Wehmut beim letzten Gang durchs evangelische Gemeindezentrum
Überraschend rege war am Montag die Beteiligung am Abschiedsabend fürs evangelische Gemeindezentrum. Pfarrer Stefan Voß hatte zu einem letzten Rundgang eingeladen. Den nutzten die Teilnehmer zum Austausch von Erinnerungen – und einem Blick auf das, was kommt.
Der Bauzaun steht inzwischen schon: Ehe das evangelische Gemeindezentrum einem Neubau weichen soll, hatte Pfarrer Stefan Voß am Montag zum Abschiedsabend fürs alte Gebäude eingeladen. Es waren erstaunlich viele Gläubige, die diesem Aufruf folgten.
Zahlreiche, mitunter mit etwas Wehmut vorgebrachte Erinnerungen, wurden ausgetauscht. Bei so manchem war auch ein wenig Freude auf das neue Gemeindezentrum, das an gleicher Stelle entstehen soll, zu spüren. Der Entschluss zum Abbruch des alten, 1973 von Pfarrer Otto Fischer eingeweihten Gemeindezentrums und zur Erstellung eines Neubaus, sei dem Kirchengemeinderat nicht leicht gefallen, blickte Voß zurück. Aber das große Gebäude sei energetisch völlig unrentabel geworden. Und für eine Sanierung des für die kleine Gemeinde zu großen Gebäudes wurde von der Landeskirche keine ausreichende Förderung in Aussicht gestellt. Die Entscheidung fiel auf einen Neubau mit der halben Quadratmeterzahl des alten Hauses.
Mehr als nur ein Haus
Dabei ist das alte Gemeindezentrum für viele Gläubige mehr als nur ein einfaches Haus. Viele Erinnerungen sind an die Räume geknüpft, das wurde am Montag deutlich: Da wurden Taufen, Hochzeiten und andere Familienfeste gefeiert. Auf der Bühne agierte lange Jahre eine Theatergruppe. Martina Baur erinnerte sich an die vielen Familiengottesdienste im Gemeindesaal, die Gemeindefeste mit Musik und Tanz und das eine oder andere Osterfrühstück.
Eine Träne weint Walburga Brod dem alten Gebäude nach. Denn: Unter ihrer Führung wurde seinerzeit fleißig genäht, gestrickt und gebastelt – für einen Basar zugunsten der Errichtung des Gemeindezentrums. »Es tut schon weh, wenn dieser etwas kalte Raum, der so viel erlebt und fünf Pfarrer gesehen hat, einfach verschwindet«, sagte sie. Inge Joos ist gar der Meinung, es brauche den Neubau überhaupt nicht: Man solle das Geld lieber in die Sanierung stecken – zumal das Gebäude seinerzeit mit Hilfe von großzügigen, privaten Spendern errichtet worden sei.
Auch Enttäuschung schwingt mit
Gemeindesekretärin Irmela Fritsch hatte aus ihrer Ablehnung des Abrisses nie einen Hehl gemacht. Vor allem die Verkleinerung stört sie: »Schrumpfen in einer Gemeinde ist mir fremd.« Von der Landeskirche sei sie mit Blick auf die Zuschussregelungen über deren »visionsarmes Denken« enttäuscht. Sie hoffe inständig, dass während der Bauphase »nicht einiges in der Gemeinde wegbricht«, sagte sie.
Mit einer kleinen Andacht nahm Voß Abschied vom alten Gebäude: »Aller Abschied tut weh. Wir werden diesen Ort vermissen.« Das Haus habe viele geprägt und sei von vielen geprägt worden. Für alle die Gruppen, die in den vergangenen 46 Jahren in diesen Räumen gewirkt haben, zündete er symbolisch eine Kerze an.
Erwartungen
Welche Erwartungen hat die Gemeinde an das neue Gemeindezentrum? »Vor allem, dass nichts von dem wegfällt, was es bisher gegeben hat«, wünschte sich Inge Joos. Pfarrer Stefan Voß erwartet ein »zukunftsfähiges, wirtschaftliches Gebäude, das noch mehr Menschen zum Gestalten des Gemeindelebens einlädt«. Und er versprach, dass während der Bauphase wenigstens einmal monatlich ein Gottesdienst in Wolfach stattfinden soll, wie etwa am Sonntag im
Johannes-Brenz-Heim.