Schümelasch - für Andrée Jeanguillaume
Es isch schu meh als 20 Johr her, un trotzdem: Immer, wenn i Arbois hör, denk i an selli Nacht. Und in dere Woch ganz bsunders, wo n i ghert ha, dass d Madam Jeanuillaume gstorbe isch. Gott hab sie selig, sie war wirklich ä ganz bsunderi Madam. Un wil sie au ä gherige Portion Humor gha hät, sitzt sie viellicht etz im Himmel (wo sunscht?) uf irgend ere Wolk, wie immer adrett dauergwellt un gschminkt und lacht sich schäps über mini Erinnerunge als Gascht in Ihrem Hus.
Jede Stadt, wo ebbes uf sich haldet, hät e Schümelasch: ä Stadt in Fronkrich, wo mer d’Schüeler underenand usduscht, wo sich Xangverein gegesitig bsueche, und die Großkopfete nadirlich au. Wo mer dokumentiert, dass de Krieg schu lang vorbei isch, au wenn mer sich bei öffentliche Kranzniederlegunge bei jedere Glegeheit immer wieder gern dra erinnert – mit gegesitige Vesicherunge, dass des nie meh bassiere wird.
Wo unsere Schümelasch 25 Johr alt gsi isch, isch des nadirlich groß gfeiret wore. In de Partnerstadt hät’s uns zu Ehre e Umzug gebe, un mir sin mit Wi uf em Marktplatz empfange wore. Und am Obe häts ä Freundschaftsfeschd gäbe mit Musik und Danz.
Mir sin alli irgendwo bi Franzose unterkumme, wahrscheinlich hän selli bi de Quartiersucherei grad so e Kugelfuhr geht wie unseri als au. I bin zu’nere liebe Madam kumme. Sie hät kei Ditsch kenne, un i han vu minere Schuelzit grad no bonjour und je t’aime gwisst. Un weil je t’aime grad net bassd hät, han i bonjour gsait, un de Reschd hämmer mit Händ, Füeß und Wörterbuech palavert.
Sogar ä Zimmer mit eme eigene Klo
In minem Zimmer isch ä Bett gstande mit eme rosane Überwurf, e wacklige Stuehl, und mit eme halbhohe Bretterverschlag isch ä Klo abteilt gsi. „Sogar ä Zimmer mit eme eigene Klo“, han i denkt und s’hät mir wirklich nix usgmacht, dass mir d’Madam freundlich expliziert hät, dass d’Spülung grad net funktioniere dät, un dass mer in den Kuchi mit eme Eimer s’Wasser hole müeßt.
Am Obe han i ihri Sippschaft kenneglehrt, s’ganz Hus vun de Madam war voll, un vun ihrer Familie hän sich alli uf allene Zimmer verteilt. Un s’einzig Zimmer mit eigener Toalet han ich, de ditsch Gascht kriegt. No simmer uf’s Fescht gange, hän uns dert witterscht mit Händ un Füeß un Wörterbuch prächtig unterhalte, un erscht noch Mitternacht simmer heim zu de Madam: Ihre Bue mit sinere Frau und sine Kinder, ä Freundin mit ihrem Ma und ihrene Kinder, und i. Die vier Viertele Boscholä hän mer uf d’Blos druckt, und i bin uf mei Klo, han de Eimer g’schnappt, han quietschend Tür zu de Kuchi ufgmacht, han Waser gholt, han quietschend Tür wieder zuezoge, han’s Wasser d’Kloschüssel nagleert und bin unter minner rosane Überwurf gschlupft.
Net ohne ä Pardon
Kum bin i glege, quietscht mei Zimmertür uf, flüschtert einer „Pardon“ in mini Richtung, veschwindet in minem Klo, un de eindeutige Gräusch noch hät er dert s’gliche welle, wie ich au, quietscht mit em Eimer durch Tür, quietscht wieder zruck, leert de Eimer s’Klo na un quitscht wieder nus. S’isch nit lang gange, kunnt die nägscht. Net ohne e Pardon in mini Richtung goht die ganz Prozedur vu vorne los. S’hät gar nit so lang brucht, bis alli durch ware, han i schu längscht kapiert gha, dass des nit etwa mei Toalet war, sondern die einzig vum ganze Hus.
Am nägschte Tag sin mer nochem französische Frühstück us Milchkaffee un Gummibrot zum Kriegerehremol, wo beidi Burgermeischter unter de Blosmusik-Kläng vu sellem alte Kamerad Kränz aneglegt hän. Und i han bei mir denkt, die Schießerei domols het gar nit mieße si, mer hättig de Feind au uf e viel subtilere Art fertig mache kenne.