Teure Chance auf schnellen Breitbandausbau im Ippichen
Von der Breitband-Einöde zur Vorzeigesiedlung mit Glasfaseranbindung bis ins Haus: In einer von Kordula Kovac initiierten Gesprächsrunde stellten Telekom-Vertreter am Donnerstag eine neue Option für den Ippichen vor. Zu haben ist die aber nur mit baulicher und finanzieller Eigenleistung.
Eine verlockende Aussicht hatte Vesta von Bossel, Vorstandsbeauftragte der Telekom, gestern im Metzgerbauernhof oben im Ippichen für die Anwohner des Tals im Gepäck: Glasfaseranbindung für alle, bis ins eigene Haus. »Wenn Sie das als Interessengemeinschaft machen, sind wir in einem halben Jahr fertig.« Vorausgesetzt, die satte Rechnung für den Ausbau wird von den Anliegern berappt. In weiteren Gesprächen soll nun geklärt werden, welche Taktik die Talgemeinschaft beim Breitbandausbau verfolgt: im Schnellgang mit hohen Eigenleistungen, oder langsam mit der Hoffnung auf Zuschüsse.
»Wir sind auf einem guten Weg. Wir kriegen das hin – davon bin ich überzeugt«, betonte Kordula Kovac, noch bevor das Gespräch begonnen hatte. Auf Initiative der CDU-Bundestagsabgeordneten war von Bossel nach Wolfach gekommen. Mit von der Partie: Martin Stiebitz (Projektleiter Landkreise Breitband) und Regiomanager Christopher Beußel sowie eine Handvoll Anwohner aus dem Ippichen und anderen Tälern.
Langfristige Investition
»Am liebsten haben wir Synergien mit unserem Eigenausbau«, sagte von Bossel. Den wird es im Ippichen nicht geben. Alternative: »Mehr Breitband für mich« – so hat die Telekom die Projektschiene getauft, bei der Nutzer die Ausbaukosten selbst tragen. Der Plan, den Stiebitz vorstellte: Ein neuer Anschlusspunkt an der Einmündung des Ippichen in die Bundesstraße 294 – und das Tal von dort aus mit FTTH (Fibre to the Home/Glasfaser bis ins Haus) erschließen. »Aus unserer Sicht die einzige Möglichkeit, wie man Ippichen mit Breitband versorgen kann.« Zunächst sei durchgängiges Glasfaser zwar teurer, langfristig gesehen aber sinnvoller, als nun noch einmal in Kupferleitungen zu investieren.
Verlegt werden könnte das Kabel oberirdisch auf bestehenden Masten – oder unterirdisch entlang des Abwasserkanals, den die Anlieger vor Jahren selbst verlegt haben. Leerrohre wollte die Stadt seinerzeit nicht einziehen, weshalb erneut gegraben werden müsste. »Man hat nicht auf uns gehört«, monierte Kovac.
Kritik richtete die Abgeordnete auch an die Firmen am Taleingang, die zuletzt im ZDF über ihre Sorgen klagten: »Die Gewerbetreibenden haben seit Wochen Angebote von der Telekom vorliegen und dann überhaupt nicht reagiert.« Unter anderem deshalb wollte Kovac die neuen Optionen zunächst mit den Anwohnern diskutieren, die Firmen waren gestern nicht dabei. Um ans Ziel zu kommen, brauche es aber alle.
Kosten: 220 000 Euro
Rund 220 000 Euro soll die unterirdische Lösung kosten, sagte Stiebitz – inklusive aller Hausanschlüsse für Firmen- und Privatkunden. Sollte die Talgemeinschaft wie von Kovac angeregt erneut gemeinsam anpacken und den Tiefbau selbst stemmen, blieben noch gut 120 000 Euro Kosten. Genau das würde übrigens auch die oberirdische Lösung kosten.
Mehrere Täler warten
»Ich glaube, das können wir jetzt schon streichen«, sagte Bürgermeister Thomas Geppert zur Idee, dass die Anlieger die Kosten komplett selbst bezahlen. Sollte sich eine Interessengemeinschaft gründen und den Ausbau verfolgen wollen, stellte er in Aussicht, dass »die Stadt auch irgendwo im Boot« sein werde. Eben da liegt aber das nächste Problem: Wolfach habe mehrere Täler mit schlechter Netzanbindung – eine Förderung im einen wecke Begehrlichkeiten im anderen Tal. Ob die Stadt sich beteiligen würde, wäre Entscheidung des Gemeinderats. Der Haushalt lasse in den nächsten Jahren aber keine großen Sprünge zu.
Hausherr Martin Schmider war skeptisch, ob man den Akt vom Abwasserprojekt noch einmal leisten könne. Wenn man aber ohnehin graben müsse, regten die Anlieger an, auch an die Wasserversorgung anzuschließen und das Stromkabel unter die Erde zu verlegen. »Machbar ist das«, sagte Geppert. Allerdings sei damit eine deutlich aufwendigere Planung verbunden. Ähnlich wie die Hoffnung auf Fördermittel (Stichwort) brauche das Geduld. »Die Frage ist: Gehen Sie den Weg oder gehen Sie ihn nicht?«, fasste von Bossel zusammen. Die Antwort müssen die Ippichener selbst finden.
Fördermittel
Der Versuch, in das Breitband-Förderprogramm des Bundes zu kommen, war gestern ebenfalls Thema.
Der Antrag müsste aber bereits bis 30. September gestellt werden, erklärten die Telekom-Vertreter. »Das ist fast nicht zu schaffen«, sagte Vesta von Bossel. Zu den vielen Kriterien für einen Förderantrag zähle, dass ein Projekt mindestens 200 000 Euro kosten müsse. Dieser Weg dauere mindestens ein bis eineinhalb Jahre, schätzte von Bossel.