Vier Pfoten für das Schiltacher Pflegeheim
Der Mischling Lotti ist ist ausgebildete Besuchs- und Begleithündin. Regelmäßig ist sie im Schiltacher Pflegeheim zu Gast. Das sorgt für viel Freude bei den Bewohnern.
Sie kündigt sich an der Rezeption des Gottlob-Freithaler-Hauses gerne mal kurz und für alle hörbar mit einem lauten „Hier bin ich!“ an. Mittlerweile warten die Senioren des Schiltacher Pflegeheims bereits drauf und freuen sich, wenn sie Lottis Bellen an der Pforte hören.
Aus Rumänien
„Daran arbeiten wir noch“, sagt Frauchen Tanja Schatz. Die 52-Jährige arbeitet seit 2022 im Betreuungsteam des Pflegeheims der Sozialgemeinschaft Schiltach/ Schenkenzell (SGS) und ist erfahrene Hundebesitzerin. Lotti ist bereits der vierte Hund der Familie, heißt es in einer Pressemitteilung der SGS. Als der Vorgänger ging, füllte die Familie die entstandene Lücke mit einem „Neuzugang“ aus einem Tierheim in Rumänien auf und gaben der damals noch wenige Wochen alten Hündin nicht nur ein neues Zuhause, sondern auch eine Aufgabe als Besuchs- und Begleithündin. „Es war mir immer eine Herzensangelegenheit, älteren Menschen durch meine Hunde eine Freude zu machen“, sagt Schatz.
Mit diesem Wunsch im Hinterkopf hatte die SGS-Mitarbeiterin in Zusammenarbeit mit dem Doggy-House Eutingen auch das neue, vierbeinige Familienmitglied ausgesucht Doch zunächst musste die den Menschen zugewandte Hündin in ihrer neuen Heimat ankommen und „erwachsen“ werden. Erst nach einem Jahr geschätzter Lebenszeit – Lotti wurde ohne Altersangabe in einem Pappkarton vor dem rumänischen Tierheim abgestellt − begann deren Ausbildung als Besuchs- und Begleithund bei der Malteser Rettungshundestaffel in Freudenstadt. „Wir gewöhnten die Hunde beispielsweise daran, neben Rollatoren und Rollstühlen zu laufen und typischen Geräuschen, wie einer knisternden Rettungsdecke, oder fremden sowie sich nach ihr ausstreckenden Händen angstfrei zu begegnen“, erzählt die Hundebesitzerin.
Umgang fällt leicht
Der freundliche Umgang mit Menschen fällt der Hündin leicht und macht ihr sichtlich Spaß. Deshalb hat sie, ihre Prüfung zum Besuchs- und Begleithund nach vielen Übungseinheiten innerhalb von neun Monaten erfolgreich gemeistert. Seit Beginn dieses Jahres hätte Lotti mit Frauchen Kindergärten und -heime, Schulen, Hospiz-, Kranken- und Pflegeinrichtungen besuchen dürfen.
Doch leider entwickelte das Tier Allergien, erkrankte und vertrug die übliche Futtersorten nicht mehr. „Das bedeutet für uns, eine auf Lottis Bedürfnisse zugeschnittene Speisekarte zu entwickeln und das Futter selbst zuzubereiten“, so Tanja Schatz, die den Mehraufwand zum Wohl ihres Lieblings gern in Kauf nimmt. Lotti kam nach und nach wieder auf die Pfoten.
Längere Besuchs-Pause
In der vergangenen Woche war die Mischlingshündin nach längerer Pause im Schiltacher Pflegeheim zu Besuch und schaute mit ihrem Frauchen bei den einzelnen Wohnbereichen vorbei. Lotti erkannte einige Bewohner wieder. Und immer spürte sie sofort, welche Art von Zuwendung jede Besuchte gerade benötigte. Manche beugten sich vorsichtig zu ihr hinunter, andere schlugen sich auf die Schenkel und forderten zum Sprung auf den Schoß auf, oder bereiteten dem Hund mit einer Decke fürsorglich einen eigenen Platz auf dem Sofa, was Lotti gerne annahm und sich liebkosen ließ.
„Wir nähern uns jedes Mal vorsichtig, ich beobachte die Situation genau, warte ab und schreite nach Bedarf erzieherisch ein. Niemand muss, jeder kann. Das gilt für Hund und Mensch“, erklärte Schatz. Sie achtet darauf, dass die Begegnung für alle Seiten angenehm ist (Stichwortkasten).
Erholung nötig
Für Lotti ist ein Besuch im Pflegeheim anstrengend. Deshalb ist zurzeit nach drei bis vier Begegnungen Schluss. Langsam wird Tanja Schatz ihren Hund bei künftigen Besuchen im Pflegeheim an mehr Ausdauer gewöhnen. Auf Lottis Verhalten gegenüber den einzelnen Pflegeheimbewohnern muss das Frauchen kaum noch einwirken: „Die spürt sehr genau, wer wie behandelt werden möchte – mit Vorsicht oder ungestümer Freuden“, sagt sie.
Begleithunde
Tiere, besonders Besuchs-, Begleit- und Therapiehunde, bieten emotionale Unterstützung, fördern soziale Interaktionen, reduzieren Stress, Angst, Langeweile und Einsamkeit, motivieren zu Bewegung und Aktivität und verbessern das allgemeine Wohlbefinden von Bewohnern eines Pflegeheims: „Viele erinnern sich beim Umgang mit Lotti gerne an ihre eigenen Hunde zurück und genießen die uneingeschränkte Aufmerksamkeit und ehrliche Lebensfreude, die Hunde den Menschen geben“, sagt Besitzerin Tanja Schatz.