Volker Kauder informiert sich vor Ort

(Bild 1/4) Mitglied des Deutschen Bundestags Volker Kauder (links) informiert sich bei ehrenamtlichen Helfern und Flüchtlingen zu Problemen vor Ort im Gasthaus »Sonne«. ©Martina Baumgartner
Bundestagsmitglied Volker Kauder machte bei der Sommertour durch seinen Wahlkreis Halt in Schenkenzell und Schiltach. Dort informierte er sich zur Arbeit im Umkreis von Flüchtlingen und in der Landwirtschaft.
Volker Kauder besichtigte die Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Hotel »Sonne« in Schenkenzell und ließ sich von den ehrenamtlich Tätigen des Netzwerks Flüchtlingshilfe über den Status der Arbeit dort informieren. Für die anschließende Diskussion hatte Gerhard Gaiser vom Netzwerk eine Agenda mit lokalen Anliegen zusammengestellt.
Nie geschafft ohne ehrenamtliche Helfer
Die ehrenamtlichen Helfer stießen an ihre Grenzen, so Hans Kurt Rennig, ebenfalls vom Netzwerk. Die Arbeit sei neben positiven Rückmeldungen aber auch anstrengend: Fahrdienste, Hilfe bei dem Spracherwerb und Stellen von Anträgen, Dolmetschertätigkeiten und Konfliktbewältigung seien nur einige Aufgaben. Dabei belasten die Schicksale, die viele therapiebedürftige Flüchtlinge zeichneten, die empathischen Helfer zusätzlich. »Eines ist ganz klar, diese Aufgaben hätten wir ohne die ehrenamtlichen Helfer nicht geschafft«, lobte Kauder, der überrascht war von der großen Hilfsbereitschaft der Bürger im Land.
Arbeit mit Behörden ist zäh
Die Arbeit mit den Behörden, vor allem dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, sei zäh, weil Zuständigkeiten nicht geklärt oder Personal fehle. Davon konnten auch Rathausmitarbeiterinnen Daniela Duttlinger und Cornelia Kupsch ein Lied singen. »Die Banf-Leute haben Berge von Altfällen, die abgearbeitet werden müssen. Anträge müssen sorgfältig geprüft werden, damit sie eventuell vor Gericht standhalten können«, berichtete Kauder von der Überlastung.
Weisungsbefugter Hausmeister wird geraucht
Dringend benötige die Unterkunft einen weisungsbefugten Verantwortlichen vom Landratsamt vor Ort, der Hausmeister- und Ordnungstätigkeiten übernehme, forderte das Netzwerk. Integrationskurse zum Spracherwerb gebe es einfach zu wenige, Weiterbildungseinrichtungen ebenfalls und die wenigen seien für die Flüchtlinge mit öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht oder gar nicht zu erreichen, monierten die Ehrenamtlichen und Flüchtlinge.
Doch Kauder stellte klar, dass die meisten Menschen aus sicheren Herkunftsländern, beispielsweise Afghanistan, nicht integriert würden, also keinen Anspruch auf Integration hätten. Anerkannte Asylbewerber in Arbeit zu bringen – auch qualifizierte Kräfte – sei ebenfalls sehr schwierig, erklärte Gaiser, der im Netzwerk dafür zuständig ist. Um die Ein-Euro-Jobs würde man nicht herumkommen, so Kauder.
Landwirte fragen nach Wertschätzung
Beim Biohof Herrenweg in Hinterlehengericht schaute sich Kauder den offenen Laufstall für den Betrieb der dortigen Mutterkuhhaltung an und ließ sich von Betreiber Manfred Brüstle über die Probleme der regionalen Landwirtschaft vor Ort informieren. Wie die Arbeit in den Betrieben der kommenden Generation als anstrebenswert, weil wertgeschätzt, und auskömmlich weitergegeben werden könne, fragten die Landwirte. Hinzu kämen die Probleme bei Bewirtschaftung und Offenhaltung der Landschaft in geografisch schwierigem Gelände sowie deren unzureichende Förderung und die schlechte Bezahlung ihrer teils preisgebundenen Produkte, wie beispielsweise Milch.
Secondhandladen ist erfolgreiches Projekt
Im Secondhandgeschäft »Kreisel« in Schiltach informierte Annette Wolber vom Netzwerk Flüchtlingshilfe zum gelungenen Projekt. Die Anlaufstation wird von Flüchtlingen nicht nur zur Ausstattung, sondern auch als Bildungszentrum mit Computerplätzen genutzt.
Die ernsthafte Debatte besorgter Teilnehmer zu Brennpunktthemen wie Flüchtlingspolitik zum Schluss des Besuchs im »Kreisel« setzte sich beim politischen Hock im Gasthaus »Zum Pflug« in Vorderlehengericht fort.