Nils Mohl ist der 20. Hausacher Stadtschreiber im Molerhiisle
Seit einer Woche ist das Molerhiisle in der Breitenbachstraße schon wieder bewohnt. Am Sonntag vergangener Woche ist dort Nils Mohl aus Hamburg eingezogen. Der 20. Hausacher Stadtschreiber bekam das Leselenz-Stipendium für seinen preisgekrönten Jugendroman »Indianerland«.
Einige Schritte hinters Haus, und Nils Mohl steht schon im Wald. Und einige Schritte vors Haus, da ist schon die Stadtmitte. Dass hier alles »fußläufig zu erreichen ist«, das fiel ihm als Erstes auf. Und dass ihm hier das Frühstück vor die Füße fällt. Er mag den Apfelbaum im Garten des Molerhiisles, dass er von seinem Schreibtisch aus direkt zur Burg sieht, und er mag den hellen, geräumigen Arbeitsraum: »Daheim arbeite ich in einer umgebauten Garage.«
Vor zwei Jahren hat sich Nils Mohl schon einmal für ein Leselenz-Stipendium in Hausach beworben. Im Winter traf er José Oliver, der ihn ermuntert habe, sich noch einmal zu bewerben. Inzwischen ist das Stipendium für Jugendbuchautoren an die Poetik-dozentur an der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe geknüpft, »und das hat mich sehr interessiert«.
Deutscher Jugendbuchpreis
»Im Mai ist mein neuer Roman erschienen, im Sommer wurde ›Indianerland‹ verfilmt, der Blick auf den Kalender sagte mir: Das passt!« 2012 wurde sein Jugendroman »Es war einmal Indianerland« mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Das letzte Wort hatte aber die Familie. Die müssen schließlich drei Monate lang zu Hause alles allein stemmen, seine Frau und seine drei Kinder zwischen acht und zwölf Jahren. Auch die gaben grünes Licht, die Jury in Hausach auch. Nun ist er da und freut sich auf »drei Monate so dicht an der Natur«.
Konkrete Pläne hat der Schriftsteller nicht für seine Stadtschreiberzeit. Zuerst wird er jedoch die Vorlesung für die Poetik-Dozentur erarbeiten. Mitte November und Mitte Januar soll er in Karlsruhe angehenden Lehrern etwas über Jugendliteratur vermitteln, und er will die eineinhalb Stunden spannend füllen. Den Rest seiner Stadtschreiberzeit will er nutzen, »um vielleicht das nächste Projekt anzuschieben«. Ideen gibt es genug. Aber mit Mitte Vierzig werde einem klar, »dass man nicht mehr alle Geschichten erzählen wird, die man erzählen kann«.
Zum Jugendbuchautor kam er, »wie ein Jugendlicher an Drogen kommt«. Er wurde gefragt, ob er das nicht mal probieren wollte, wurde »angefixt« und kam nicht mehr davon weg. »Es war auch eine Befreiung, weil dieses Genre mir wieder viele neue Möglichkeiten eröffnete«.
Literaturwissenschaftler
Nils Mohl ist Hamburger, er hat Literaturwissenschaften und Kulturmanagement studiert und einen Roman und einen Erzählband »mit überschaubarem Erfolg in einem kleinen Verlag« publiziert. Sehr gern hätte er in der Kultur gearbeitet, hat viele Bewerbungen geschrieben – ohne Erfolg. In der Werbebranche ging das ruckzuck. Und so wurde der Autor zum Werbetexter. Irgendwo muss ja das Geld verdient werden.
Seit zweieinhalb Jahren kann Nils Mohl endlich hauptberuflich als Schriftsteller leben. Wie lange das möglich sei, wisse er nicht. Der Jugendbuchpreis für »Es war einmal Indianerland« und die Gelegenheit, am Drehbuch für den Film mitzuschreiben, haben dazu beigetragen.
»Es war einmal Indianerland« beschreibt die verwirrende Suche eines 17-jährigen Sohnes eines Mörders nach sich selbst. Für den Autor macht es keinen Unterschied, ob er nun für Jugendliche oder für Erwachsene schreibt. »Der Verlag macht das Jugendbuch draus«.
Weihnachtsgeschichte
Lang wird es nicht mehr dauern, bis seine Kinder seine Bücher lesen wollen – und spätestens dann wissen werden, wie nah ihr Vater an den zerrissenen Seelen Pubertierender dran ist. Ein Problem? Die meisten Jugendlichen können sich ja kaum vorstellen, dass ihre Eltern auch mal so jung waren. »Damit müssen sie umgehen, dass ihr Vater Schriftsteller ist«, schmunzelt er. Ihn hätte es schon interessiert, wenn sein Vater Romane geschrieben hätte. Aber sein Vater war Kaufmann, und dessen Beruf blieb ihm lang ein großes Rätsel.
Bald wird ihn seine Familie in Hausach besuchen. Dann wird der Schwarzwald einige Tage gemeinsam erkundet. Tipps hat er schon einige bekommen. Und er bekommt gern noch mehr, man kennt ihn ja jetzt in Hausach und darf ihn gern ansprechen. Und auf eine neue Stadtschreiber-Weihnachtsgeschichte dürfen sich die Leser des Offenburger Tageblatts auch freuen. Nils Mohl hat bereits zugesagt, dass er »mit dieser Tradition nicht brechen werde«.