"Odilia" begeistert Haslacher Publikum
Die bewegende Geschichte der heiligen Odilia wurde am Samstagabend in der Stadthalle Haslach eindrucksvoll in einem Musical dargestellt. Sie war im 10. Jahrhundert die Gründerin des Klosters auf dem Odilienberg im Elsass. Viele kennen den bekannten Ort, kennen aber die Geschichte nicht, die sich dort abgespielt hat. Das Publikum in der voll besetzten Halle war restlos begeistert.
Mönche und Nonnen schritten unter Fanfarenklängen ein, was einen vielversprechenden Auftakt bildete. Sprecher Sebastian Tittelbach, freier Journalist beim WDR, begleitete das Musical erzählerisch und meinte zu Anfang, dass sich die Geschichte der Odilia anhöre wie ein Märchen. Er erläuterte, dass der Vater Herzog Eticho (Jess Haberer) sehr enttäuscht war, als das Kind „nur“ ein Mädchen und auch noch blind war. Er forderte, dass das Baby verschwinden müsse. Im Lied der Mutter (Gabi Seitz) hörte man den Schmerz der Trennung heraus. Ihre Bitte, dass die Engel mit ihr gehen sollen, war dabei nur ein kleiner Trost.
35 Sänger
Zwölf Jahre später hatte Bischof Erhard (Karlheinz Barbo) eine Erscheinung. Er solle in ein Kloster gehen und ein blindes Mädchen auf den Namen Odilia taufen. Trotz großer Unsicherheiten macht er sich mit seinen Gehilfen auf den Weg. Zu den andächtigen Tönen des Projektchors mit seinen 35 Sängern unter der Leitung von Adrian Sieferle ging es mit Fackeln durch die Stadthalle. Mit „Sancta Maria“ waren Frauenklänge und besonders die Querflöte (Lisa Hugle) eine sehr beeindruckende Mischung, die die Heiligkeit des Aufeinandertreffens des Bischofs mit Odilia darstellte. Im Augenblick der Taufe wurde Odilia (Laila Scholz) sehend, ihr gesungenes "Halleluja" ging unter die Haut, so ungezwungen stand das Mädchen im weißen Kleid am Bühnenrand und überzeugt das Publikum mit ihrer tollen Stimme.
Die geheilte Odilia gibt sich daraufhin der Arbeit an Kranken und Armen hin. Ihre Sehnsucht nach der Familie bleibt aber und mündet in einem Brief an den Bruder. Der Vater gibt sich aber unbarmherzig und will sie nicht sehen. Trotzdem kommt Odilia auf die Hohenburg zurück. Das Lied „Willkommen daheim“ ist voller Lebensfreude und Glück, das den ganzen Saal umfängt. Doch dann kommt der Bruch, der Vater ist zurück, im Streit erschlägt er seinen Sohn (Frank Haberer), der seine Schwester ungefragt herkommen ließ. Mit dunklen Gedanken geht es in die anstehende Pause.
Vorstellungen zerplatzen
Der Vater lässt sich erweichen, schließlich war es der letzte Wille seines Sohns, dass Odilia zur Familie zurückkommen soll. Außerdem schmeichelt es ihm, dass die Verehrer Schlange stehen, denn seine Tochter ist nicht nur schön, sondern auch klug. Seine Vorstellung einer guten Partie zerplatzen, denn Odilia (Judith Goldschmidt) verschreibt ihr Leben Gott. Das Lied „Herr, ich weihe dir mein Leben“ ist wie ein Treueschwur, sehr authentisch und hervorragend umgesetzt. Der Vater jedoch will seine Hochzeitspläne nicht aufgeben, Odilia flieht, mit dem Boot geht es über den Rhein. Eine Felsspalte tut sich am anderen Ufer auf. Die Verfolger und auch der Vater müssen erkennen, dass Odilia unter dem Schutz Gottes steht.
Nach der Versöhnung und dem gesungenen Vaterunser von Karlheinz Barho stirbt der Vater. Odilia hat Angst um sein Seelenheil und vergießt viele Tränen. Nach Angabe des Sprechers steht heute dafür eine Tränenkapelle auf dem Odilienberg. Das andächtig gesungene „Gloria“ mit den Frauen des Chors zusammen mit Odilia verursacht ein Gänsehautgefühl, bevor verschiedene Ereignisse im Leben Odilias aufgezeigt werden, jedes für sich ein Wunder.
Das Abschlusslied „Wunder geschehen für den, der glauben kann“ ist der rote Faden durch das Musical. Das historische Thema um den Glauben mit seinen Herausforderungen wurde einzigartig umgesetzt und ist auch heute noch aktuell. Sehr gut arrangiert waren die Bilder der Wirkungsstätten, die sich auf der Bühne je nach Szene abwechselten. Das Akkordeonorchester Haslach bewirtete.