Mittleres Kinzigtal

Nach Dauerregen Land unter an Wolf und Kinzig

Anna Agüera, Martina Baumgartner, Claudia Ramsteiner, Lars Reutter
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03. Februar 2020
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(Bild 1/2) Die Wolfacher Herlinsbachschule wurde gegen 10.15 Uhr sicherheitshalber geräumt. ©Anna Teresa Agüera

Der anhaltende Regen in der Nacht zum Montag hatte die Kinzig und deren Seitenbäche stark anschwellen lassen. Überall waren die Bauhöfe und Feuerwehren in Alarmstellung oder im Einsatz, es wurden aber bis Redaktionsschluss keine großen Schäden gemeldet.

Hochwasser, Überflutungen und gesperrte Straßen prägten den Montagmorgen im Kinzigtal. So auch in Wolfach, wo die Wolf und die Kinzig aufeinander treffen. Dort galt es für Bürgermeister Thomas Geppert und die Feuerwehr, eine Entscheidung zu treffen, die alles andere als alltäglich ist: Den steigenden Pegelstand beim Nadelöhr im Blick, entschieden sich die Verantwortlichen, die Herlinsbachschule zu räumen. Bei einem Pegelstand von 3,2 Metern sei der Herlinsbachweg und damit der Schulweg der Kinder überflutet. Bei 3,05 Meter leitete die Feuerwehr am Montag alles in die Wege – „sicherheitshalber“. 

Die rund 200 Schüler wurden gegen 10.15 Uhr in die Festhalle gebracht: „Die Abstimmung hat dabei gut funktioniert“, betonte der Bürgermeister. Der Kontakt mit der Schule und deren Räumung, alles sei gut verlaufen. Eine kritische Situation habe es nicht gegeben – „es war nie fünf vor zwölf“. Der Pegelstand sei auch bald wieder gesunken, noch bevor die Marke von 3,2 Meter überschritten wurde. „Es war eine gute Praxisgeneralprobe“, zeigte sich der Bürgermeister zufrieden mit dem reibungslosen Ablauf. 
Über das Sekretariat wurden die Eltern daraufhin informiert, die gegen 12 Uhr ihre Kinder abholen konnten. Andere Kinder fuhren laut Wolfacher Feuerwehr wie gewohnt mit dem Bus nach Hause. Die Betreuung selbst war bis gegen 13 Uhr gewährleistet. Für die Realschule, die sich in der Nachbarschaft zur Herlinsbachschule befindet, bestand keine Gefahr, da sie sich laut Geppert nicht im Überflutungsgebiet befindet.  

Oberwolfach in Orange

Alles in allem sei der Vormittag ruhig verlaufen, informiert auch die Feuerwehr auf Anfrage. Rund 30 Kameraden waren im Einsatz, behielten kritische Stellen im Blick – die Flößerparkwiese war komplett überflutet–, fuhren die Straßen ab und unterstützen den Bauhof. Der begann zwischen 8 und 9 Uhr, als sich die Lage zuspitzte, unter anderem Dammbalkenverschlüsse zu installieren, wie Geppert beschreibt. Gegen Mittag wurde dann auch die Feuerwehr-Bereitschaft wieder aufgelöst.

Auch in Oberwolfach waren Feuerwehr und Bauhof seit den frühen Morgenstunden unterwegs. Auf der Pegelkarte erschien einzig Oberwolfach mal in Orange: Die Marke für das zehnjährliche Hochwasser war überschritten. Gegen Nachmittag entspannte sich die Situation. Der Wolftal-Erlebnis-Radweg, der Promenadenweg an der Walke und der Radweg zwischen Wolfach und Haslach mussten gesperrt werden. Der Radweg zwischen Wolfach und Hausach wurde bis gestern Abend noch nicht wieder freigegeben. 

Die Kreisstraße zwischen Hausach und Fischerbach musste wegen Überflutung auf der Höhe Gechbach für einige Stunden voll gesperrt werden. Kurz nach 15 Uhr wurde die Sperrung wieder aufgehoben. 
Ralf Rösch, Technischer Werkleiter der Stadtwerke Haslach, meldete gegen 16.30 Uhr, dass das Hochwasserückhaltebecken Haslach Ost (Becken bei Mühlenbach) rund acht Zentimeter vor dem Einstau sei. Der Pegel sei leicht fallend, aber  gegen Spätabend sei wieder Regen angesagt, sodass bis zum Abend ein Einstau noch nicht vom Tisch war.  Beim Becken Haslach West (zwischen Haslach und Hofstetten) hätte man wie üblich noch etwas mehr Luft. 

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Stauwärter im Einsatz

Laut Rösch waren an beiden Becken seit etwa 8.15 Uhr Stauwärter im Einsatz, die alle 15 Minuten die Pegelstände kontrollierten. Gegen 10 Uhr posteten die Stadtwerke auf ihrer Facebookseite ein Video mit dem Titel „Zweijährliches Hochwasser mit einem Abfluss von 312 Kubikmeter pro Sekunde“. An mehreren Stellen wurden Dammbalken in den Klosterbach gesetzt. 
Belastungstest bestanden

Zudem bestand das neue Wehr in Steinach, das von den Stadtwerken betrieben wird, den ersten Hochwasserbelastungstest. Auch das alte Schnapperwehr stand fast komplett unter Wasser. Ob es an ihm zu Schäden kam, konnte man gestern nicht sagen.

Wie die Steinacher Feuerwehr berichtete, wurde die Stellfalle zur Kinzig geschlossen, um den Rücklauf zu vermeiden. Der Entlastungskanal Richtung Lachen wurde geöffnet, um das Wasser aus Steinach herausfließen zu lassen. Somit sei die Hauptstraße im Bereich der Kirche nicht überschwemmt worden. Vorsorglich wurden dort aber Sandsäcke deponiert.

Geräll auf der Straße

In Welschensteinach wurde laut Feuerwehr im Mühlbach Geröll auf die Straße (L  103) geschwemmt.

Die Feuerwehr in Schiltach hat bereits in der Nacht mit Dammbalken neuralgische Überschwemmungspunkte gesichert. Immer wieder rückten die Kameraden bis in den späten Montagnachmittag aus, um private Keller leerzupumpen. Die Hochwasserschnecke in der Gerbergasse ging automatisch in Betrieb. Die Schenkenzeller Kameraden sicherten auch in der bei Hochwasser immer gefährdeten Kinzigstraße Gebäude mit Sandsäcken gegen die über die Ufer tretende Kinzig. Während der Nacht blieben die Feuerwehren in Bereitschaft.

Stichwort

Wieder Hangrutsch in Bad Rippoldsau-Schapbach

Die kräftigen Regenfälle ab dem 1. Februar sorgten im Oberen Wolftal mit 145 Liter Niederschlag zu einem mittleren Hochwasser in der Wolf. Auch der Schnee im Kniebisgebiet ist geschmolzen und hat die Wolf und das Wasser von den Hanglagen anschwellen lassen. Der höchste Wasserstand der Wolf war in der Nacht auf Montag. Am Montag ging früh morgens etwa 50 Meter hinter dem Hangabriss vom Dezember im Holzwald ein neuer Erdabriss auf die L 96. Nachdem der Bauhof das abgeschwemmte Geröllmaterial beseitigte,  war die Straße wieder befahrbar. Der Wolf- und Bärenpark blieb am Montag wegen Überschwemmung geschlossen. 

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