Oberwolfach macht mobil und lässt ein Konzept erstellen
Mitfahrbänkle, Rufauto, Schülerbus: Wie kommen die Oberwolfacher eigentlich von A nach B und wie kann dieses Angebot verbessert werden? Die Gemeinde Oberwolfach lässt dafür nun ein Mobilitätskonzept erstellen – auch mit Blick auf das Thema Elektromobilität.
„Mobilität ist eine der größten Herausforderungen, die wir im ländlichen Raum haben“, betonte Oberwolfachs Bürgermeister Matthias Bauernfeind am Dienstag in der Gemeinderatssitzung. Mit klassischem ÖPNV funktioniere es nicht, aber was funktioniert stattdessen?
Und genau das soll Christian Klaiber, Leiter der Initiative Zukunftsmobilität aus Trossingen, zusammentragen und für die Flächengemeinde in einem Konzept festhalten. Dafür gab die Mehrheit der Räte am Dienstagabend grünes Licht. Entsprechende Mittel über 46 000 Euro stehen im Haushalt bereit. Rund 42 000 Euro hatte die Initiative für das Konzept veranschlagt. 80 Prozent davon werden vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert, rund 8500 Euro kommen noch auf die Gemeinde zu.
Ein langer, mühsamer Weg hin zur Förderung liegt inzwischen hinter der Gemeinde, so Bauernfeind. Seit 2015 steht das Projekt im Raum, treibende Kraft dahinter war und ist Holger Mai, damals noch Gemeinderat (FWG). In einem Bürgerworkshop habe man sich Gedanken gemacht, die Mobilität zu verbessern. „Wir geben sehr viel Geld für die Mobilität aus“, betonte Mai. Da müsse etwas getan werden. Der erste Anlauf für eine Förderung war gescheitert, der zweite jedoch hat nun mit externer Unterstützung geklappt.
Konkrete Ideen erarbeiten
Als nächster Schritt soll ein E-Mobilitätskonzept erstellt werden, das stellten Mai und Klaiber am Dienstag vor. „Es geht darum, Mobilität so zu gestalten, dass sie zu den Menschen, den Unternehmen und den Pendlern passt“, betonte Klaiber. Es müsse praktischen und konkreten Nutzen bringen. Und dabei gehe es nicht nur um das Thema Elektromobilität sondern Mobilität im Allgemeinen, sagte Klaiber auf Nachfragen aus dem Gemeinderat. Unter anderem hatten Fridolin Faist und Eberhard Junghanns (beide CDU) das Konzept in Hinblick auf E-Mobilität skeptisch gesehen. Aber mit so einen Konzept könnte man dann auch argumentieren, warum E nicht funktionieren würde, so Klaiber.
Es geht hauptsächlich darum, so Bauernfeind, das, was es schon an Angeboten gibt, wie Mitfahrbänkle, Ruftaxi oder ÖPNV, anzuschauen, zu ergänzen und zu verbessern. „Wie können wir die Mobilitätsangebote sinnvoll vernetzen, weiterführen, ausbauen“, betonte Bauernfeind. Wichtig in diesem Prozess sei es auch, die Bürger mit ins Boot zu nehmen, so Klaiber. Deshalb sollen auch Workshops stattfinden. „Wir müssen das gemeinsam entwickeln“, sagte Klaiber.
Mobilität im Bereich Tourismus
Bauernfeind betonte, auch den Tourismus und die Zukunft im Blick zu behalten. 50 Prozent der Großstädter würden nicht den Führerschein machen. Zukünftige Generationen seien also nicht mehr so mobil, auch für die müsse man ein Angebot schaffen. Unsere Gemeinde ist breit, warf Erna Armbruster (FWG) ein. „Ich sehe immer die Seitentäler. Die bringen wir nicht selbst organisiert. Wie soll das funktionieren?“, hakte sie nach. Ideen gebe es da, so Klaiber, aber welche passt, dass müsse erst noch erarbeitet werden. Man müsse eventuell auch bisherige Grenzen einfach mal über Bord werfen – auch mit Blick zum Beispiel auf den Schülerverkehr.
Das Landratsamt auf jeden Fall sei an dem Konzept interessiert, sagte Mai und sprach dabei auch von einem Pilotprojekt im Kinzigtal. Mit einem Konzept könne man dem Landratsamt genau sagen, „das brauchen wir, und so könnte das umgesetzt werden.“ Und möglicherweise könne das auch für andere Gemeinden in der Ortenau zutreffen. In Offenburg sei man auf jeden Fall auf offene Ohren gestoßen.
Zwei Gegenstimmen
Martin Welle (CDU) und Martin Dieterle (FWG) stimmten dagegen, die Initiative mit der Erstellung eines Mobilitätskonzepts zu beauftragen. „Ich war in der Haushaltsberatung schon dagegen und wurde auch jetzt nicht überzeugt“, betonte Dieterle. „Ich sehe das nicht als Aufgabe der Kommune, sondern als allgemeine Aufgabe“, sagte Dieterle. Es bringe nichts, Oberwolfach als Insel zu betrachten, zumal die Gemeinde auch nicht auf Rosen gebettet sei. Viel mehr sei die Mobilität ein Thema für das komplette Mittelzentrum, warb er um Zusammenarbeit. „Jede Kommune springt in eine andere Richtung. Warum können die Kommunen das nicht gemeinsam machen?“
Holger Mai ist davon überzeugt, dass wenn man als Kreis gehört wird, dann sei die Gemeinde Oberwolfach nicht die, die am ehesten gehört werde. Wenn man aber mit einem eigenem Konzept ankomme, „dann haben wir eher was, was auf uns zugeschnitten ist“. Mitfahrbänkle seien das beste Beispiel, ergänzte Roland Haas (FWG). Erst in Oberwolfach, inzwischen gebe es einige mehr im ganzen Kinzigtal verteilt.
Der Zeitplan
Bei einem Start im Dezember, so Christian Klaiber, könnte das fertige Konzept bereits im Juli 2020 dem Oberwolfacher Gemeinderat vorgestellt werden. Die erste Phase beschreibt der Berater dabei als Analysephase: Was gibt es bislang an Mobilitätsmöglichkeiten? Welche Anforderungen hat die Gemeinde – parallel dazu sollen Workshops stattfinden. Was wünschen sich die Oberwolfacher? Wo gibt es Handlungs- beziehungsweise Verbesserungsbedarf? Diese erste Phase könnte im März zu einem Ende kommen. Daran anschließend startet dann die Konzeptphase, unter anderem mit Vorschlägen und einer Maßnahmenplanung. Am Ende liegt eine gedruckte Broschüre bereit.