Kinzigtäler Talgeflüster: Ironischer Wochenrückblick

Was hat Glasfaser mit dem Hornberger Tunnel zu tun?

Claudia Ramsteiner und Martina Baumgartner
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
07. Oktober 2017

Minister Peter Hauk lässt lange auf sich warten. ©Martina Baumgartner

Jede Woche geben die Kinzigtäler Redakteure in ihrem "Talgeflüster" einen mal augenzwinkernden, mal ernst gemeinten Rückblick auf die Ereignisse im Tal.

Wer viele Brücken und lange Straßen hat, ist arm dran. Die vielen Kilometer Gemeindeverbindugnsstraßen kosten gerade die ländlichen Gemeinden riesige Summen für die Unterhaltungsmaßnahmen. Wolfach weiß da ein Lied davon zu singen und Hornberg auch. Dort fordern die Teilorte Reichenbach und Niederwasser jedes Jahr aufs Neue Geld aus dem Haushalt für ihre desolaten Straßen ein. Und die Gemeinde Schenkenzell hat sage und schreibe 31 Brücken zu unterhalten. Da kommen nicht einmal 60 Einwohner auf eine Brücke. Allein die Prüfung der Brücken soll nun rund 30 000 Euro kosten – und die müsste eigentlich alle sechs Jahre stattfinden. 

Gutach bekommt die Instandhaltungspflicht auch gerade schmerzlich zu spüren. Die Kosten für die dringende Sanierung der Kirchenbrücke betragen geschätzte 280 000 Euro. Laut Ingenieur Franz Doll sollte jede Gemeinde 1,5 Prozent des Anschaffungspreises ihrer Brücken für die Instandhaltung zurücklegen. Wenn wir da mal für Schenkenzell durchschnittlich 200 000 Euro pro Brücke veranschlagen, würden diese 1,5 Prozent jährlich schon eine Rücklage von gut 93 000 Euro erfordern. Das entspricht ziemlich genau der geplanten Zuführungsrate zum Vermögenshaushalt in diesem Jahr. Allein als Rücklage für die Brücken!

Katastrophale digitale Infrastruktur

Um Millionen, nein, Milliarden, geht es auch beim dringend notwendigen Breitbandausbau im Entwicklungsland Deutschland. Die Kanzlerin höchstselbst warf die Summe von 100 Milliarden Euro in den Raum, die benötigt würden, um eine flächendeckende Glasfaserabdeckung zu erreichen. Sandra Boser, unsere Landtagsabgeordnete der Grünen, ist gerade in Kalifornien unterwegs und ist »begeistert, mit wie viel Überzeugung und Einsatz hier versucht wird, über digitale Medien Unterricht zu individualisieren um jedem Kind die besten Chancen zu ermöglichen.«

Die digitalen Lernplattformen ermöglichten aus Schülersicht die Möglichkeit, Feedbacks zu bekommen, Lerninhalte nochmals nachzuvollziehen und Aufgaben in Übersicht zu haben. Da hätten die Schüler hier in den Tälern in Reichenbach oder im hinteren Einbach schlechte Karten. 

- Anzeige -

Was nun die himmelschreiend schlechte Infrastruktur – Deutschland liegt bei der Abdeckung der Haushalte mit Glasfaseranschlüssen in Europa ziemlich am Schluss und in der Welt etwa auf der Höhe von Jordanien – mit dem Hornberger Tunnel zu tun hat?

Was wurde aus den UTMS-Millionen?

Erinnern Sie sich, als der damalige SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Dreßen frohlockend verkündete, die UTMS-Millionen würden nun kurzfristig doch den Bau des Tunnels in Hornberg ermöglichen?  
Finanzminister Eichel hat um die Jahrtausendwende gestrahlt wie ein frisch geputzter Dreckeimer, als er 50 Milliarden Euro (damals 100 Milliarden D-Mark) eingenommen hatte für die Versteigerung der UMTS-Lizenzen. Was hat das nun mit der digitalen Infrastruktur zu tun? Ganz einfach: Die Unternehmen, die eigentlich in diese Infrastruktur investieren sollten, mussten nun auf einen Batzen von 50 Millionen Euro locker machen für einen Vertrag für eine Frequenz, die sie nutzen dürfen. Genau für die Bezahlung dieser Frequenzen wurden neue Techonologien auf den St. Nimmerleinstag verschoben – und die Bundesregierung konnte damit andere Löcher stopfen. Das ist einer von vielen Gründen, warum die Politik verantwortlich gemacht werden muss für die katastrophalen Versäumnisse bei der digitalen Infrastruktur. Und nun steht Hornberg da und freut sich über seinen Tunnel – und in Reichenbach können die Landwirte ihre Zuschüsse nicht übers Internet beantragen. 

Hauk lässt die Lehengerichter im Regen stehen

Um katastrophalen Versäumnisse bei der »mobilen Infrastruktur« ging es sicher auch bei Landwirtschaftsminister MdL Peter Hauk, der gestern Nachmittag im Lehengericht von Landwirten, Jägern und Kommunalpolitikern erwartet wurde. Er kam nämlich fast eine Stunde zu spät, während seine Gäste in strömendem Regen am Waldrand auf ihn warteten. Hätte die »mobile Infrastruktur« im Rohrbach besser funktioniert, hätte er sein Mobiltelefon genutzt, sich rechtzeitig entschuldigt und für alle Pudelnassen und Schlotternden nicht nur sonnige Gedanken mitgebracht.        

