Gutach

Schulleiterin Christa Eichin nimmt Abschied von der Hasemann-Schule

Claudia Ramsteiner
Lesezeit 6 Minuten
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14. Juli 2017

Die Leiterin der Hasemann-Schule in Gutach Christa Eichin, hier inmitten der von den Schülern angelegten »Kräuterschnecke« vor der Schule. Die 62-Jährige wird zum Schuljahresende verabschiedet. Eine Bewerbung gibt es nicht auf ihre Stelle, die Schule wird dann vorerst kommissarisch geleitet. ©Claudia Ramsteiner

Nach den Sommerferien wird Christa Eichin nicht mehr an die Hasemann-Schule zurückkehren, an der sie mehr als ihr halbes Leben verbracht hat. Die 62-Jährige hat sich Zeit für ein Sabbatjahr angespart und geht direkt im Anschluss daran in den Ruhestand. Das Abschiedsfest wird am 25. Juli gefeiert.

Als vor zehn Jahren Ihre Vorgängerin Ursula Winkler-Schepers in den Ruhestand ging, waren Sie bereits 23 Jahre Lehrerin an der Hasemann-Schule. Was bewog Sie damals dazu, sich als Schulleiterin zu bewerben?

Christa Eichin: Ich war sehr mit der Schule verbunden und schon mit dem Amt als Schulleiterin vertraut. Es war an der Zeit, etwas Neues anzufangen. Beide Söhne waren im Studium, ich hatte Zeit und es hat mich gereizt. Die Kolleginnen standen hinter mir, ich erfuhr eine tolle Unterstützung.

Und nun sind Sie zehn Jahre Chefin dieser Schule. Gab es in dieser Zeit gravierende Neuerungen?

Eichin: Ja, ich habe die Schule noch mit den fünften und sechsten Klassen übernommen und lange um den Verbleib der Hauptschule im Dorf gekämpft. Das Loslassen war eine starke Herausforderung. Dann galt es, Flüchtlingskinder aufzunehmen, sie gut zu betreuen, und auch für die Hausaufgabenhilfe Helfer zu finden. Außerdem haben wir inzwischen die verlängerten Betreuungszeiten bis 14.30 Uhr mit Mittagstisch eingeführt. Mittlerweile nutzen diese 15 Kinder mit steigender Tendenz. Da musste man auch in Räume investieren. Außerdem wurde in dieser Zeit das Schulgebäude saniert. Und eine gravierende Änderung war auch der Abschied von langjährigen Kolleginnen. Jetzt habe ich ein komplett neues Kollegium, auf das ich mich ebenfalls immer verlassen kann.

Es gibt – wie an vielen Grundschulen – noch keine einzige Bewerbung für die Schulleiterstelle. Wie schwer fällt Ihnen da das Loslassen?

Eichin: Ja, Schulleiter in einem Sabbatjahr zu ersetzen, fällt besonders schwer, denn diese sind mit ihrer Stelle noch an der Schule verortet. Das heißt, in diesem Jahr gibt es keine extra Bezahlung für Schulleiter. Wenn man die horrende Mehrarbeit leistet und das nicht honoriert wird, müsste man schon über eine Änderung nachdenken. Was mich beruhigt aufhören lässt, ist, dass Esther Käufer die Schule zunächst ein Jahr kommissarisch leiten wird. Sie ist schon vier Jahre an der Schule und wird das gut machen. Das macht mir den Abschied leichter.

Reden wir doch mal übers Geld. Wie hoch ist der Zuschlag, den Schulleiter bekommen und wieviel Mehrarbeit ist damit verbunden?

Eichin: Schulleiter an kleinen Schulen erhalten einen geringen Aufschlag zu Grundschullehrern.  Da bleibt wirklich nicht viel Stundenlohn übrig. Die Organisation der Schule, die Erstellung des Stundenplans, viele Elternbriefe, zahlreiche Elterngespräche, Öffentlichkeitsarbeit, Personalführung inklusive Unterrichtsbesuche und Beurteilungen, Versicherungsangelegenheiten, Haushaltsplan – das macht täglich etwa vier Stunden Mehrarbeit aus. Nicht, dass ich das nicht sehr gern gemacht hätte, aber honoriert wird es bei weitem nicht. An kleinen Schulen wie der unseren ist die Schulleitung auch nicht von den Klassenlehrerpflichten entbunden.

