Rathäusler lenken als Emojs vom leeren Stadtsäckel ab
Wer soll das bezahlen?, jammerte gestern der Kämmerer, als die Rathäusler ein riesiges Bauprojekt ums andere planten. Sie deuteten bei der Schlüsselübergabe im Rathaus gestern Nachmittag auf die prall gefüllte Narrenkasse.
Bad? Schule? Wenn’s weiter nichts ist: Die Rathäusler überschlugen sich gestern bei der Schlüsselübergabe im proppenvollen Rathaussaal fast ob ihrer wahnwitzigen Bauideen: Vier Schanzen für die Vierschanzen-Tournee, statt Kinzigtal-Classics Huse Dakar, eine Peter-Baumann-Arena am Tannenwald, »e Shopping-Mall baue mir für Huse, von Obi bis Beate Uhse«, der Bahnhof wird in den Untergrund verlegt, »an des Herrenwaldes Sohle entsteht e neue Metropole« mit dem Airport Huse International.
Ihr Ziel war klar: dem neuen Burgis zum Ruhm zu verhelfen: Buchmesse, Opernhaus, Walk of Fame, »unser Hausach wird schon bald zum Attraction Point« im Schwarzen Wald. Und was keiner prophezeite: Der Europa-Park geht pleite.« Sie untermauerten das mit einem Imagefilm von Burgis Hermanns Plänen, den Burgturm zum Superturm auszubauen mit Bruchsteinverkleidung.
Dem Kämmerer trieb’s mit jeder Strophe die Tränen in die Augen. Seinem bangen »wer soll das bezahlen«, hielten die als Emojs verkleideten Rathäusler ein entrücktes »Don’t worry, be happy« entgegen: »Mir wisse was, des isch net neu, die Narrezunft hät Geld wie Heu.
Der Burgis zockt nicht um den Schlüssel
Und seit gestern 14.55 Uhr hat sie auch den Rathausschlüssel, was das Rathausglöckle den auf der Straße wartenden Narren zart klingend verkündete. Der neue Burgis Wolfgang Hermann hatte als bekennender »Schulerbue« in Sachen Fasent schnell gelernt, stimmte große Töne an von wegen 200-Meter-Bahn im Freibad, Wellnesstempel und Schampus im Campus – aber das Zocken um den Schlüssel hielt er nicht lang durch – da halfen auch die reimenden geistlichen Beistände, Pfarrer in Reichweite Gerhard Koppelstätter und Werner Kadel nicht.
Er könne sich vor Lachen nicht mehr wehren, behauptete er, strich kampflos die Segel und überreichte den Rathausschlüssel an den Zeremonienmeister Joachim Uhl. Narrenvater Bernd Rößler war ausgerechnet zum »Schmutzigen« erkrankt, und dem Vize-Narrenvater José Oliver schickten seine Narren ein donnernde Narri ins pakistanische Karachi.
Wichtigste Utensilien für die Fasent
Auf seine Pflichten an der Fasent hingewiesen, entfuhr dem neuen Burgis allerdings nur noch ein verständnisloses »Hä?« Narrenrat Thomas Stötzel richtete ihn wieder auf und stattete ihn mit den wichtigsten Utensilien aus vom Vesperbrett mit Blut- und Leberwurst für die Elfemess über die Tröte für die Katzenmusik bis zum Taschentuch mit der Aufschrift »’s goht wider degege« fürs Fasentverbrennen.
Doch die Fasent fing ja erst an – und so trugen Hansele und Spättle im großen Narrenzug den errungenen Rathausschlüssel zum Fasentausrufen zum Konstantinplatz (siehe unten).