Schwarzwaldverein sieht Gefahr durch zu viele Windräder
Mit einem zweieinhalbseitigen Stellungnahme kommentiert die Ortsgruppe Hausach des Schwarzwaldvereins die Pläne der Badenova, die auf dem Höhenrücken Hohenlochen/Hirtswasen sechs Windkraftnlagen bauen will.
»Wir möchten uns auf keinen Fall vorwerfen müssen, dass wir nicht früh genug reagiert haben«, kommentierte Klaus Lehmann, Vorsitzender des Schwarzwaldvereins Hausach, seine Stellungnahme zu sechs Windkraftanlagen auf dem Höhenrücken zwischen dem Einbachtal und Oberwolfach. Bauanträge liegen noch nicht vor, die Badenova hat ihre Absichten aber bestätigt (wir berichteten am 9. September).
»Der Schwarzwaldverein befürwortet grundsätzlich den Ausstieg aus der Atomenergie und ist bereit, zu einem breiten Konsens in der Bevölkerung beizutragen«, heißt es in der Stellungnahme. Zum Ausbau der regenerativen Energien müsse jede Region ihren Beitrag leisten – aber landschaftsverträglich, spricht Lehmann von der Besonderheit der »harmonischen Kulturlandschaft des Mittleren Schwarzwalds«. Es könne nicht sein, dass sich in Sachen Windkraft »gerade hier das Meiste konzentriert«.
Bei den Planungen von Windkraftanlagen müsse die Auswirkungen aufs Landschaftsbild mit den Ertragsberechnungen gleichgestellt werden. Der Schwarzwaldverein werbe mit seinem »Engagement für die Bewahrung des Landschaftsbilds und dem Einsatz für die Pflege und Markierung der Wanderwege«. Dem international bekannten Westweg verdanke Hausach seinen Ruf als Portalgemeinde.
»Bedrohende Wirkung«
Der Schwarzwaldverein sehe sich gedrängt, »über die möglichen Auswirkungen auf das Landschaftsbild, den Tourismus und unser Heimatbild aufzuklären, falls dort auf der 4,5 Kilometer langen Westwegstrecke sechs Windkraftanlagen wie eine Perlenschnur mit Abständen von 0,5 bis 1,4 Kilometer auf den schmalen Bergrücken aufgereiht werden«.
Laut Lehmann sieht das so aus: Der Bergrücken, auf dem die rund 200 Meter hohen Windanlagen (laut Badenova Nabenhöhe 159 Meter) stehen sollen, erhebe sich im Mittel 260 Meter über dem Einbachtal bei einer Entfernung von 1300 Metern vom Talgrund. Die Anlagen machten somit drei Viertel der Berghöhe aus, »damit werden sie das Landschaftsbild dominieren«. Da die Bewegung der Rotoren den Eindruck noch verstärke, sei »von einer bedrohenden Wirkung« auszugehen.
»Lieber auf Pulks«
Der Schwarzwaldverein schlägt vor, die Windräder statt in der Reihe in Pulks auf bestimmte Standorte zu konzentrieren, um nachteilige Landschaftsveränderungen zu minimieren. Er sieht durch die Häufung der Anlagen die touristisch wichtige Zertifizierung des Westwegs gefährdet, denn Windkraftanlagen würden als technische Bauwerke in naturnaher Landschaft als nachteilig gewertet, wenn sie in Reihung vorkämen und einer »Industrielandschaft« glichen.
Wegen drohenden Eisfalls von den Windrotoren müssten zudem Sicherungsmaßnahmen und ampelgesteuerte Umleitungen der Wanderwege eingerichtet werden. Auf dem schmalen Bergrücken sei kein Platz für die technisch notwendige Flächeneinebnung von der »Größe eines halben Fußballfelds« an jedem Windrad. Lehmann folgert daraus, dass teilweise Bergkuppen abgetragen werden müssen (beispielsweise am Rugutsch) und sieht darin eine tiefgreifende Veränderung der bisher naturnahen, von Eingriffen verschonten Berglandschaft. Die OT-Anfraga an Badenova, ob dies tatsächlich notwendig sein wird, wurde gestern noch nicht beantwortet.
Werbung für seine Ziele
Der Schwarzwaldverein verweist darauf, dass nicht nur die örtliche, sondern die überregionale Planung berücksichtigt werden muss. »Wenn fast jede Höhenlage und jeder Berggipfel mit Windkraftanlagen bebaut wird, ist es gut zu verstehen, dass viele Bewohner der Täler die Windkraftpläne als Bedrohung ihrer Heimat auffassen«.
Der Schwarzwaldverein könne als staatlich anerkannter Naturschutzverband Stellung nehmen, habe aber nicht die Möglichkeit, nach seiner Meinung überzogene Windkraftprojekte zu verhindern. Er werde aber bei der Genehmigungsbehörde für seine Ziele werben und Bürger sowie Lokalpolitiker informieren, damit die »zu weit gehenden Vorstellungen der Energieunternehmen auf ein vertretbares Maß begrenzt werden«.