich bei Betätigung unter Wasser ins Flussbett rammt, und am Ende des Floßes steht noch einmal einer am Ruder, der versucht, das letzte Gestör im Zaum zu halten. »Die anderen verteilen sich auf den acht Gestören.« Der Steuermann gebe zwar die Richtung vor, »aber er kann nur bedingt eingreifen«, betont Baur – ist das Floß erst einmal in Bewegung, sei die Strömung so stark, dass ein präzises Steuern meist nicht möglich sei.

Ein Training gebe es vorab nicht – die »Alten« hätten über die Jahrzehnte ihre Erfahrungen gesammelt, und für die »Jungen« sei es nach dem Floßhafenfest 2015 nun auch schon die zweite Fahrt. Ruppig werde es in zwei Momenten: Wenn die Bremse betätigt wird und wenn das Floß entgegen der Planung auf Steinen im Flussbett aufsitzt. Das kann schon mal vorkommen, denn das Floß treibe schneller als das Wasser fließe. Gerade auf Höhe des Flößerparks sei eine kritische Stelle, was Steine angehe.

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Mit dem ersten Schwall werden die Flößer bis unterhalb der Stadtbrücke fahren. Dann müssen sie warten, bis wieder genug Wasser am Grieshaber-Wehr aufgestaut ist. Mindestens 40 Zentimeter hoch muss das Wasser dort stehen. Mit dem zweiten Schwall geht es dann vorbei am Flößerpark in Richtung Festareal in den Kinziganlagen. Die starke Wasserströmung drücke das Floß meistens nach rechts in Richtung altem Floßhafen – im großen Bogen gehe es dann auf die linke Kinzigseite zum Fest.

30 Minuten werde das Spektakel alles in allem voraussichtlich dauern. Schon bis zu zwei Stunden vor dem Start werden die Flößer das Floß vorbereiten: Verschiedene Deko-Gegenstände werden platziert und stehen beispielhaft auch für die Oblast auf den historischen Flößen, der zusätzlichen Ladung, die die Flößer auf ihren Fahrten mitnahmen. Rinde für die Gerber in Straßburg, Harz, Bretter als Baumaterial: »Man hat nichts weggeworfen. Alles wurde so weit wie möglich einer Verwendung zugeführt«, sagt Baur. 90 Prozent des Schwarzwald-Holzes von der Kinzig seien für Straßburg und das Elsass bestimmt gewesen, ein kleiner Teil wurde von den Rheinschiffern bis in die Niederlande gebracht.

www.kinzigfloesser.de

 

Stichwort

Das Floß, die Flößerei und die Frauen

Mit 130 Metern haben die Wolfacher heute »fast das längste Floß im Schwarzwald«, erklärt Edgar Baur. Im Vergleich zu den historischen Flößen, die den Wolfacher Hafen verließen, sei das aber fast klein: »Von hier, sagt man, sind Flöße mit 600 Metern Länge los.« 

15 bis 20 Leute auf dem Floß wie bei den Schaufahrten gab es historisch belegt nicht: »Auf so einem Floß waren früher maximal acht Leute drauf.« Mitfahrer gibt es in Wolfach nicht mehr. »Bei uns dürfen nur die Flößer aufs Floß.« Eine reine Männerdomäne seien die Floßfahrten allerdings früher nicht gewesen, betont Baur.

Gearbeitet als Flößer hätten zwar in der Regel tatsächlich nur Männer. Die feinen Herren der Schiffergesellschaft – eine Aktiengesellschaft, die das Holz in der Region eingekauft und verkauft hat und für die die Flößer ihr Handwerk als Angestellte verrichteten – hätten sich und ihren Gattinen aber immer wieder sogenannte Plaisirfahrten auf den Floßen spendiert. »Heute würde man sagen: Die sind zum Shoppen nach Straßburg gefahren.«

Weitere historische Besonderheiten um das immaterielle Weltkulturerbe Flößerei wird Edgar Baur am Sonntag im Rahmen einer Ausstellung auf der Martinswiese beim Festgelände präsentieren – darunter auch ein Film über die Holzriesen.

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