Talgeflüster: Narrenbälle „at home“ und Delegierten-Tassen

(Bild 1/2) Für CDU-Parteitagsdelegierte gibt es unter anderem eine Tasse. ©Kordula Kovac
Jeden Samstag gibt es von den Kinzigtalredakteuren einen ironisch-satirischen Wochenrückblick. Heute geht es um Ausleihen, Einkaufszettel und Tassen-Fragen.
Der Hausacher Leser Günter Gieseler reagierte amüsiert auf die Überschrift des Artikels, dass in der Haslacher Stadtbücherei wieder Medien ausgeliehen werden können: „Fensterausleihe in Stadtbücherei Haslach – ich musste ein wenig schmunzeln, als ich diese Überschrift las. Schade, dass ich im Dezember zwei neue Fenster im Haus erneuern ließ, wenn ich gewusst hätte, dass es Fenster in Haslach zum verleihen gibt, hätte ich natürlich das Angebot in Anspruch genommen, im Allgemeinen finde ich die Idee super!“ So war es aber natürlich nicht gemeint...
Ums Ausleihen ging es auch neulich an dieser Stelle, als wir den „Wilden Mann“ gelobt haben für seine Pfandstrategie mit Mehrweggeschirr bei Außerhausverkauf. Die Welschensteinacher Wirte glaubten, sie seien die ersten im Kinzigtal – doch da waren sie auf dem Holzweg.
„Da ich selbst ein Gegner dieser Berge an Verpackungsmüll und Einweggeschirr bin, haben wir bei uns im ,Löwen‘ in Halbmeil schon beim ersten Lockdown im Frühjahr unsere ,Essen to go‘ auf unseren Porzellantellern angerichtet“, schrieb uns der „Löwen“-Wirt Thomas Harter. Die Kunden bringen einfach die Teller in den nächsten Tagen wieder zurück – und das alles ohne Pfandgebühr. es werden lediglich Namen und Telefonnummer notiert.
Das habe auch den großen Vorteil, dass die Teller maximal vorgeheizt und in Wärmeboxen verpackt werden, sodass die Kunden, selbst wenn sie noch 20 oder 30 Minuten fahren müssen, ein heißes Essen genießen können.
Thomas Harter hofft, dass nach dem Lockdown auch die ganzen Fastfood-Läden, Pizzerien, Döner-Läden, Metzger und Bäcker, die „Essen to go“ anbieten, hier in die Pflicht genommen werden. Schließlich müssten die Gastronomen ab Juli wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer auf ihre Speisen abführen – „obwohl wir nachhaltig auf Porzellan anrichten, und alle, die ihre Speisen in Papp- und Aluminiumschalen über die Straße verkaufen, nur sieben Prozent“.
Dem Vorschlag von Thomas Harter für eine Aktion „Rettet die Gastronomie“ schließen wir uns ausdrücklich an – sonst haben wir zwar wieder Touristen, tolle Rad- und Wanderwege im Schwarzwald, aber kein Wirtshaus mehr zum Einkehren. Und wir loben vorausschauend an dieser Stelle schon mal alle Gastronomen, die sich auch beim Außerhausverkauf Gedanken über die Müllberge machen.
Mit der Fasnacht, so wie wir sie bisher gewöhnt sind, wird es ja nun nichts. Größere Menschenansammlungen, Tanzen, Schunkeln – das alles kann man sich während dieser Corona-Pandemie nicht vorstellen. Die Narren rüsten sich jetzt schon mal für ihre „Bälle daheim“.
Der Steinacher Turnverein veröffentlichten auf seiner Facebookseite vorsorglich schon eine Einkaufsliste für den Turnerball am 23. Januar in der närrischen Stube. Kulinarisch reicht diese von Currywurst im Glas über Heidelbeerlikör und Sekt bis zu Ginger Beer, „die Zubereitung erfolgt im Livestream“.
Und den „Ballbesuchern daheim“ wird unter anderem empfohlen, ausreichend doppelseitiges Klebeband auf dem Boden zu verteilen, um nicht auf das Ambiente mit klebrigem Barboden verzichten zu müssen. Spätestens jetzt sind sich eingefleischte Fasentmuffel vermutlich hundertprozentig sicher, warum sie das noch nie vermisst haben.
Eine Tasse steht auf der Liste des Steinacher Turnvereins nicht. Dabei heißt es doch in der fünften Jahreszeit häufig „Hoch die Tassen“. Der TVS geht aber wohl davon aus, dass die Turnerballfans auch ohne vorherigen Einkauf noch alle Tassen im Schrank haben.
Ich gebe zu, dass das nun eine etwas bemühte Überleitung zur CDU war, deren Parteitagsdelegierte sicherlich auch viele Tassen im Schrank haben.
Kordula Kovac, die schon bei einigen Parteitagen dabei war, hat dem OT aber verraten, dass es immer eine CDU-Tasse für die Anwesenden gibt. Das sei auch nun beim digitalen Parteitag nicht anders.
Und noch mehr verrät die Wahl-Wolfacherin. So kennt sie Friedrich Merz schon aus gemeinsamen Zeiten im Bezirksvorstand der Jungen Union im Sauerland. Und schon damals hätte man erahnen können, dass er eine politische Karriere machen wird.
Ob er nun Parteivorsitzender wird, ist auch für die Redaktion eine spannende Frage. Politische Gegner beschäftigt dagegen bei einigen Äußerungen von Merz eher die „Alle-Tassen-im-Schrank-Frage“, aber das gilt natürlich auch umgekehrt....
Schönes Wochenende!