Museumsmaler Wolfram Paul wieder in Aktion
Ganz in der Tradition der Freilichtmaler der Gutacher Malerkolonie wird Wolfram Paul am Sonntag, 19. August, wieder im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof an seiner Staffelei sitzen und neben dem Malen in freier Natur auch die Kontakte mit den Museumsbesuchern genießen.
Die Blütezeit der Gutacher Malerkolonie mit Wilhelm Hasemann und Curt Liebich war auch die Hochzeit der Freilichtmalerei. Die Farben in Tuben waren erfunden, nun konnten die Maler problemlos mit ihrer Ausrüstung durch die Landschaft streifen und bei natürlichem Licht die Farben darstellen. Man konnte sich so viel besser auf die Stimmungen einlassen als im Atelier – zumindest, wenn man zügig malte, denn diese verändern sich dauernd.
In dieser Tradition wirkt Wolfram Paul am Sonntag, 19. August, von 11 bis 17 Uhr wieder als Museumsmaler im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof. Der Sohn eines Theatermalers hatte schon in früher Kindheit einen Bezug zur Kunst, studierte das Fach in Mannheim und wirkte bis vergangenes Jahr 42 Jahre als Lehrer für Bildende Kunst und Technik an der Realschule in Altensteig. Seit seiner Pensionierung ist er immer öfter im Freilichtmuseum in Gutach anzutreffen. Er hatte auch das Bild vom Effringer Schlössle im Stil der Malerei jener Zeit, als der Turm noch stand, gemalt.
Offen für Gespräche
Überhaupt ist das Kopieren anderer Malstile eine Spezialität von Wolfram Paul. So hat er den Vogtsbauernhof auch schon im Stil von Salvador Dali, Marc Chagall oder Lyonel Feininger gemalt. Vincent van Gogh werde übrigens von den meisten Museumsbesuchern erkannt, verrät Paul. Sogar Kinder erzählen spontan, diesen Stil hätten sie in der Schule gelernt.
Das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof hat Wolfram Paul schon immer fasziniert. Wilhelm Hasemann und Curt Liebich kannte er natürlich – dass die Gutacher Malerkolonie aber rund 200 Künstler umfasste, fand ebenfalls sein Interesse. Das und die Beschäftigung mit der Freilichtmalerei machte ihn schließlich zum »Museumsmaler«, der immer wieder hierher zurückkehrt und sich ganz im Stil der damaligen Maler mit der Staffelei ins Gelände stellt. Dort darf man ihn am Sonntag sehr gern ansprechen – gerade die Begegnung mit den Menschen gefällt ihm.
Wenn Kinder ihn ganz unbefangen ausfragen. Oder sich selbst die Antwort geben, warum der Hirsch beim Dali-Bild so lange Beine hat: »Damit der den Hirschsprung besser bewältigt.« Oder wenn ihn eine Besucherin nach seiner Meinung fragt, ob das Rot der Geranien am Vogtsbauernhof nicht zu dunkel sei. Ist es nicht, findet er übrigens. »Das sieht sehr vornehm aus, wer auch immer die Blumen in diesem Jahr ausgesucht hat, hat sehr gut gewählt«.
Neuer Realismus
Am Sonntag will er sich dem Bauerngarten widmen – und wenn’s regnet, malt er vielleicht die Weckgläser auf dem Regal in der alten Küche des Effringer Schlössles. Wolfram Paul sieht sich selbst als Nachfolger der Impressionisten. Er fühle sich der gegenständlichen Malerei verpflichtet und sei ein entschiedener Anhänger des Neuen Realismus.
So stellte er neulich bei der Gartenschau in Lahr erstmals seinen gemalten Schinkenspeck aus: Der Malgrund bestand aus dem Ruß einer Räucherkammer, vermischt mit Lorbeer, Wacholder und Pfeffer. Mit der Folge, dass das Bild nicht nur nach Speck ausgesehen, sondern auch danach geduftet hat.
Der erste Versuch einer Duftpostkarte ging dann allerdings schief. Die Firma, die für solche Karten Duftlacke herstellt, hat auch ein Duft »Geräuchertes« im Angebot – allerdings viel zu künstlich. So ging Wolfram Paul mit drei seiner Karten zu einem Metzger und ließ sie räuchern. Das funktionierte zwar, eignet sich aber weniger für die Serienherstellung.