Trauer um ehemalige »Löwen«-Wirtin Dagmar Biehl
Sie war wohl eine der besten – und vermutlich auch eine der temperamentvollsten – Köchinnen im Kinzigtal. Am Sonntag ist Dagmar Biehl ihrer schweren Krankheit erlegen.
Dagmar Biehl war Köchin mit Leib und Seele – es gibt wohl wenige italienische Köche, die es am Herd mit der geborenen Rheinländerin aufnehmen konnten. Sie hat das Kochen von der Pike auf gelernt und dann während 15 Jahren in italienischen Küchen verfeinert. Am vergangenen Sonntag musste sie den Kampf gegen ihre heimtückische Krankheit aufgeben. Sie wurde 69 Jahre alt.
In den 1990er-Jahren hat te sie Francesco Russotto kennengelernt – das Paar kam im März 1996 zusammen nach Hausach, um das Gasthaus »Löwen« zu übernehmen. Hier erlebten Dagmar und Franco, wie sie von allen genannt wurden, ihre längste und schönste gemeinsame Zeit. Es ging etwa ein Jahr, bis das Wirtepaar warm wurde mit den Hausachern – und sie mit ihnen.
Fan der Husacher Fasent
Die Qualität der gehobenen mediterranen Küche sprach sich aber im ganzen Kinzigtal bald herum. Unter anderem trugen auch die vielen Leselenz-Autoren, die ihre Gastfreundschaft genossen, ihren kulinarischen Ruf hinaus in die Welt. Die temperamentvolle Rheinländerin kam, wenn sie am Herd fertig war, immer gern noch in die Gaststube, um mit ihren Gästen zu klönen. Und es war wohl ihre direkte, aber liebevolle mütterliche Art, die den »Löwen l’Italiano« für viele zu einer Art kulinarischem Wohnzimmer werden ließ.
Dagmar Biehl scheute sich nicht zu bekennen, dass ihr die Husacher Fasent wesentlich lieber war als ihr rheinischer Karneval. »Ach, wat hatten wir für schöne Maskenbälle«, sagte sie, als sie im Februar 2015 nach ihrer letzten Fasent in Hausach Abschied nahm. Das Haus war einfach zu groß geworden, die beiden nun 65-Jährigen wollten sich etwas Kleineres suchen. Keine Gäste mehr bekochen zu dürfen, konnte sich Dagmar Biehl damals nicht vorstellen. Aber sie wollte kein Frühstück und keine Zimmer mehr machen müssen.
Seit 2015 in Steinach
»Etwas Kleineres« fanden sie in der Brauereigaststätte Kälble in Steinach, die sie im Mai 2015 eröffneten. Dagmar Biehl freute sich damals sehr, »endlich wieder an einem großen Herd schalten und walten zu können«. Die Freude war ihr nicht mehr sehr lange vergönnt. Eine schwere Lungenkrankheit machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Noch zwei Jahre hielt sie durch, im Mai 2017 musste sie ihren geliebten Beruf aufgeben.
Dagmar Biehl hinterlässt drei Söhne aus ihrer ersten Ehe und zwei Enkelkinder.
INFO: Die Trauerfeier für Dagmar Biehl ist am Montag, 28. Januar, um 14 Uhr in der Aussegnungshalle in Hausach. Sie wird anschließend im Ruhewald in Fußbach beigesetzt.