Natur und innovative Technik im Einklang

Claudia Ramsteiner - Der stellvertretende Ministerpräsident und Finanzminister des Landes Nils Schmid (rechts) nahm gestern mit dem E-Werk Mittelbaden und vielen Gästen das Wasserkraftwerk am Hausacher Hammerwehr offiziell in Betrieb.
Hausach. Nach dem jahrzehntelangen Genehmigungsverfahren und den Verzögerungen beim Bau des dritten Wasserkraftanlage des E-Werks Mittelbaden beim Hausacher Hammerwehr passte es ins Bild, dass gestern auch Ehrengast und Finanzminister Nils Schmid wegen eines Unfalls auf der A5 eine halbe Stunde zu spät zur Feierstunde kam.
Selten hat das Sprichwort »Was lange währt, wird endlich gut« so große Bedeutung. Es war ein guter Tag gestern für die Energiewende, für das E-Werk Mittelbaden, für die Hausacher und nicht zuletzt auch für die Fische in der Kinzig. Dies wurde in allen Grußreden bei der feierlichen Inbetriebnahme der Anlage deutlich. »Wenn wir die Energiewende ernst nehmen, müssen wir alle Potenziale mehr nutzen«, mahnte Helmut Nitschke, Vorstand des E-Werks Mittelbaden, dass der Zuwachs an Wasserkraftwerken heute nur noch durch Modernisierung, Optimierung von Anlagen oder Aktivierung bestehender Stauwehre möglich sei.
Preisgekrönte Technik
Stolz verwies er auf den EU-Award, mit dem diese technologisch völlig neue Anlage der Hydro-Energie Roth GmbH als »bestes Umweltprojekt 2011 in Europa« ausgezeichnet worden war. »Natur, Ökologie und innovative Technik treffen hier harmonisch aufeinander.« Die Reden wurden tatsächlich nur von den Klängen der »Brass Kings« der Musikschule und durch das Rauschen des Wassers auf der wildbachähnlichen Fischtreppe begleitet, ansonsten arbeitet das Kraftwerk völlig geräuschlos. In einer sechstägigen Testreihe habe man das Verhalten der Fische geprüft mit dem Ergebnis, dass diese das Hindernis problemlos bewältigen könnten.
»Die Energiewende wird hier vor Ort erfahrbar und erlebbar«, lobte Finanzminister Nils Schmid. Mit Hochtechnologie, Erfindergeist und der Leidenschaft für innovative Technik könne man aus Baden-Württemberg heraus Fragen der Energiewende vorantreiben. Das Potenzial der fast 1700 Wasserkraftanlagen in Baden-Württemberg sei noch nicht ausgeschöpft. Bis zum Jahr 2014 werde das Land die Potenziale erfassen und einen Wasserkraftatlas liefern für alle Akteure vor Ort, versprach Schmid. »Da ist immer noch mehr drin«, prophezeite er.
Dies war sicher Wasser auf die Mühlen des Gutacher Bürgermeisters Siegfried Eckert und seiner Gemeinderäte, die die wohltönenden Worte aufmerksam verfolgten. Sie werden den stellvertretenden Ministerpräsidenten beim Wort nehmen. Noch kämpfen sie bei ihren Wasserkraftprojekten an der Gutach gegen die gestern widerlegten Argumente der Fischereiaufsicht.
Die Lösung der Probleme, die der Artenschutz – ob Lachs bei der Wasserkraft oder das Auerhuhn bei der Windkraft – bei den Anlagen der Region bereitet, legte auch der Hausacher Bürgermeister Manfred Wöhrle dem Landesminister ganz dringend ans Herz.