Schon zum fünften Mal beteiligt sich die Kinzigtal-Redaktion am Deutschen Vorlesetag und lädt für Donnerstag, 16. November, um 20 Uhr zur Lesung ein – dieses Mal im Pfarrheim in Steinach. Das Redaktionsteam nutzt diesen Tag, sich einmal auf eine ganz andere Art vorzustellen und mit den Lesern ins Gespräch zu kommen. Sechs Journalisten werden Bücher vorstellen, die sie besonders berührt oder beeindruckt haben. Sechs Bücher, so unterschiedlich wie jene, die sie ausgesucht haben: Ein abwechslungsreicher Vorleseabend ist garantiert. 

Martina Baumgartners ausgesuchter Roman spielt 1944 in der Bretagne, die letzte umkämpfte Bastion der Nazis. Die blinde Französin Marie-Laure und der albinoblonde deutsche Waisenjunge Werner Hauser versuchen zu überleben – die eine in der Résistance und der andere durch die Kaderschmiede der Arier. Anthony Doers schwartenverdächtige Millionenauflage von 2015 hat ganz locker den Pulitzerpreis abgeräumt. Auf ihre Kosten kommen die historisch oder literarisch Interessierten, die aufschnupfenden Seitenverschlinger wie die Textgenießer. 

Jonassons neuester Roman

Tobias Lupfer hat den neuesten Roman von Jonas Jonasson gewählt: Johan Andersson  ist aus dem Knast entlassen und braucht einen neuen Job und neue Freunde. Gemeinsam mit einer wegen ihrer atheistischen Gesinnung arbeitslos gewordenen Pfarrerin und einem Hotel-Rezeptionisten gründet er eine »Körperverletzungsagentur«. Die Nachfrage läuft blendend. Bis Mörder-Anders sich plötzlich für Gott interessiert und friedfertig werden will. Doch Stockholms Gangsterbosse haben mit ihm noch eine Rechnung offen . . . Augenzwinkernd und respektlos nimmt der Autor die menschliche Profitgier aufs Korn.

Katrin Mosmann erinnert an die berühmte Spionin Mata Hari. Paulo Coelho schlüpft in die Haut der Frau hinter dem schillernden Mythos und lässt sie in einem fiktiven, allerletzten Brief aus dem Gefängnis ihr außergewöhnliches Leben selbst erzählen: vom Mädchen Margaretha Zelle aus der holländischen Provinz zur exotischen Tänzerin Mata Hari, die nach ihren eigenen Vorstellungen lebte und liebte und so auf ihre Art zu einer der ersten Feministinnen wurde – und sich im Ersten Weltkrieg auf ein gefährliches Doppelspiel einließ.

Claudia Ramsteiner hat ihre erste Wahl nach dem jüngsten Urteil des Bundesverfassungsgerichts noch einmal über den Haufen geworfen. Die 2002 erstmals erschienene  Geschichte einer »Achterbahnfahrt eines Gens durch die Zeit« ist eine ebenso originelle wie unterhaltsame Familiengeschichte mit einem sehr ungewöhnlichen intersexuellen Icherzähler – der seinen Rückblick als Embryo beginnt. Übrigens ist »Middlesex« der zweite Roman mit Pulitzerpreis des Abends, reich an Geschichte und Geschichten, an Glück, Leid, Trauer und Tiefsinn, an Witz und an Fabulier- und Erinnerungslust. 

Lars Reutter kümmert sich als bekennender Fußballfan um Fußballgefühle. Sportreporter Axel Hacke spürt den Gefühlen nach, die in unserem fußballbegeisterten Land fast jeder kennt: der Liebe zum Spiel, der Treue zum Verein, der Wut auf den Gegner, der Sehnsucht nach dem Tor. Ein Fußballbuch, wie es noch keines gab: fantasievoll, spielerisch, witzig, emotional, kenntnisreich und vielseitig.

Humor und Medizin

Daniel Wunsch geht zum Schluss mit dem Buch »Die Leber wächst mit ihren Aufgaben« augenzwinkernd medizinischen Fragen nach. Hilft Akupunktur beim Auto? Warum regt einen Glückstee so auf? Und wie findet man mit geschlossenen Augen seinen Traumpartner? Der Arzt, Kabarettist und Bestsellerautor Eckart von Hirschhausen kennt sich aus im Leben, ihm ist nichts Menschliches fremd, und niemand ist vor ihm sicher. 

Nach der Lesung sind die Zuhörer eingeladen, bei einem Glas Sekt oder Saft, kredenzt von den Ministranten, mit den OT-Redakteuren ins Gespräch zu kommen – über die vorgestellten Bücher, über Gott und die Welt und das Kinzigtal.
Möglicherweise reizt ja das eine oder andere Buch zum Selbstlesen oder Verschenken: »Der Buchladen« aus Haslach wird die Bücher an einem Büchertisch zum Kauf anbieten.