Theaterstück mit Tumult beim Ortsvorsteher von Kaltbrunn
Zweimal spielten die Laienschauspieler des Gesangvereins „Frohsinn“ die Komödie „Gedächtnislücke“ im ausverkauften Klostersaal in Wittichen. Die Karten im Vorverkauf gingen weg wie warme Semmeln und am Samstagabend und Sonntagnachmittag waren die Straßen in der Gemeinde während der Vorstellungen leergefegt.
Zu allerlei robusten Handgreiflichkeiten kam es in der Amtsstube des Ortsvorstehers Franz alias Oliver Hauer, der das Wappen von Kaltbrunn an seinem Schreibtisch kleben hatte. Mit Axt und Seil bewaffnet, rückte er den ländlichen Lärmquellen auf den Pelz und verlor dabei sein Gedächtnis, weil ihm der Klöppel der Kirchenglocke auf den Kopf fiel.
Dieses Handicap sorgte wieder für einen „normalen“ Verstand beim Kaltbrunner Gemeindevertreter, der plötzlich seiner Frau Helene (Sabine Haas) wieder verliebt schmeichelte, der Sekretärin Hannelore (Barbara Faißt) und dem Amtsboten Sepp (Andreas Hauer), der gerne im „Martinshof“ versackte, eine „eingeflüsterte“ Gehaltserhöhung einräumte und den nervenden Ewigbeschwerdeführern Ludwiga mit Ehemann Heinz-Harald (Stefanie Heizmann und Lukas Hauer) über den Lärm von krähenden Hähnen, Glockengeläut und Blasmusik endlich die Tür wies.
Die Mimik sowohl von Heizmann als auch Andreas Hauer war an Ausdrucksstärke kaum zu übertreffen und erzeugte großes Gelächter in den Zuschauerreihen. Katrin Schmid spielte alle Klischees aus, die die Tratschbase und Dorfladenbetreiberin Emma im Stück brauchte und erinnerte mit einem Augenzwinkern an die in jedem Dorf lebenden „schwätzend umtriebigen“ Unikate.
Die Hauptrolle des Ortsvorstehers schien Oliver Hauer auf den Leib geschrieben. Er hielt das Publikum mit seinem Spiel in Schach, das immer wieder gespannt auf den nächsten Gefühlsaubruch des Schauspielers wartete. Faißt gab glaubhaft die Amtssekretärin und macht ihrem Spitznamen „Barbie“ mit blonder Pferdeschwanzperücke und im Bleistiftrock alle Ehre. Maskenbildnerin Angelika Fischer war in bewährter Weise sicher „schuldig“ am glaubhaften Aussehen der dargestellten Charaktere. Das amüsierte Publikum gab häufig Szenenapplaus, wenn die Schauspieler mit ihrem Spiel mal wieder über sich hinauswuchsen.
Die „Frohsinn“-Laiengruppe erfreut die Theaterbesucher bereits seit den 60er-Jahren in wechselnder Besetzung, die allerdings im Kern je nach Zeit eine Stammbesetzung ist. Ihr Debüt in diesem Jahr gaben der herrlich devot spielende Lukas Hauer und die temperamentvolle Sabine Haas. Mit dabei war auch Wiederholungstäter Alois Hauer, der dem Psychologen Gottlieb gekonnt einen schrulligen Charakter mit komischer Attitüde aufsetze. Franzi Breithaupt, die diesmal auch Regie führte, brillierte in lediglich einer Nebenrolle dennoch als heiratswillige Rosalinde und sorgte professionell für humorvolle Verwechslungen.
Ebenfalls ihr Debüt gab Bärbel Armbruster, die gemeinsam mit Klara Mäntele soufflierte. Nach lang anhaltendem Applaus am Ende des Stücks verabschiedete „Frohsinn“-Vorsitzender Gerhard Fischer Cäcilie Fischer aus dem Amt der leidenschaftlichen Regisseurin. Aus gesundheitlichen Gründen zieht sie sich nach fast 14 Jahren von ihren Aufgaben beim Theater zurück.