Podiumsdiskussion zur Europawahl mit wenig jugendlicher Resonanz
Gut 40 interessierte Gäste, darunter etwa die Hälfte Jugendliche, nahmen an der interaktiven Podiumsdiskussion der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) am Donnerstag teil, um vor der Europawahl am 26. Mai mit regionalen Politikern über relevante EU-Themen zu debattieren.
Vier Kärtchen lagen am Gründonnerstag auf den Stühlen in der Hausacher Stadthalle: Grün für »Dafür«, Rot für »Dagegen«, Gelb für »Entweder« und Blau für »Oder« – mit diesen Kärtchen konnte das Publikum seine Meinung über bestimmende EU-Themen und Aussagen der Experten kundtun. Insgesamt vier Themenblöcke wurden während der Debatte behandelt, die wiederum in passende Unterthemen unterteilt wurden.
Die Politiker hatten für ihre Statements eine Minute Zeit, das Publikum konnte mit den Kärtchen auf die Aussagen reagieren und danach explizite Rückfragen stellen. Viele Stühle in der Stadthalle waren leer geblieben, etwa die Hälfte der gut 40 Besucher waren Jugendliche, für die der Arbeitskreis »European Citizenship« der Katholischen Landjugendbewegung in der Erzdiözese Freiburg die Veranstaltung organisiert hatte.
Beim Themenblock eins – Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Agrarpolitik – waren sich die Politiker auf dem Podium und das Publikum weitestgehend einig. Weitreichende Themen wie die »Fridays for Future«-Bewegung, die Lebensmittelverschwendung oder den Kohleausstieg 2030 wurden in der Stadthalle kontrovers diskutiert.
Europäische Armee?
Beim zweiten Themenblock – Sozial- und Bildungspolitik – wurde ein einheitlicher Mindestlohn diskutiert. »Ein einheitlicher Mindestlohn in Europa macht keinen Sinn, da die einzelnen Länder unterschiedliche wirtschaftliche Voraussetzungen haben«, argumentierte Claudia Haydt (Die Linke). Generell sollte jede Nation ihren eigenen, verhältnismäßigen Mindestlohn einführen, um möglichst viele Menschen über die Armutsgrenze zu hieven, so der Konsens der Experten.
Eine gemeinsame europäische Außenpolitik war in Themenblock drei – Außen- und Sicherheitspolitik – ein heiß diskutiertes Thema der Debattenrunde. »Wir brauchen eine europäische Armee, die aber auch vom europäischen Parlament beauftragt wird«, argumentierte Marianne Schäfer (FDP). So könne man als Einheit schnell auf jede zukünftige Lage reagieren. Generell solle sich Europa aber nur vor möglichen Gefahren rüsten und nicht agieren. »Es ist aber auch nicht so, dass wir hier im Paradies leben. Es gab ja auch schon Hackerangriffe auf den Bundestag – vermeintlich aus Russland«, betonte Yannick Bury (CDU).
Die Zukunft der EU
Um die Zukunft der EU ging es in Themenblock vier. Weitere Mitgliedstaaten der EU kämen nach Meinung der EU-Kandidaten nur infrage, wenn sie die entsprechenden Kriterien erfüllen können. Bei Nationen außerhalb Europas schieden sich dagegen die Geister. »Wenn Kanada Mitglied der europäischen Union werden will – warum nicht?«, sagte Schäfer. Bury entgegnete: »Irgendwo müssen wir auch schauen, wo die Grenze Europas ist. Wenn beispielsweise ein Land wie Marokko die Kriterien erfüllt, würde ich eine Mitgliedschaft trotzdem nicht begrüßen.«
In den Schlussplädoyers wünschten sich die Kandidaten für die Europawahl vor allem ein ökologischeres und nachhaltigeres Europa. Die EU dürfe nicht auseinanderfallen, da die wichtigsten Themen wie Asylpolitik oder Klimaschutz nicht national geregelt werden können. In Zukunft solle Europa zu einem starken und handlungsfähigen »Global Player« werden. Die Ergebnisse der Europawahlen würden erste Indizien auf den weiteren Weg der EU geben.