Wie die neuen Hausacher Stadtschreiber ihren Einstand feierten
"Der Name Hausach wird in die Welt getragen, darauf sind wir stolz", sagte Bürgermeisterstellvertreter Bernhard Kohmann bei der Begrüßung der neuen Stadtschreiber am Samstag im Hausacher Ratssaal. Und Weltliteratur ist es, die in Hausach mit ihren Stadtschreiberinnen und Stadtschreibern entsteht. Einen literarisch-würzigen, kurzweiligen und zugleich amüsanten Empfang gab es für und von Simone Scharbert, "Ibou" Ibrahima Ndiaye und Markus Köhle im Rahmen des Herbst-Leselenzes. So unterschiedlich die drei in ihrem jeweiligen Schaffen und in Person sind, so faszinierten und begeisterten sie gleichermaßen.
Welt voller Poesie
Während Simone Scharbert in eine Welt voller Poesie eintauchen ließ, gefühlvoll leise und filigran gehaucht, waren es doch ihre direkten und treffenden Wahrnehmungen, mit denen sie die Zuhörer in ihren Bann zog und berührte, "bis morgens wieder die Leichtigkeit einzieht". "Eine Sprache, die körperlich wird und damit neue Dimensionen der Wahrnehmung offenbart. Wenn Harmonie einen weiteren Namen hat, dann lautet dieser Simone Scharbert", sagte Laudator José F. A. Oliver über die Gisela-Scherer-Stipendiatin.
Leise Töne
"Du kannst fesseln, beherrscht die leisen Töne und auch lehrreiche Fabeln", begrüßte Laudatorin Ulrike Wörner den Amanda Neumayer-Stipendiaten "Ibou" Ibrahima Ndiaye. Er entführte in die Geschichten des Senegals, dem Land der Dichter und Musiker, spannte augenzwinkernd den Bogen nach Europa – "die Europäer haben die Uhr, die Afrikander die Zeit" – und animierte immer wieder das Publikum zum Mitmachen. Und er ließ in seine eigene Geschichte blicken, erinnerte an seine Großmutter, eine begnadete Geschichtenerzählerin, die viel Liebe und Geborgenheit geschenkt habe.
Der "Tausendsassa"
Stadtschreiber Markus Köhle ist bereits für seine ersten zwei Wochen in die Stipendiatenwohnung der Stadt unter der Burg eingezogen. Als Einstandsgeschenk gab es gleich ein spontanes Hausach-Anagramm-Gedicht. Der "Tausendsassa", wie Laudator Robert Renk den Österreicher beschreibt, biete Sprachwitz vom Feinsten. Mittlerweile auf Debüt-Romane spezialisiert, bot der Poetry-Slamer einen herzhaften Einblick. Selbstironische Ernsthaftigkeit und schelmisches Überspitzen ließen bei der Lesung das Publikum auflachen, aber auch nachdenken.
Eine auf sechs Wochen verkürzte Stipendienzeit, die innerhalb eines halben Jahres gesplittet werden kann, und erhöhtes Stipendiengeld, so laute das neue Konzept , das im deutschsprachigen Raum wohlwollend wahrgenommen werde, erklärte Leselenz-Kurator José F. A. Oliver. Er bildet mit Ulrike Wörner und Robert Renk die Jury. "Es bereitet große Freude in dieser Jury zu arbeiten, in all den Jahren gab es nie große Diskussionen", versicherte Oliver.
Raum für Poesie
Es werde in Hausach "Raum für Schriftsteller und ihre Poesie geboten", zeigte sich Projektkoordinatorin Ina Seeger von der Neumayer-Stiftung begeistert. Die Stiftung Projekte unterstütze Projekte, die direkt am Menschen ansetzen. "Wichtiges Element sind Spracharbeit und gute Literatur." Sie freue sich, dass "würdige Stadtschreiber" gefunden seien. Ein Stipendium sei allerdings nur möglich, wenn es Stifter gibt, ist Oliver dankbar. So wie auch der Förderverein Hausacher Leselenz, der das Gisela-Scherer-Stipendium finanziert. "Lesen und Literatur spielen sich im Kopf ab", freute sich die Vorsitzende Ulrike Tippmann über "die Entwicklung des Leselenzes".
"Nehmen Sie Land und Leute bewusst wahr. Es gibt viele positive Sachen in Hausach, tragen Sie das in die weite Welt", fand der Bürgeremeisterstellvertreter Bernhard Kohmann den Bogen zu seinen Eingangsworten. Und José F. A. Oliver versprach "ein spannendes nächstes halbes Jahr."