Stadtkapellen-Geburtstagsparty startet mit lockerem Gala-Abend
Facettenreiche Musik, witzige Comedy, unterhaltsame Dialoge und ganz knappe Reden: Der offizielle Teil der Gala zum 200. Geburtstag der Hausacher Stadtkapelle war ein erfrischend anderes Festbankett und ließ genug Zeit, um mit dem »Acoustic Fun Orchestra« ausgiebig zu feiern.
Musik in allen Facetten, atemberaubend gut gespielt vom »Geburtstagskind«, der »200 Jahre jungen« Stadtkapelle Hausach, dem »Acoustic Fun Orchestra« und Helmut »Hämme« Dold stand am Samstag im Mittelpunkt beim Gala-Abend in der voll besetzten Hausacher Stadthalle.
Mit dem Marsch »Alte Kameraden« begann der kurzweilige zweistündige offizielle Teil des Abends, der alles vermied, was Festbankette langatmig und dröge macht. In einem Dialog mit dem glänzend aufgelegten Moderator Helmut »Hämme« Dold verglich »Gründungsmitglied« Ottokar »Odix« Leibing das Früher mit dem Heute der Kapelle. Nicht ganz 200 Jahre dabei, aber immerhin ist »Odix« einer, der 1968 schon das 150-Jährige der Kapelle »als junger Saicher« mitgefeiert hat.
Wunsch eines Ehrenmitglieds
In seiner Jugend gab es noch keine Jugendkapelle, sondern Einzelunterricht, bis man ins kalte Wasser der Kapelle geschmissen wurde und ohne Orchestererfahrung »erst mal gar nichts mehr gehört hat.« Heute kämen fix und fertige Orchestermusiker in die Kapelle, verglich Ottokar Leibing und wünschte der Kapelle für die Zukunft: »Dass immer wieder genug junge Leute bereit sind, ein Instrument zu lernen und das Erbe unserer Gründerväter fortzusetzen«.
Die drei wichtigsten Meilensteine der 200-jährigen Stadtkapellengeschichte brachte Bürgermeister Wolfgang Hermann in seiner knappen Rede auf den Punkt: die Verleihung der »Pro-Musica-Plakette«, die Gründung der Jugendkapelle und die Aufnahme von Frauen in die Stadtkapelle.
Auch Armin Klausmann, Präsident des Blasmusikverbands Kinzigtal, hielt sich kurz. Er bewunderte die Klarheit, das stabile Selbstvertrauen und der »in die Zukunft gerichtete Wille zur weiteren Tatkraft« der Hausacher Stadtkapelle und überreichte ihr den Ehrenbrief des Verbands.
Comedy-Rechenkünstler
Wie viel Liter Luft braucht man fürs Badnerlied? Wer das Glück hat, Schnurranten in den eigenen Reihen zu haben, hat die komödiantischen Nummern schon in der Tasche. Harald »Asti« Eisenmann und Georg »Kurti« Stahl hatten in wahnwitzigen Rechenkünsten herausgefunden, dass die Musiker im Jahr für ihre Proben und Konzerte knapp 3,8 Millionen Liter Luft in ihre Instrumente blasen – 1,2-mal das Volumen der Stadthalle.
Aber es kam noch dicker: »Nach Luft, Zeit und Mindestlohn« kamen sie auf Kosten von 54,64 Euro für ein Badnerlied. Spontan zählte Manfred Schafheutle, Vizepräsident des Blasmusikverbands, unter riesigem Beifall das Geld auf das Rednerpult – schließlich war er zuvor beim Empfang der Ehrengäste im Probenraum der Stadtkapelle bereits in den Genuss des Marschs »Hoch Badnerland« gekommen.
Und als die beiden Schnurranten bei ihrem zweiten Auftritt noch den Jahreskonsum von 21 326,83 Liter Bier umrechneten und damit auf Gesamtkosten fürs Badnerlied von 81,27 Euro kamen, eilte Schafheutle erneut auf die Bühne und zahlte nach.
Comedy vom Feinsten
Comedy vom Feinsten gab es auch vom »Acoustic Fun Orchestra« aus Freiburg, das große Titel der Rock- und Popgeschichte zu verwegenen Medleys mixte – mit zu 22 Titeln in drei Minuten. Die Stadtkapelle selbst gratulierte sich zu ihren 200 Jahren mit dem Schweizer Konzerttitel »Two Centuries«, dem James-Last-Melodienstrauß »Danke Hansi« und zum Schluss mit einem großartigen Louis-Armstrong-Medley mit Helmut Dold als Jazztrompeter.
»De Hämme« führte locker durchs Programm. Sein vorgetragenes Festgedicht über den Badener könnte man abändern in »Die Stadtkapellemusiker sin, und des isch ihr Glück, die Griebe auf dem Schmalzbrot der Musik«. Der Einschätzung Helmut Dolds, »So ä Festbankett hät s Kinzigtal no nie gsähne«, schlossen sich die begeisterten Gäste an und dankten mit stehenden Ovationen für die super Show.
Und dann ging es zum »gemütlichen Teil« über – bei Fingerfood-Leckereien und fetziger Tanzmusik des »Acoustic Fun Orchestras« mischte sich nun auch die Stadtkapelle selbst unter die Feiernden. Für viele soll es eine sehr kurze Nacht geworden sein.
Gratulanten
Wolfgang Hermann, Hausachs Bürgermeister: »Gut aussehend, dynamisch, charmant, wohlklingend: Unsere Stadtkapelle wird 200 Jahre jung. Das Oberstufenblasorchester begleitet das gemeinschaftliche Leben in allen Facetten von der Fasent bis Weihnachten. Ich bin stolz, Vorstand dieser Kapelle zu sein.
Armin Klausmann, Präsident des Blasmusikverbands Kinzigtal: »Das ist ein bemerkenswert frisches, junges, abwechslungsreiches Jubiläumsprogramm. Vieles hat sich verändert in den 200 Jahren. Die Stadtkapelle Hausach hat die Entwicklung im Verbandsgebiet maßgeblich mitgestaltet.«
Reinhold Reichenauer, Sprecher der Hausacher Vereine: »Die Hausacher Vereine wünschen Euch alles Gute zum Jubiläum und haben für ein Geschenk zusammengelegt: Schön, dass es euch gibt!«
Das Jubiläumsbaby ist da!
Manche Dinge im Leben kann man nicht erfinden. Der Bürgermeister fragte beim Gala-Abend der Hausacher Stadtkapelle zu Beginn seiner Rede, ob »es« schon da sei, und der geschäftsführende Vorsitzende der Kapelle Michael Benz schüttelte den Kopf. Eine Stunde später fehlte der erste Trompeter plötzlich – nach einem Blick auf sein Handy war er weg.
Und am Sonntagmorgen kam die frohe Botschaft: Das Jubiläumsbaby ist geboren, der kleine Alexander ist da! Michael Benz wurde just am großen Fest zum 200. Geburtstag seiner Kapelle Vater. Das löste gestern natürlich auch beim »German-Brass«-Konzert große Freude aus. Herzlichen Glückwunsch! In wenigen Jahren wird die Stadtkapelle wohl einen neuen Musiker haben.