Trockenheit setzt dem Haslacher Stadtwald ordentlich zu

Die Trockenheit in diesem Jahr hat den Wäldern im Forstbezirk Wolfach sehr zugesetzt. ©Aline Fischer
„Der Klimawandel ist leider auch voll hier im Kinzigtal angekommen“, berichtet Frank Werstein. Der Haslacher Forstrevierleiter und sein Kollege Mario Herz als Nachfolger von Silke Lanninger haben im Haslacher Gemeinderat am Dienstagabend die Bilanz des Stadtwalds für dieses Jahr vorgestellt – und die fällt sehr wechselhaft aus.
Einerseits habe man in diesem Jahr dank des hohen Holzpreises einen Rekordüberschuss von rund 228.000 Euro erzielt, andererseits haben die Mitarbeiter des Forstes auch die starke Hitze in diesem Sommer zu spüren bekommen.
Viel Schadholz gefällt
„2022 war ein Jahr der Trockenheit, wir haben im Haslacher Stadtwald allein 2200 Festmeter sogenanntes Kalamitätsholz, also durch Stürme, Trockenheit oder Schädlinge beschädigtes Holz, gefällt“, berichtet Mario Herz. Das seien 41 Prozent der insgesamt abgeholzten Bäume, im gesamten Kinzigtal sei nur die Gemeinde Hofstetten noch stärker betroffen.
Generell sei ein West-Ost-Gefälle erkennbar, das heißt, dass das vordere Kinzigtal stärker von Trockenheit und Schädlingen betroffen war als das Wolftal. Der Schädlingsbefall und die zunehmende Trockenheit seien die beiden Probleme, die die Forstwirte in den kommenden Jahren wohl am meisten beschäftigen. „Auch der Borkenkäfer zeigt, wie groß das Problem der Klimaerwärmung ist, weil er trockene Wälder noch mal stärker belastet“, so Werstein.
Viel Fläche könnte schnell verschwinden
Die „Krönung“ sei dieses Jahr, dass ganz schnell große Flächen verschwinden können, was der Waldbrand in Kirnbach gezeigt hatte. Doch nicht nur dort stand der Wald in Flammen: „In fast jeder Gemeinde hat es Brände gegeben und der Boden sieht aus wie Wüste und ist ausgetrocknet, die Bäume sind schwarz, – da weiß man, wie das aussehen kann und welche Probleme wir in den kommenden Jahren dadurch haben könnten“, lautet die düstere Prognose des Revierförsters.
Abgesehen von den Problemen des Klimawandels sei der Stadtwald selbst aber in einem sehr gutem Zustand, die Förster hätten viele Pflanzen gespendet bekommen und fast alle Arten wachsen sehr gut. Vor allem die Elsbeere sei besonders resistent und bringe wertvolles Holz.
„Wir haben hier in Haslach schöne Hölzer und insgesamt einen gemischten und alten Wald. Wenn man den mit den Wäldern in anderen Ländern vergleicht, wo fast nur noch Kahlschlag herrscht oder eintönige Baumarten wachsen, leben wir hier noch im Paradies“, sagte Werstein.
Gute Holzqualität
Diese gute Holzqualität hat sich auch am Holzpreis gezeigt, man habe bundesweit mit rund 93 Euro pro Festmeter die besten Preise erzielen können und damit in diesem Jahr insgesamt 504.000 Euro erwirtschaftet. Statt wie geplant 200 neuen habe man ganze 700 Bäume neu gepflanzt.
Abzüglich aller Kosten für Personal, Fahrzeuge und die Holzernte mit Unternehmern konnte das Amt für Waldwirtschaft des Ortenaukreises mit dem Haslacher Stadtwald statt wie geplant rund 77.000 Euro nun stolze 228.000 Euro Überschuss erzielen – eine Rekordsumme, die laut Werstein die gute Arbeit der Förster widerspiegele.
Neue Förderrichtlinie
Mario Herz stellte eine neue Förderrichtlinie des Bundes vor, der sich der Forstbezirk aber nicht anschließe, da diese einen deutlichen Mehraufwand an Organisation (zum Beispiel beim Arbeitsschutz und der Ökologisierung) für wenig Ertrag biete. „Der Stadtwald leistet heute schon einen deutlichen Beitrag für Klimaschutz, Biodiversität und das Wohlbefinden der Bevölkerung“, so Herz.
Auch Stadtrat Joachim Prinzbach freute das „sehr gute Ergebnis“, er gab aber zu bedenken, dass sich die Rohstoffpreise gegenüber vor zwei Jahren verdoppelt hätten und deshalb das gute Ergebnis zustande komme. Außerdem regte er, ob des Alters einiger Forstmitarbeiter, eine Diskussion an, noch einen Forstwirt auszubilden oder einzustellen.
Dass die Forstwirte einer hohen Belastung ausgesetzt sind, bestätigte Werstein: „Sie arbeiten fast nur noch in der Abholzung und es hat in diesem Jahr einige schwere und auch tödliche Unfälle im Bezirk Wolfach gegeben. Auch die Hitze macht ihnen zu schaffen.“ Der Praktikant sei da ein kleiner Wermutstropfen gewesen.