Was waren die Schwerpunkte Ihrer Arbeit in den letzten zehn Jahren?

Eichin: Die individuelle Förderung jeden Kindes, die Personalentwicklung, verbunden mit gutem Unterricht. Natürlich war mir auch die Zusammenarbeit mit der Gemeinde, beiden Kirchengemeinden und den Vereinen wichtig. Die Schule fühlt sich hier sehr als Teil der Dorfgemeinschaft. Wir waren auch bei allen Großveranstaltungen eingebunden. Mein Mann und ich haben in intensiver Arbeit den Computerraum eingerichtet und auf den neuesten Stand gebracht. Die Partnerschaft mit Stosswihr war mir ebenfalls immer sehr wichtig. In diesem Zusammenhang haben wir mit dem dortigen Deutschlehrer Christophe Jaeglin eine gemeinsame Lernplattform entwickelt. Beide Gemeinden haben diese Verbindung sehr unterstützt. 

Die Kultusministerin will nun aber das Französisch ab der ersten Klasse streichen.

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Eichin: Gerade aus der Erfahrung an unserer Schule bin ich dagegen. Die Offenheit gegenüber anderer Sprachen und Kulturen finde ich sehr wichtig. Der interkulturelle Austausch fasziniert die Kinder. Sie werden offener für andere. Sie befruchtet die Partnerschaft beider Gemeinden insgesamt, weil die Freundschaft schon an der Basis anfängt. Die Sprache ist dafür das Wichtigste. Die junge Generation im Elsass spricht kein Elsässisch mehr.  

Sie haben nun insgesamt 33 Jahre Gutacher Kinder erlebt. Haben die sich verändert in der Zeit?

Eichin: Ja, sehr. Sie sind selbstständiger geworden, können sich besser organisieren. Die Rückkehr der Frauen in die Berufstätigkeit erfolgt heute viel früher. Ein Viertel der Schüler bleibt nach dem Unterricht noch hier zum Essen und zur Nachmittagsbetreuung. Dennoch ist die Elternschaft sehr engagiert. Die Eltern denken und arbeiten für die Schule mit, das ist wirklich eine tolle Gemeinschaft.

Das ist nicht überall so. Wo liegt Ihr Anteil daran?

Eichin: Man muss offen sein für die Eltern, diese müssen wissen, dass sie mit allen Anliegen kommen können und dass man sie ernst nimmt. Es gibt inzwischen auch eine ganze Palette von Unterstützungssystemen für Kinder und Eltern. 

Das beginnt inzwischen ja bereits im Kindergarten.

Eichin: Ja, auch hier gibt es bei uns eine hervorragende Kooperation zwischen der Grundschule und dem Kindergarten. Durch die Vorverlegung der Einschulungsuntersuchung im Kindergarten erfolgt auch eine frühere Erkennung von eventuellen Defiziten, die auch durch den aktiven Austausch zwischen Kooperationslehrerin und Erzieherinnen verstärkt wird.

Vor einigen Jahren fiel die verpflichtende Grundschulempfehlung. Wurde damit die Beratung intensiver?

Eichin: Die Beratung ist in den vergangenen Jahren viel intensiver geworden. Die meisten Gutacher Eltern folgen übrigens den Empfehlungen unserer Lehrerinnen. Die Eltern werden von Anfang an in den Bildungsgang ihrer Kinder mit einbezogen. Wir können ja auch nur den Ist-Stand feststellen, wie sich ein Kind entwickelt, wissen wir alle nicht.

Und nun sind Sie all diese Arbeit los. Was werden Sie vermissen und worauf freuen Sie sich?

Eichin: Vermissen werde ich die Kinder und das Kollegium. Es war auch erfrischend, die jungen Lehrerinnen zu erleben, die mit Enthusiasmus und neuen Ideen teilweise von der PH kamen. Aber ich freue mich nun auf die gemeinsame Zeit mit meinem Mann. Wir werden jetzt erst einmal Urlaub machen und lassen den Sommer auf uns zukommen. Ich will aber auch alles aufgeräumt übergeben für eine möglichst gute Übergangszeit. Das wird noch etwas Zeit kosten, bevor die große Freiheit von zeitlichen Zwängen beginnt. 

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