Wolfach fürchtet um die Folgen der Kinzigtalbad-Mehrkosten
Kinzigtalbad ja, Kreditzusagen ohne konkrete Zahlen nein: Wolfachs Gemeinderat gab seinen Vertretern im Zweckverband am Mittwoch eine klare Position, jedoch keinen Beschluss mit auf den Weg. Das Gremium setzt auf einen Konsens.
Wolfachs Gemeinderat will das Gemeinschaftsprojekt Kinzigtalbad nicht kippen – doch mit Blick auf den eigenen Haushalt und die Folgekosten des Mammutprojekts gab es am Mittwoch klare und mahnende Worte, Rückendeckung für Bürgermeister Thomas Gepperts Kurs und Zweifel daran, ob das Büro Lehmann Architekten noch die richtige Wahl ist.
Bruno Heil sieht Hausach in der Pflicht
»So, wie man momentan aus Wolfacher Sicht vorgeht, ist das sicherlich der richtige Weg«, lobte Bruno Heil (SPD) das Verhalten von Geppert. Es gelte, Grenzen aufzuzeigen, ohne die Partner zu verprellen. Vor diesem Hintergrund sei er gerade von der Haslacher Bereitschaft zum Kredit etwas verwundert. Man könne den Eindruck erhalten, »ob da nicht das Hausacher Freibad fallen soll«, spekulierte Heil. Es sei unumgänglich, die Kosten zu senken: »Ich sehe da Hausach in der Pflicht, weil die das ein bisschen vereiert haben. Das kann man schon so sagen.«
Peter Ludwig sieht finanziell keine Luft nach oben
Die CDU-Fraktion stehe weiter hinter dem bisherigen Hallenbad, sagte Peter Ludwig, betonte aber: »Wir sind im Verhältnis zu unseren Einnahmen sehr hoch verschuldet. Ich sehe da im Moment überhaupt keine Luft für zusätzliche Kosten.« Es gebe viele weitere anstehende Projekte, mittelfristig »ganz erhebliche Investitionen« in die Gemeinschaftsschule. Daher sei es »nicht zu verantworten, ohne Obergrenze eine Beteiligung zuzusagen«. Im Kinzigtal kursiere der Vorwurf, Wolfach würde sich unsolidarisch den übrigen Kommunen gegenüber verhalten. Das könne man auch andersherum sehen, konstatierte Ludwig: »Ist es solidarisch, wenn man jemanden, von dem man weiß, dass er es sich nicht leisten kann, in eine Beteiligung hineinzwingt?«
Helmut Schneider regt Wechsel des Architektenbüros an
Aus Sicht der Freien Wähler sei das Vertrauen zum Planer massiv gestört, betonte Helmut Schneider – zumal zur Sitzung wieder keine Zahlen präsentiert wurden. Schneider brachte einen Wechsel des Architektenbüros ins Spiel: »Ein Zehn-Millionen-Euro-Projekt zu stemmen mit jemandem, zu dem man kein Vertrauen mehr hat – das ist bedenklich.« Man müsse sich mit einem Plan B beschäftigen und versuchen, die Kosten auf eine Obergrenze von zehn Millionen Euro zu senken. »Das wäre etwas, wo Wolfach finanziell an die absolute Schmerzgrenze geht.« Auch für die Betriebskosten forderte Schneider wie andere Räte verlässliche Zahlen, »auf die wir uns stützen können«.
»Es ist nicht, dass wir das Bad verhindern wollen«, betonte Marianne Lang (SPD). Der vorab gesteckte Kostenrahmen und die Beteiligung daran stünden fest. »Über alles andere ist neu zu verhandeln.« Dass trotz der Mahnung aus Wolfach die meisten Mitglieder relativ schnell für die Kreditfinanzierung der zusätzlichen Kosten gestimmt hätten, bereite ihm Sorgen, sagte Hans-Joachim Haller (SPD). »Ich erwarte für die Zukunft, dass man auch Rücksicht auf die Interessen Wolfachs nimmt. Ich denke, dass man ein schönes, familienfreundliches Bad auch für weniger Geld hinbekommt.«
Am Ende entscheidet die Mehrheit im Zweckverband
Carsten Boser (Grüne) warb um zielorientiertes Überlegen: Außenschwimmbecken und Außensauna etwa brauche keiner – übrig bleibe ein kleines, gutes Bad. »Gegen die Ganztags-Vergnügungsbäder haben wir sowieso keine Chance.« Manfred Maurer (SPD) verwies auf die öffentliche Wahrnehmung der Diskussion: »So einfach ist es nicht.« Beschließen werde der Zweckverband – Wolfachs Rat könne nur seinen vier Vertretern eine Marschroute mitgeben. »Sich jetzt nur hinzustellen und zu sagen ›Da mach ich nicht mit‹, das funktioniert nicht.«
Geppert will Klartext bei Kosten
Neues vermochte Bürgermeister Thomas Geppert nicht zu vermelden: Die erhofften konkreten Zahlen für die Weiterentwicklung des Projekts und das Einsparpotenzial lagen nicht vor.
Damit standen die seit Mai bekannten 12,3 Millionen Euro im Raum. Mehrere Ratsmitglieder äußerten ihre Bedenken, ob die das Ende der Fahnenstange darstellen oder die Kosten im Bauverlauf noch weiter steigen. In der Diskussion bedauerte Geppert, dass »wir leider immer noch in einer deutlichen Minderheit stehen, die sagen: Es geht nicht«. Insbesondere die Folgekosten müssten verlässlich geregelt sein, um sie stemmen zu können. »Wenn wir das nicht können, muss man das ganz klar benennen. Unsere Kante ist klar und die vertreten wir auch so weiter.«