Opulente Speisen und mittelalterliche Musik in Flößerstube
Eine ganz besondere Veranstaltung gab es am Samstag in der Wolfacher Flößerstube: »Cantarotti« aus Bretten servierte zu deftig-urigen mittelalterlichen Speisen Musik und Lieder aus dem Mittelalter.
»Mittelalterliche Weisen und Speisen« war das Motto des Abends, zu dem der Verein »Kultur im Schloss« für Samstag in die Wolfacher Flößerstube eingeladen hatte. Der Gast: »Cantarotti« aus Bretten. Sylvia Reiser hieß die zahlreichen Gäste willkommen und wünschte guten Appetit und anregende Unterhaltung. Allerdings gäbe es erst etwas zu essen, wenn das erste Lied verklungen sei. »Wir singen schneller, dass Sie bald etwas zu Essen bekommen«, versprach die Wahlwolfacherin Petra Lein von »Cantarotti« und stimmte das Tischgebet von Heinrich Schütz aus dem 16. Jahrhundert nach dem Psalm 145 an.
In mittelalterlichem Outfit
Dann servierte Hubert Kiefer in keckem, mittelalterlichem Outfit die opulenten Speisen – darüber hinaus erklärte er in den Musikpausen den mittelalterlichen Ursprung und die Hintergründe gängiger Redewendungen. Die Musiker begannen treffend mit dem »Schlemmerlied«, einem Studentenlied von 1535, und legten mit dem Lied »Tanzen und springen« aus dem 16. Jahrhundert ausgelassen noch »einen Zahn zu«, eine Redewendung, über deren Ursprung aus der mittelalterlichen Küche sich Kiefer sogleich ausließ.
Man kann es nur als opulent bezeichnen, was da an Speis und Trank auf die Tische kam – zumindest ebenso opulent aber war das weitere gesungene und auf Flöten, Krummhorn, Fiedel, Trommel, Djembe und Schellenkranz gespielte musikalische Programm: Da folgte auf das italienisch-schmachtende »Chi passa« ein Lied, das zeigte, wie die Wolfsschlucht zu ihrem Namen kam.
Bitterböse Rabenballade
Mit einem schrillen Todespfiff endete »Das Mäuschen«: »Die Maus, die Maus muss ste-her-ben!« Auf die bitterböse Rabenballade, bei dem so manchem schier der Bissen im Halse stecken zu bleiben drohte, folgte der Chanson »Je suis Robert« aus dem 16. Jahrhundert. Von Heinrich VIII. höchstselbst und ausgesprochen flott komponiert, erklang »Pastime with good company«, und selbst vor den Merseburger Zaubersprüchen aus dem 10. Jahrhundert in Mittelhochdeutsch schreckten die musikalisch virtuosen Barden nicht zurück. Derweil genossen die Gäste mit sichtlichem Wohlbehagen sowohl die köstlichen Speisen als auch die mittelalterlichen Weisen – und natürlich die Auslassungen Hubert Kiefers über all die geläufigen Redewendungen, über die man sonst wohl selten nachdenkt.