Weitere Artikel aus der Kategorie: Kinzigtal

Für das erste Mal überraschend rege war der Zulauf bei der Pflanzen- und Samentauschbörse des Imkervereins in Kirnbach. 
vor 3 Stunden
Wolfach - Kirnbach
Selbst aus Berghaupten, Biberach und Schapbach kamen am Samstag Interessenten zur ersten Pflanzen- und Samentauschbörse nach Kirnbach. Die soll für die Imker keine Eintagsfliege bleiben.
Bürgermeister Martin Aßmuth (rechts) gratulierte den für ihren langjährigen Einsatz geehrten Jubilaren Dominic Ketterer (von links), Andreas Griesser und Kevin Ketterer. 
vor 6 Stunden
Hofstetten
Stolze 130.000 Euro investierte Hofstetten zuletzt in die Feuerwehr. Neben einigen Anschaffungen gibt es auch positive Nachrichten bei der Jugendfeuerwehr. Und es wurden langjährige Aktive um Kommandant Dominic Ketterer geehrt.
Eifrig malten die Kinder beim Familienkonzert im Haslacher Haus der Musik Schlösser für das fehlende Bild der Ausstellung.
vor 9 Stunden
Haslach im Kinzigtal
Anton Andante und Zäzilie Zeitgeist führten beim 18. Familienkonzert im Haslacher Haus der Musik durch Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“.
Die Besucherzahlen unter anderem im Bergwerk "Segen Gottes" sind Thema im Gemeinderat.
vor 11 Stunden
Haslach im Kinzigtal
Der Gemeinderat Haslach trifft sich am Dienstagabend zur öffentlichen Sitzung. Unter anderem werden der Tourismusbericht 2023 und der Wirtschaftsplan der Stadtwerke vorgestellt.
Ein Drittel des Warentauschtags-Erlöses geht an das Freudenstädter Team der Stiftung Eigensinn um Geschäftsführerin Dina Bühler (Vierte von rechts). 
vor 11 Stunden
Haslach im Kinzigtal
Der Haslacher Verein Kiebitz hat die insgesamt 1500 Euro Erlös des Warentauschtags für gute Zwecke gespendet. Der Betrag wurde diesmal unter drei Empfängern aufgeteilt.
Infostände und Vorträge, Ausstellung und Austausch, das alles bot der erste Tag der Biene am Samstag in der Friedrich-Grohe-Halle.
vor 11 Stunden
Schiltach
Die Organisatoren der Veranstaltung in der Schiltacher Grohe-Halle waren zufrieden. Auch Vorträge und Infostände wurden geboten.
Der Hausacher "Liederkranz" in seiner Blüte: 2006 in der Hausacher Stadthalle mit "Carmina Burana". 
vor 18 Stunden
Hausach
Der Gemischte Chor "Liederkranz" in Hausach könnte 2025 sein 150. Vereinsjubiläum feiern. Dazu wird es nicht kommen: Der Verein soll nach emotionaler Diskussion am 17. Mai aufgelöst werden.
Unbekannte sind in der Nacht von Sonntag auf Montag in den Haslacher Kastenkeller eingebrochen und haben dort Geld und einen Computer gestohlen. 
vor 20 Stunden
Haslach im Kinzigtal
Bislang unbekannte Diebe sind vermutlich in der Zeit zwischen 17.15 Uhr am Sonntag und 7 Uhr am Montag in den Haslacher Kastenkeller in der Grieshabergasse 7 eingebrochen.
Adrian Sonder ist ab 2. Juli Oberbürgermeister von Freudenstadt. 
vor 20 Stunden
Kinzigtal
Der Dreikampf um die Nachfolge von Julian Osswald als Oberbürgermeister von Freudenstadt wurde am Sonntag bereits im ersten Wahlgang entschieden: Adrian Sonder heißt der strahlende Sieger.
Übergabe der Zertifizierungsurkunde als Premium-Wanderweg (von links): Christine Schuler, Thomas Geppert, Jochen Becker vom Deutschen Wanderinstitut und Simon Vollmer. 
vor 21 Stunden
Wolfach
Wolfachs zweiter Premium-Wanderweg, der Grenzgänger-Steig, wurde am Samstag am Spitzfelsen offiziell eingeweiht. Dabei gab's viel Lob und das offizielle Siegel des Deutschen Wanderinstituts.
Kinder der Wolftalschule mit Workshopleiter Udo Wenzl.
vor 23 Stunden
Oberwolfach
Die Dritt- und Viertklässler gaben beim Oberwolfacher Jugendforum in der Festhalle am Freitag den Ton an. Sie zeigten auf, was ihnen im Ort gefällt – und was nicht.
Käthe (Ute Landenberger) versucht, ihrem Mann Karl-Eugen (Michael Willkommen) schonend den Verlust des Familienautos beizubringen. Das Lenkrad war das einzige, was davon übrig geblieben ist. 
15.04.2024
Mühlenbach
Ute Landenberger und Michael Willkommen ließen bei ihrer schwäbischen Ehe-Comedy kein Klischee aus und trieben dem Publikum in der Mühlenbacher Gemeindehalle die Lachtränen in die Augen.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".
  • Sie ebnen den Mitarbeitern im Hausacher Unternehmen den Weg zur erfolgreichen Karriere (von links): Linda Siedler (Personal und Controlling), Patrick Müller (Teamleiter Personal), Arthur Mraniov (Pressenführer Schmiede) und Heiko Schnaitter (Leiter Schmiede und Materialzerkleinerung).
    09.04.2024
    Personal entwickelt sich mit ökologischer Transformation
    Als familiengeführtes Unternehmen baut die Richard Neumayer GmbH auf Transparenz, kurze Wege und Nähe zu den Mitarbeitern. Viele Produkthelfer und Quereinsteiger haben es auf diese Weise in verantwortungsvolle Positionen geschafft.